Mercedes verabschiedet sich mit Titel
Gary Paffett sichert sich im Finale seinen zweiten DTM-Titel – und dem scheidenden Autobauer den zehnten
HOCKENHEIM (dpa) - Die Tränen unterm Helm konnte er im tosenden Lärm des Final-Feuerwerks nicht mehr zurückhalten, vor den jubelnden Zuschauern stieg er dann glückselig auf das Dach seines Autos. Gary Paffett hat Mercedes am Sonntag auf dem Hockenheimring im letzten Rennen des Stuttgarter Autobauers in der DTM den insgesamt zehnten Titel in der Tourenwagenserie beschert. „Das ist der beste Tag überhaupt, wir haben so hart gekämpft“, sagte Paffett bei SAT1 mit schwer stockender Stimme: „Es ist wie im Märchen. Ich kann es gar nicht glauben.“
Der 37-Jährige ließ sich letztlich auch nicht mehr von der „irren Aufholjagd“(DTM-Chef Gerhard Berger) von Titelverteidiger René Rast von Platz eins verdrängen, der mit dem sechsten Sieg in Serie DTM-Geschichte schrieb. „Im Moment bin ich ein bisschen enttäuscht“, meinte Rast.
Nach 20 Rennen betrug der Rückstand des Audi-Piloten nur vier Punkte. Knapper waren die Entscheidungen nur 1987, 2007 und 2017 mit jeweils drei Punkten Unterschied. Im Ziel gratulierte Rast seinem Bezwinger, seine eklatant schwache erste Saisonhälfte erwies sich als zu großer Bremsklotz.
Paffett feierte seinen zweiten DTM-Titel und bekam das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht. Der erste lag schließlich bereits 13 Jahre zurück. „Der Gary hat es sich mega verdient“, betonte der überglückliche Teamchef Ulrich Fritz und kündigte eine Feier bis in die Morgenstunden an. Auf dem Podium nahm Paffett schon mal einen großen Schluck aus der Magnum-Flasche Schampus. „Es hat zu lange gedauert“, sagte er zu seiner Titel-Durststrecke.
Für Mercedes war es nach dem Gesamterfolg des Worndorfers Pascal Wehrlein 2015 der erste FahrerTitel – und es wird der letzte sein. Nach 30 Jahren steigt der Hersteller aus und will sich neben der Formel 1 verstärkt der Formel E widmen. Dafür plant Aston Martin seinen Einstieg zum Saisonstart 2019. Wehrlein, dessen langjähriger Vertrag mit Mercedes ausläuft, beendete sein letztes DTM-Rennen auf Rang 18; die Gesamtwertung schloss er im ersten Jahr nach seiner Rückkehr aus der Formel 1 mit 108 Punkten auf Platz acht ab.
Paffett, Rast und Paul di Resta, der als 14. im Rennen am Ende völlig enttäuschte, waren mit Titelchancen in das Finale gegangen. Sechs Punkte hatte Paffett vor di Resta gelegen, Rast 15 Zähler hinter dem Spitzenreiter. Mit Startplatz zwei hatte Rast noch einmal um weitere zwei Zähler verkürzt. Mindestens Vierter musste Paffett also werden, um definitiv vorn zu bleiben. Entsprechend kontrolliert fuhr er. Rast versuchte alles, seine erstaunlich starke zweite Saisonhälfte mit dem erneuten Titel zu krönen.
Nach dem neunten Saisonlauf hatte er noch mit gerade mal 23 Punkten auf dem 15. Gesamtrang gelegen. Paffett war zu dem Zeitpunkt auf 127 gekommen.