Am meisten zu feiern hatten die Grünen
Die ersten sechs Direktmandate in der Parteigeschichte – CSU stellt den Stimmenkönig
MÜNCHEN (dpa) - Eine Landtagswahl hat viel mehr zu bieten als Spekulationen über Rücktritte und mögliche Koalitionen. Sie produziert eine ganze Reihe von kuriosen Fakten und persönlichen Geschichten:
Größter Landtag aller Zeiten:
205 Abgeordnete werden im neuen Landtag sitzen – so viele wie nie zuvor. Weil die CSU bei den Zweitstimmen deutlich eingebüßt, gleichzeitig aber fast alle Direktmandate gewonnen hat, muss die Sitzverteilung im Parlament durch Ausgleichs- und Überhangmandate wieder angepasst werden. Sonst wäre die CSU deutlich überrepräsentiert. Bisheriger Höchststand: 204 Sitze – so viele Abgeordnete hatte der Landtag von 1950 bis 2003, bevor die reguläre Zahl der Mandate auf 180 verringert wurde.
Wahlbeteiligung:
Die höchste Wahlbeteiligung gab es im Stimmbezirk München-Land-Süd. 80,7 Prozent der Wahlberechtigten gaben dort ihre Stimme ab. In NürnbergWest waren es 59,9 Prozent – so wenige wie nirgendwo sonst. Der landesweite Durchschnitt lag bei 72,4 Prozent. Fast 850 000 Menschen gingen in diesem Jahr mehr zur Wahl als noch vor fünf Jahren.
Auszählung der Stimmbezirke:
Ging am schnellsten in Deggendorf. Schon gegen 21 Uhr am Wahlabend war der Stimmkreis komplett ausgezählt. Am längsten dauerte es im Stimmkreis München-Land-Nord. Das habe zum einen an der überraschend hohen Wahlbeteiligung gelegen sowie daran, dass viele der Wahlberechtigten erst kurz vor 18 Uhr zur Stimmabgabe gegangen seien, sagte eine Sprecherin. Daher habe die Auszählung vergleichsweise spät begonnen. Hinzugekommen seien technische Probleme bei der Übermittlung aus einem der Wahlkreise. Erst gegen zwei Uhr am Montagmorgen lag das vorläufige Endergebnis vor.
Direktmandat-Premiere:
Die Grünen gelten als die klaren Gewinner der Landtagswahl – nicht nur nach Zweitstimmen. Gleich sechs Direktmandate errangen sie am Sonntag. Es waren die ersten sechs bayerischen Direktmandate ihrer Parteigeschichte.
Kopf-an-Kopf-Rennen:
Dabei machten sie es häufig spannend. Im Münchner Stimmbezirk Moosach etwa trennten gerade mal 78 Stimmen oder 0,1 Prozent den Herausforderer der Grünen von der CSUDirektkandidatin. Schließlich musste sich Mechthilde Wittmann aber geschlagen geben. Der Grüne Benjamin Adjel sitzt fortan als Direktkandidat der Grünen im Landtag. Auch in Würzburg war es knapp. Der Grüne Patrick Friedl sitzt für die Partei im Landtag, nachdem er 0,7 Prozent oder 509 mehr Stimmen bekommen hat als der CSU-Mann Oliver Jörg.
Der Stimmenkönig:
Der Stimmenkönig bei den Direktmandaten kommt von der CSU. Finanzminister Albert Füracker gewann in Neumarkt in der Oberpfalz 50,3 Prozent der Erststimmen. In keinem anderen Stimmbezirk kam ein Direktkandidat auf einen so hohen Anteil.
SPD ohne Direktmandat:
Die SPD hat hingegen ihr einziges Direktmandat, das sie bei den Wahlen 2013 gewann, in diesem Jahr wieder verloren. Die Sozialdemokratin Ruth Waldmann muss den Landtag als Abgeordnete verlassen. Sie verlor in ihrem Landkreis München-Milbertshofen die Abstimmung gegen die Grünen-Spitzenkandidatin Katharina Schulze.
Aus nach fast 24 Jahren:
Am Sonntag hat es auch ein politisches Schwergewicht erwischt. Der frühere CSU-Bildungsminister Ludwig Spaenle wird dem Landtag nicht mehr als Abgeordneter angehören. Er war fast auf den Tag genau 24 Jahre lang dort vertreten. Nun verlor er in seinem Stimmbezirk MünchenSchwabing das Direktmandat an den Grünen Christian Hierneis. Über die Liste kann er nicht mehr in den Landtag einziehen, weil sämtliche CSUSitze mit Direktkandidaten besetzt werden.
Die Hochburgen von AfD und Freien Wählern:
Es fällt auf, dass Freie Wähler und die AfD in vielen Stimmbezirken Kopf an Kopf lagen. Am stärksten schnitt die AfD im östlichen Stimmkreis Regen, FreyungGrafenau ab. Auf 16,2 Prozent kam die Partei dort – und damit auf den gleichen Stimmanteil wie die Freien Wähler in einem anderen Bezirk. Deren stärkster Stimmbezirk heißt Kelheim, wo die Partei 24,6 Prozent holte.
Die stärksten Verluste:
In sämtlichen Stimmkreisen mussten sowohl die Sozialdemokraten als auch die Christsozialen Verluste wegstecken. Besonders heftig traf es die SPD im Stimmbezirk München-Mitte. 22,3 Prozentpunkte büßte die Partei dort ein. Es ist zugleich der höchste Stimmenverlust aller Parteien über alle Stimmkreise hinweg. Nur knapp dahinter liegt allerdings die CSU mit einem Verlust von 20,6 Prozentpunkten in Neuburg-Schrobenhausen.