Lindauer Zeitung

„Weil man ganz oben ist!“

Der Lindauer Jakob Dirmeier ist der beste Dachdecker-Lehrling Schwabens

- Von Isabel Kubeth de Placido

LINDAU – Ganz oben zu arbeiten ist Jakob Dirmeier das Allerliebs­te. Deshalb ist der junge Mann aus Lindau auch Dachdecker geworden. Und damit nicht genug. Seine Lehre hat der 20-Jährige sogar so gut abgeschlos­sen, dass er es zum Kammersieg­er 2018 im Ausbildung­sberuf Dachdecker der Handwerksk­ammer Schwaben gebracht hat. Übersetzt heißt das, dass er der beste Dachdecker­Lehrling Schwabens ist. In Zeiten, in denen das Handwerk händeringe­nd nach Nachwuchs sucht, nimmt der Lindauer deshalb durchaus eine Vorbildfun­ktion ein.

Flachdäche­r, Mansarden-, Walmoder Pultdächer. Bei all den unterschie­dlichen Dachformen sind dem frischgeba­ckenen Dachdecker­gesellen die Steildäche­r die allerliebs­ten. Warum? „Weil man ganz oben ist“, erklärt Jakob Dirmeier seine Vorliebe.

Besser als erwartet

Dass er mit seiner Auszeichnu­ng als Kammersieg­er 2018 auch unter den Dachdecker-Lehrlingen in ganz Schwaben ganz oben ist, ist dem 20jährigen Lindauer aber keineswegs zu Kopf gestiegen. „Damit hatte ich gar nicht gerechnet, ich war selbst überrascht“, gibt er offen zu und erzählt, dass er seine Prüfungen mit einem Zweier-Schnitt geschafft hat. „Ich habe eigentlich nur gehofft, dass ich die Prüfungen bestehe.“Denn, so erzählt er weiter, die Dachdecker­Lehre sei nicht ganz einfach. In Sachen Theorie hat er zwar die Gabe, dass er leichter lernt, was ihn interessie­rt. Doch die praktische­n Inhalte, die die Berufsschu­le verlange, hätten es besonders in sich gehabt. „Aber es ist machbar. Und je öfter man etwas macht, umso leichter wird’s“, macht er all jenen Mut, die noch das vor sich haben, was Jakob Dirmeier schon mit Bravour geschafft hat oder jene, die mit dem Gedanken spielen, den Dachdecker­beruf zu ergreifen.

Jakob Dirmeier selbst ist zur Dachdecker­ausbildung gekommen, weil er den Beruf quasi schon von klein auf kannte. Früher einmal war sein Vater nämlich Dachdecker. Als Kind hat ihn Jakob Dirmeier oft genug auf die Baustellen begleitet und war ihm zur Hand gegangen. Als er dann die Realschule besuchte, machte er zwei Praktika und damit war es für ihn entschiede­n. Was ihm an diesem Beruf besonders gut gefällt? „Dass man ständig draußen und immer an der frischen Luft ist“, ist das Eine. Und das Andere ist, „dass man abends sieht, was man gemacht hat“. Ganz abgesehen von den besagten Steildäche­rn, auf denen man ganz oben ist, und bei denen man am ehesten sehe, was man geleistet habe. „Gerade in Lindau kann man deshalb sagen: Das hab ich gemacht.“Im Gegensatz zu Flachdäche­rn. Denn die, so erklärt Jakob Dirmeier, verschwänd­en oftmals unter Kies oder Bepflanzun­gen. Und weil die Lindauer Firma „Wagenknech­t und Sohn“, bei der er seine Lehre gemacht hat und nun als Geselle weiterarbe­itet, eine kleine ist, kann Jakob Dirmeier auch zu Recht behaupten, dass ein Dach tatsächlic­h durch seiner Hände eigener Arbeit entstanden ist. Befriedigu­ng empfindet er, wenn er ein altes Dach neu eingedeckt hat und er am Ende sieht, wie gut es ausschaut. Und Zufriedenh­eit erfüllt ihn, Menschen glücklich gemacht zu haben. Nämlich immer dann, wenn es bei ihnen hinein geregnet hat. „Die Leute rufen an, und weil wir eine kleine Firma sind, können wir auch mal zwischendr­in kommen und das Dach dicht machen. Das freut die Leute.“

Verkürzte Lehrzeit

Dass er beim „Leistungsw­ettbewerb des Deutschen Handwerks 2018“als Bester abgeschnit­ten hat, freut den jungen Mann natürlich schon. Mehr Bedeutung hat für ihn allerdings, dass er seine Ausbildung beendet hat. Dass er jetzt „fertig“ist. Und das auch noch nach zweieinhal­b statt den üblichen drei Jahren. Damit ist er nicht länger Lehrling, sondern Geselle und verdient entspreche­nd mehr. Ob er nun noch einen Meister draufsetze­n wird, oder wie die Zukunft sonst aussehen könnte, darüber will sich der junge Mann erst zu einem späteren Zeitpunkt den Kopf zerbrechen. Denn schließlic­h: „Jetzt bin ich erst mal Geselle geworden.“

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FOTO: ISABEL KUBETH DE PLACIDO Jakob Dirmeier hat Spaß bei der Arbeit.

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