„Weil man ganz oben ist!“
Der Lindauer Jakob Dirmeier ist der beste Dachdecker-Lehrling Schwabens
LINDAU – Ganz oben zu arbeiten ist Jakob Dirmeier das Allerliebste. Deshalb ist der junge Mann aus Lindau auch Dachdecker geworden. Und damit nicht genug. Seine Lehre hat der 20-Jährige sogar so gut abgeschlossen, dass er es zum Kammersieger 2018 im Ausbildungsberuf Dachdecker der Handwerkskammer Schwaben gebracht hat. Übersetzt heißt das, dass er der beste DachdeckerLehrling Schwabens ist. In Zeiten, in denen das Handwerk händeringend nach Nachwuchs sucht, nimmt der Lindauer deshalb durchaus eine Vorbildfunktion ein.
Flachdächer, Mansarden-, Walmoder Pultdächer. Bei all den unterschiedlichen Dachformen sind dem frischgebackenen Dachdeckergesellen die Steildächer die allerliebsten. Warum? „Weil man ganz oben ist“, erklärt Jakob Dirmeier seine Vorliebe.
Besser als erwartet
Dass er mit seiner Auszeichnung als Kammersieger 2018 auch unter den Dachdecker-Lehrlingen in ganz Schwaben ganz oben ist, ist dem 20jährigen Lindauer aber keineswegs zu Kopf gestiegen. „Damit hatte ich gar nicht gerechnet, ich war selbst überrascht“, gibt er offen zu und erzählt, dass er seine Prüfungen mit einem Zweier-Schnitt geschafft hat. „Ich habe eigentlich nur gehofft, dass ich die Prüfungen bestehe.“Denn, so erzählt er weiter, die DachdeckerLehre sei nicht ganz einfach. In Sachen Theorie hat er zwar die Gabe, dass er leichter lernt, was ihn interessiert. Doch die praktischen Inhalte, die die Berufsschule verlange, hätten es besonders in sich gehabt. „Aber es ist machbar. Und je öfter man etwas macht, umso leichter wird’s“, macht er all jenen Mut, die noch das vor sich haben, was Jakob Dirmeier schon mit Bravour geschafft hat oder jene, die mit dem Gedanken spielen, den Dachdeckerberuf zu ergreifen.
Jakob Dirmeier selbst ist zur Dachdeckerausbildung gekommen, weil er den Beruf quasi schon von klein auf kannte. Früher einmal war sein Vater nämlich Dachdecker. Als Kind hat ihn Jakob Dirmeier oft genug auf die Baustellen begleitet und war ihm zur Hand gegangen. Als er dann die Realschule besuchte, machte er zwei Praktika und damit war es für ihn entschieden. Was ihm an diesem Beruf besonders gut gefällt? „Dass man ständig draußen und immer an der frischen Luft ist“, ist das Eine. Und das Andere ist, „dass man abends sieht, was man gemacht hat“. Ganz abgesehen von den besagten Steildächern, auf denen man ganz oben ist, und bei denen man am ehesten sehe, was man geleistet habe. „Gerade in Lindau kann man deshalb sagen: Das hab ich gemacht.“Im Gegensatz zu Flachdächern. Denn die, so erklärt Jakob Dirmeier, verschwänden oftmals unter Kies oder Bepflanzungen. Und weil die Lindauer Firma „Wagenknecht und Sohn“, bei der er seine Lehre gemacht hat und nun als Geselle weiterarbeitet, eine kleine ist, kann Jakob Dirmeier auch zu Recht behaupten, dass ein Dach tatsächlich durch seiner Hände eigener Arbeit entstanden ist. Befriedigung empfindet er, wenn er ein altes Dach neu eingedeckt hat und er am Ende sieht, wie gut es ausschaut. Und Zufriedenheit erfüllt ihn, Menschen glücklich gemacht zu haben. Nämlich immer dann, wenn es bei ihnen hinein geregnet hat. „Die Leute rufen an, und weil wir eine kleine Firma sind, können wir auch mal zwischendrin kommen und das Dach dicht machen. Das freut die Leute.“
Verkürzte Lehrzeit
Dass er beim „Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks 2018“als Bester abgeschnitten hat, freut den jungen Mann natürlich schon. Mehr Bedeutung hat für ihn allerdings, dass er seine Ausbildung beendet hat. Dass er jetzt „fertig“ist. Und das auch noch nach zweieinhalb statt den üblichen drei Jahren. Damit ist er nicht länger Lehrling, sondern Geselle und verdient entsprechend mehr. Ob er nun noch einen Meister draufsetzen wird, oder wie die Zukunft sonst aussehen könnte, darüber will sich der junge Mann erst zu einem späteren Zeitpunkt den Kopf zerbrechen. Denn schließlich: „Jetzt bin ich erst mal Geselle geworden.“