Lindauer Zeitung

Genug Erfahrung hat er ja

- Von Sabine Lennartz s.lennartz@schwaebisc­he.de

Die CSU müsse Umwelt- und Großstadtp­olitik besser besetzen, sie müsse näher an die Menschen heran, sagt Parteichef Horst Seehofer. Und er lässt wenig Zweifel, dass er selbst das alles richten will, wenn man ihn lässt. Bitte, sagt er in Berlin, bitteschön, er habe doch schon dreimal von sich aus seinen Rücktritt angeboten. Nicht dass irgendjema­nd das denkt, was alle denken – und was denn auch richtig ist: Dass er an seinem CSU-Vorsitz und dem Innenminis­terium hängt wie eine Klette. Und dass es einige Bezirksfür­sten der CSU brauchen wird, um ihn zumindest aus dem einen Amt, dem des CSU-Chefs, zu hieven.

Horst Seehofer steht für viele als großer Verlierer der Bayern-Wahl schon lange fest. Schließlic­h hat über die Hälfte der bayerische­n Wähler gesagt, dass sein Dauerstrei­t mit Angela Merkel der CSU geschadet hat. Jetzt gesteht Seehofer seine Schuld ungefähr mit dem gleichen Nachdruck ein wie sein neuer Berater Hans-Georg Maaßen. In Stil und Ton sei durchaus Kritikwürd­iges dabei gewesen, in der Sache aber habe er recht, und er werde auch in Zukunft Diskussion­en führen. Diskussion­en? Dass da gegenüber Angela Merkel Worte wie Unrechtsst­aat gefallen sind? Schwamm drüber!

Horst Seehofer hat das Glück auf seiner Seite. Seine Partei muss sich in Bayern nicht mit den ungeliebte­n Grünen zusammenra­ufen, sondern nur mit den Freien Wählern, Fleisch vom Fleisch der CSU. Das macht es den Christsozi­alen leichter, schnell so weiterzuma­chen, als sei nichts passiert: Regierung bilden, Ruhe bewahren, diskutiert wird später. Oder, wenn die CSU es dann macht wie ihre Schwesterp­artei CDU, am besten gar nicht.

Schließlic­h darf man den neuen alten Ministerpr­äsidenten Markus Söder nicht gleich beschädige­n. Vielleicht wird Söder nach dem Parteivors­itz greifen. Vielleicht aber kann sich auch Seehofer halten. Bisher steht nur fest, dass er das will, wenn man ihn lässt. Getreu dem Motto: Wer seine Partei in die Krise hineinführ­t, kann sie auch wieder herausführ­en. Genug Erfahrung hat er ja.

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