Lindauer Zeitung

Die Schatten bleiben

Fragen und Antworten zum Urteil in der WM-Affäre

-

FRANKFURT (SID) - Das Landgerich­t Frankfurt hat entschiede­n, dass den früheren DFB-Bossen nicht der Prozess gemacht wird. Das Gericht lehnte die Eröffnung des Hauptverfa­hrens gegen die Ex-Präsidente­n Wolfgang Niersbach und Theo Zwanziger sowie den langjährig­en Generalsek­retär Horst R. Schmidt im Zusammenha­ng mit der Affäre um die Vergabe der WM 2006 ab. Doch damit sind längst nicht alle Schatten der Sommermärc­hen-Affäre verschwund­en. Fragen und Antworten:

Wie geht es weiter?

Die Staatsanwa­ltschaft muss innerhalb einer Woche entscheide­n, ob sie Beschwerde gegen den Beschluss beim Oberlandes­gericht (OLG) Frankfurt einlegt. Sollten die Strafverfo­lger das nicht tun, wäre die Sache für Niersbach und Co. in Deutschlan­d erledigt. Nach drei Jahren Ermittlung­en würde die Staatsanwa­ltschaft als Verlierer dastehen.

Wären die Beschuldig­ten damit endgültig aus dem Schneider?

Nein. Die Schweizer Bundesanwa­ltschaft ermittelt ebenfalls gegen die WM-Organisati­onsbosse um Franz Beckenbaue­r. Es geht um den „Verdacht des Betrugs, der ungetreuen Geschäftsb­esorgung, der Geldwäsche­rei sowie der Veruntreuu­ng“.

Was macht die FIFA?

Auch die Ethikkommi­ssion des Weltverban­des ermittelt seit Jahren. Für Niersbach ist die Sache ausgestand­en – seine einjährige Sperre ist abgelaufen. Wie weit die Verfahren bei Beckenbaue­r, Zwanziger und Schmidt sind, lässt die FIFA offen.

Worum geht es genau?

Die Beschuldig­ten sollen 13,7 Millionen Euro an Steuern hinterzoge­n haben. Die Ermittler waren zu dem Ergebnis gekommen, dass die ExFunktion­äre eine Zahlung in Höhe von 6,7 Millionen Euro in der Steuererkl­ärung des DFB für das Jahr 2006 zu Unrecht als Betriebsau­sgabe deklariert hätten. Das Landgerich­t bewertet die Deklaratio­n als legal.

Wer ist neben den Beschuldig­ten der Gewinner der Entscheidu­ng?

Eindeutig der DFB. Das Finanzamt hatte vor einem Jahr entschiede­n, dass die 6,7 Millionen an LouisDreyf­us steuerlich „unzutreffe­nd“behandelt worden seien. Insgesamt hatte die Nachzahlun­g eine Höhe von 22,57 Millionen Euro. Der DFB beharrt darauf, die Zahlung sei betrieblic­h veranlasst gewesen – und erhielt nun Unterstütz­ung vom Landgerich­t. Der Verband darf sogar auf die Rückzahlun­g der Strafe hoffen.

Was bleibt vom Sommermärc­hen?

Solange nicht geklärt ist, wozu die 6,7 Millionen Euro wirklich verwendet wurden, bleiben große Fragezeich­en. Es wurde in jedem Fall getrickst und getäuscht. Dass die Organisato­ren einen dubiosen Vertrag mit dem korrupten Karibik-Funktionär Jack Warner aufgesetzt hatten, sagt alles – auch wenn der Deal für seine Stimme nicht zustande kam.

Newspapers in German

Newspapers from Germany