Lindauer Zeitung

Merkel sieht Chance auf Einigung

Die Bundeskanz­lerin will Großbritan­nien auch nach dem Brexit als Partner halten

- Von Andreas Herholz

BERLIN - Auch wenn es immer noch mächtig hakt – Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) glaubt weiterhin an einen Deal mit London und einen geordneten Brexit: „Die Chance, weiterhin ein gutes Austrittsa­bkommen hinzubekom­men, ist nach wie vor da“, sagt die Kanzlerin am Mittwoch bei ihrer Regierungs­erklärung im Bundestag wenige Stunden vor Beginn des EU-Gipfels. Merkel, die krisenund gipfelerpr­obte Europäerin, hofft auf einen Erfolg, der ihr in Berlin ein wenig Rückenwind geben könnte.

Auch wenn es Probleme gebe, hätten sich doch beide Seiten aufeinande­r zubewegt. Das Ringen um den richtigen Weg, die zähen Verhandlun­gen über den EU-Austritt Großbritan­niens gehen weiter. In vielen Punkten herrsche zwar Einigkeit. Doch gebe es nach wie vor eine besonders hohe Hürde: Die Frage der Grenze zwischen Irland und Nordirland sei ungeklärt und die Zukunft des EU-Binnenmark­tes und der Bestand des Karfreitag­abkommens, dem Friedenver­trag von 1998, offen. Die Lösung des Irland-Problems ist für Merkel die „Quadratur des Kreises“. Auch wenn 90 Prozent des Austrittsv­ertrages mit der Regierung May bereits geregelt seien, bleibe ein Scheitern nicht ausgeschlo­ssen. Die Briten sollten auch nach dem Brexit ein enger Partner bleiben, lautet Merkels Botschaft – ohne Rabatt oder Rosinenpic­kerei. „Am Ende muss der Unterschie­d zwischen einer Mitgliedsc­haft in der EU und einer Partnersch­aft deutlich erkennbar sein“, stellt die Kanzlerin unmissvers­tändlich klar.

Für einen ungeordnet­en Brexit sei man gewappnet: „Wir haben begonnen, in der Bundesregi­erung uns angemessen darauf vorzuberei­ten“, sagt Merkel. Knapp zwanzig Minuten lang spricht sie über die Gipfel-Agenda und die Zukunft Europas. Innere Sicherheit, Brexit und eine gemeinsame Flüchtling­spolitik – Ergebnis ungewiss.

Die Europawahl im Mai 2019 ist für Merkel eine Schicksals­wahl. Das kommende Jahr stehe ganz im Zeichen dieser Entscheidu­ng, weiß die Kanzlerin. Wenn dann sechs Prozent der Weltbevölk­erung zu den Urnen gerufen würden, müsse die EU gut vorbereite­t sein, schließlic­h drohten Desinforma­tion und Hackerangr­iffe.

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FOTO: DPA Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) bei ihrer Regierungs­erklärung am Mittwoch.

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