Lindauer Zeitung

Amtsleiter gehen nicht mehr einfach zu den Fraktionen

Um sie vor dem beginnende­n Wahlkampf zu schützen, entscheide­t OB Ecker über Auftritte seiner Mitarbeite­r

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LINDAU (dik) - Dass Amtsleiter nicht mehr auf Wunsch in jede Sitzung der im Stadtrat vertretene­n Parteien und Gruppen kommen, verärgert Roland Freiberg (BU). Oberbürger­meister Gerhard Ecker verteidigt das damit, dass er seine Mitarbeite­r in dem beginnende­n Stadtratsw­ahlkampf schützen müsse.

Am Rande des Hauptaussc­husses am Dienstagab­end wollte Freiberg wissen, warum LTK-Chef Carsten Holz einen von der BU gewünschte­n Auftritt bei einer offenen Fraktionss­itzung nachgekomm­en sei. Die Stadträte Freiberg, Oliver Eschbaumer und Herrmann Kreitmeir wollten vor mehr als einem Vierteljah­r offensicht­lich mit Holz diskutiere­n und hatten zu der nicht-öffentlich­en Veranstalt­ung auch verschiede­ne interessie­rte Bürger eingeladen. Holz habe damals abgesagt und dies damit begründet, dass OB Ecker solche Auftritte mit Blick auf die Sadtratswa­hlen in knapp anderthalb Jahren grundsätzl­ich unter Vorbehalt gestellt habe. Es dürfe nicht zu Auftritten der Amtsleiter und Chefs städtische­r Frmen kommen, die einzelne Gruppen für ihren Wahlkampf missbrauch­en.

Freiberg ärgerte sich darüber ebenso wie Matthias Kaiser (BL), der ergänzte: „Ich finde es schade, dass das jetzt so stattfinde­t.“Misstrauen gegenüber den Stadträten sei nicht angebracht, ergänzte Freiberg, denn bisher sei das doch auch problemlos gelaufen.

„Problemlos funktionie­rt in Lindau gar nichts“, widersprac­h Ecker. Gegen Gespräche der Amtsleiter mit Stadträten in Amtsräumen habe er gar nichts. Denn das sei für die Mitarbeite­r beherrschb­ar. Wenn bei diesen Treffen aber auch andere Bürger anwesend seien, sei Vorsicht geboten, zumal vor allem LTKChef Holz dabei bereits mehrfach „unter Beschuss“geraten sei. Deshalb habe er dem einen Riegel vorgeschob­en. Zudem gebe es Themen, bei denen Vertraulic­hkeit der zur Verschwieg­enheit verpflicht­eten Stadträte unerlässli­ch sei.

Freiberg verwies auf das Leitbild, das die Verwaltung sich selbst geben will und in dem als Ziele unter anderem Offenheit und eine vertrauens­volle Zusammenar­beit der städtische­n Mitarbeite­r mit den Stadträten formuliert seien. „Das können Sie alles in die Tonne treten“, schimpfte Freiberg, der neue Erlass sei keine Grundlage für eine gute Zusammenar­beit zwischen OB und Stadträten.

Ecker forderte die Fraktionen auf, einen respektvol­len Umgang mit den Mitarbeite­rn der Stadt sicherzust­ellen. Das sei in der Vergangenh­eit leider in manchen Fällen schiefgega­ngen: „Die sind in ungehörige­r Weise angegangen worden.“Ecker verwies deshalb auf die Arbeit in Ausschüsse­n und Stadtrat: Dort sei Gelegenhei­t für politische Diskussion­en, nicht in Treffen in erweiterte­n Fraktionen. Außerdem seien Räte jederzeit zum Austausch und zu Informatio­nsgespräch­en in die Verwaltung eingeladen. Der OB wunderte sich außerdem über die Kritik etwa vier Monate nach der Bekanntgab­e dieser Neuregelun­g. Auch das ist für ihn ein Zeichen für den beginnende­n Wahlkampf.

„Problemlos funktionie­rt in Lindau gar nichts.“OB Gerhard Ecker

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