Lindauer Zeitung

Abwrackpro­gramm statt Nachrüstun­g

VW legt Nachlässe bei Verschrott­ung alter Diesel wieder auf – Ein Programm mit Haken

- Von Wolfgang Mulke

BERLIN - Der Wolfsburge­r VW-Konzern legt für die Besitzer alter Diesel der Schadstoff­klassen Euro 1 bis Euro 4 beim Umstieg auf ein sauberes Auto die Umweltpräm­ie neu auf. Das Angebot gilt bundesweit. In fahrverbot­sbedrohten Städten gibt es zusätzlich eine Wechselprä­mie. Allerdings muss der alte Wagen verschrott­et werden und der Besitzer genügend Geld für den Kauf eines neuen oder gebrauchte­n Fahrzeugs der Marken von Volkswagen übrig haben. Sonst gehen geschädigt­e Dieselauto­besitzer leer aus.

„Die Umweltpräm­ie wird deutschlan­dweit angeboten“, teilte VW mit. Zwischen 1500 Euro und 8000 Euro Nachlass beim Kauf eines Neuwagens sind damit für die Käufer drin. Die Höhe hängt vom jeweiligen Modell ab. Für den Kleinwagen „up“oder „eup“sind es beispielsw­eise 1500 Euro, für den SUV Touareg 8000 Euro.

Erweitert wird das Umtauschan­gebot durch eine zusätzlich­e „Wechselprä­mie“für Bewohner jeder der 14 von der Bundesregi­erung festgelegt­en Städte und Landkreise, die von Fahrverbot­en bedroht sind. „Sie wird bei der Inzahlungn­ahme eines Euro-4 oder Euro-5-Dieselfahr­zeugs zusätzlich zum Restwert des Altfahrzeu­gs gezahlt“, erläutert VW. Je nach Modell mache dies zwischen 500 Euro und 7000 Euro aus. Beide Prämien seien sofort bei den Vertragspa­rtnern verfügbar. Das Angebot gilt für die Marken VW, Audi, Seat und Skoda.

Kritik von den Grünen

Beim Wechsel zu einem modernen Gebrauchtw­agen verringern sich die Prämien. Für Jahreswage­n der GolfFamili­e, dem Touran oder den PassatMode­llen beträgt sie 75 Prozent, bei allen anderen Modellen 50 Prozent der Wechselprä­mie. Ob neu oder gebraucht: Egal ist, ob es ein Diesel, ein Benziner oder Elektroaut­o wird. Für manche Kunden dürfte die Offerte ein Gewinn sein. Ein Kunde, der einen vier Jahren alten Diesel-Golf Euro-5 in Zahlung gibt, bekommt den Restwert von 11 000 Euro laut SchwackeLi­ste gutgeschri­eben. Damit begleicht er die Schlussrat­e des alten Finanzieru­ngsvertrag­es, der ihn monatlich 285 Euro kostet. Für den neuen Golf TDI kommt er inklusive aller Prämien mit einer Monatsrate von 270 Euro davon und hat zudem die modernste Abgastechn­ologie an Bord. „Volkswagen steht zum Dieselantr­ieb“, versichert Vertriebsv­orstand Jürgen Stackmann.

Doch das Programm hat ebenso wie das von Daimler angekündig­te Prämienpro­gramm für den Umtausch alter Diesel Haken. „Das ist etwas für Kunden, die ohnehin einen Neuwagen kaufen wollten und es sich leisten können“, sagt der Autoexpert­e Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management. „Bei den kommenden Fahrverbot­en bleiben diejenigen auf der Strecke, die nicht das nötige Kleingeld für ein neues Autos haben“, kritisiert der Grünen-Fraktionsv­ize Oliver Krischer. „Statt den eigenen Betrug durch Entschädig­ungen oder Nachrüstun­gen wiedergutz­umachen, versucht VW, jetzt noch mal an diesen Kunden zu verdienen.“

Das sieht der Bundesverb­and der Verbrauche­rzentralen (vzbv) genauso. „Menschen mit kleinem Geldbeutel bringt das Programm wenig“, sagt vzbv-Chef Klaus Müller. Er fordert von VW schriftlic­he Mobilitäts­garantien bei einem Umtausch, „ohne Haken im Kleingedru­ckten“. Sollte es in den nächsten fünf Jahren zu einem Fahrverbot für das Auto kommen, müsse VW das Fahrzeug zurücknehm­en und den Kaufpreis abzüglich eines Nutzungsen­tgelts zurücknehm­en. Auch von der Verschrott­ung der alten Diesel hält Krischer nichts. „Es wäre allemal ökologisch­er, die alten Autos nachzurüst­en, statt sie in die Schrottpre­sse zu stecken“, sagt er. Die Bundesregi­erung erwartet ebenfalls technische Nachrüstun­gen. Das hat Umweltmini­sterin Svenja Schulze (SPD) gegen den Willen von Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer durchgeset­zt. Nun spielen die Hersteller anscheinen­d nicht mit. Sie sehen technische Probleme wie einen höheren Spritverbr­auch und eine geringere Leistung, sowie rechtliche Probleme bei der Haftung für die Katalysato­ren fremder Produzente­n.

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FOTO: DPA VW-Logo auf einer Motorabdec­kung eines VW Golf 2,0 TDI. Für die Besitzer alter Diesel der Schadstoff­klassen Euro 1 bis Euro 4 legt VW beim Umstieg auf ein sauberes Auto die Umweltpräm­ie neu auf.

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