Lieber mit einem echten Freund
Zum Artikel „Gekaufte Freunde sind die besten“(18.10.): Dass der Schein häufig strahlender ist als das Sein, ist nicht neu. In Japan kaufen sich zumeist junge Menschen jetzt schon bei einer Agentur „Freunde“, um das weltweit gepostete Selfie mit strahlenden und unsagbar glücklichen Gesichtern aufzuwerten. Beim Lesen bleibt einem das anfängliche Lachen sehr schnell im Halse stecken. Die sozialen Netzwerke bescheren uns nicht nur morgentliche Tweets aus Amerika und Fluten von Hassmails, sondern auch eine Generation von offensichtlich sehr einsamen, verunsicherten Menschen.
Ich empfehle, einfach mal mit einem (analogen, also echten) Freund ein Bier trinken zu gehen, diese Aktion dann nicht per Handy zu dokumentieren und zu posten, sondern dabei in Ruhe die häufig großflächig hautbebilderte und ständig in eine kleine viereckige Kiste starrende oder auch darauf hin- und herwischende, mit Kopfhörer ausgestattete, vorbeieilende Masse zu beobachten. Wenn man das eine gewisse Zeit aushält, wird man verblüfft feststellen, dass das Bier auch offline schmeckt, dass der Wind ganz ohne App sachte weht, dass ein echtes Kind und nicht Alexa nebenan brabbelt und man mit dem Freund gegenüber ein gutes Gespräch führt. Einfach so. Das ganze nennt man dann Leben. Steffen Dietze, Biberach
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