Lindauer Zeitung

Engel der Kulturen kommt nach Lindau

Künstler Carmen Dietrich und Gregor Merten bringen ihre Friedensak­tion auf die Insel

- Von Dirk Augustin

LINDAU - Als eine von etwa 200 Städten in Europa beteiligt sich Lindau an der Kunstaktio­n „Engel der Kulturen“. Die Aktionskün­stler Carmen Dietrich und Gregor Merten wollen damit ein Zeichen für den Frieden setzen. Lindau nimmt als eine der letzten Städte teil, bevor am Ende eine Säule in Jerusalem für den Frieden wirbt. Schulklass­en und andere Gruppen können sich noch beteiligen.

Rebekka Scheiner hat den Engel der Kulturen nach Lindau geholt. Gregor Merten hat früher in der „Fischerin“ausgestell­t, als ihr Vater dort noch Wirt war. Privat habe der Künstler vor etwa einem Jahr ihre Eltern besucht und dabei von der Aktion des Engel der Kulturen erzählt. Schnell entstand die Idee, dass auch Lindau dabei sein sollte.

Der Engel der Kulturen ist aus Zufall entstanden

Scheiner, die im Kulturamt eigentlich für das Theaterpro­gramm verantwort­lich ist, stellte das Projekt im Amt vor, wo sie auch auf begeistern­de Zustimmung traf. Dies umso mehr, als in Lindau im kommenden August die Tagung von Religions for Peace stattfinde­t, das sich für Frieden unter allen Religionen einsetzt.

Die Künstler suchten über einige Jahre ein Symbol, das für ein friedliche­s Miteinande­r der Menschen steht, die sich in Herkunft, Kultur und Religion unterschei­den. Beim Experiment­ieren entstand ein Kreis, in dem die Symbole der der drei abrahamiti­schen Religionen, also Christentu­m, Judentum und Islam, enthalten sind. Sie stehen im größtmögli­chen Abstand voneinande­r und sind doch nicht zu trennen. Die Künstler haben es zuerst gar nicht bemerkt: Aber wenn man das ausschneid­et, entsteht die Form eines Engels.

Ein Engel bleibt in Lindau, einer geht in eine andere Stadt

Damit war der Name der Kunstaktio­n klar, die seit 2010 durch Europa zieht. In jede Stadt bringen die Künstler eine etwa 1,50 Meter große rollende Skulptur mit, die dann möglichst viele Teilnehmer durch die Stadt zu verschiede­nen Glaubensor­ten oder öffentlich­en Einrichtun­gen rollen. Dort erzeugen die Künstler mit Sand das Bild eines Engels. Während dieser bewusst vergänglic­h ist, weil Wind und Wetter ihn irgendwann verschwind­en lassen, bleibt ein anderer Engel der Kulturen der Stadt erhalten. Denn die Künstler bringen einen Stahlring mit, aus dem ein neuer Engel der Kulturen herausgesc­hnitten wird.

Dabei entstehen zwei Teile: Der Engel, das Innenteil, wird Teil einer aufgeschic­hteten Säule aus all den Engeln der verschiede­nen beteiligte­n Städte von Hamburg über Brüssel, Lindau, Sarajewo und Tel Aviv. Diese Säule wird spätestens 2020 in Jerusalem aufgestell­t, wo die drei Religionen oft gar nicht friedlich aufeinande­r prallen. Die Säule soll dort den Friedenswi­llen ungezählte­r Menschen zeigen, die sich an der Aktion beteiligt haben.

Der Ring wird mit blau eingefärbt­em Spezialbet­on und einem Rahmen aus Aluminium in den Boden eingelasse­n und soll auf Dauer Lindaus Engel der Kultur bleiben. Wo der Engel hinkommen soll, ist laut Scheiner noch unklar. Auch weiß sie noch nicht, welchen Engel Lindau erhalten wird und wo der Lindauer Engel bleiben wird. Denn jede Stadt bekommt den Engel, der in der vorherigen ausgeschni­tten wurde. So sind alle beteiligte­n Städte miteinande­r verbunden.

Möglichst viele Linauer sollen am 6. Juni mitmachen

Scheiner ist ganz begeistert von der Aktion, die in Lindau am 6. Juni des kommenden Jahres stattfinde­n soll. Dabei hofft sie und auf ganz viele Mitstreite­r. Denn die Lindauer sind aufgerufen, sich zu beteiligen. Schulklass­en, Seniorenru­nden, aber auch Einzelpers­onen können mitmachen. „Ich habe schon 100 000 Ideen, aber eigentlich sollen die Schulen und Gruppen ihre eigenen Ideen entwickeln“, sagt Scheiner im Gespräch mit der LZ: „Da kann jegliche Kunst entstehen.“In anderen Städten gab es Kindermala­ktionen, Theaterstü­cke, Konzerte und anderes zum Thema Frieden, Toleranz und Miteinande­r der Menschen und Religionen. Drei Schulen haben bereits zugesagt, auch die Friedensrä­ume werden sich beteiligen. Scheiner findet, dass sich das Thema vor allem für Ethikklass­en eignet, also für solche Kinder, die keinen konfession­ellen Religionsu­nterricht haben. Da es in Lindau zwar evangelisc­he und katholisch­e Kirchen und auch eine Moschee gibt, aber keine Synagoge, will Scheiner Kontakt zur jüdischen Gemeinde in Hohenems aufnehmen.

Die Künstler werden alles dokumentie­ren, was an dem Tag stattfinde­t, an dem der Engel der Kulturen auf der Lindauer Insel gastiert. In der kommenden Woche werden Dietrich und Merten nach Lindau kommen, um sich Orte auf der Insel anzuschaue­n und vieles andere zu besprechen. Scheiner hofft, dass sich bis dahin weitere am Frieden interessie­rte Lindauer bei ihr melden.

 ?? FOTO: PRIVAT ?? Mit dieser Skulptur werden die Aktionskün­stler Carmen Dietrich und Gregor Merten auch in Lindau ein Zeichen für Frieden setzen. Es zeigt die Symbole von Christentu­m, Judentum und Islam, die aus einem Ring ausgeschni­tten sind und damit das Bild eines Engels ergeben.
FOTO: PRIVAT Mit dieser Skulptur werden die Aktionskün­stler Carmen Dietrich und Gregor Merten auch in Lindau ein Zeichen für Frieden setzen. Es zeigt die Symbole von Christentu­m, Judentum und Islam, die aus einem Ring ausgeschni­tten sind und damit das Bild eines Engels ergeben.

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