Trumps Tanz auf dem Vulkan
Es ist die Pose, in der Donald Trump sich gefällt. Wo andere sondieren, abwägen, geduldig den Dialog suchen, zieht er kurzerhand den Stecker. In der Pose des resoluten Entscheiders kündigt er den Ausstieg aus einem Abrüstungsabkommen an, das so selbstverständlich zu den Säulen der europäischen Sicherheitsarchitektur gehört, dass man kaum noch darüber sprach: Der INF-Vertrag, geschlossen von Ronald Reagan und Michail Gorbatschow, verbietet seinen Unterzeichnern seit 1987 den Besitz landgestützter, atomar bestückter Kurzund Mittelstreckenraketen.
In Trumps Augen ist er nur ein weiteres Beispiel dafür, wie die USA übervorteilt werden, während andere sich ins Fäustchen lachen, weil sie mit gezinkten Karten spielen. Der US-Präsident wirft Russland vor, den Deal durch die Entwicklung neuer Raketen zu verletzen. Nur ergibt sich daraus die logische Frage, warum er sein angeblich so gutes Verhältnis zu Wladimir Putin nicht nutzt, um den Streit beizulegen. Warum er auf den robusten Alleingang setzt, statt auf stille Diplomatie.
Teil der Antwort ist wohl die Tatsache, dass sich mit John Bolton ein sogenannter Falke, ein Hardliner, durchgesetzt hat, der von Abrüstungskompromissen generell nichts hält. Seit April Sicherheitsberater im Weißen Haus, drückt er der amerikanischen Außenpolitik offenbar zusehends seinen Stempel auf. Bei Trump, der sein Land schon vom Rest der Welt ausgenutzt sah, als in Berlin noch die Mauer stand, stößt Bolton auf offene Ohren.
Zudem scheint er an den Erfolg einer Taktik zu glauben, bei der man nach dem Muster harter Immobilienverhandlungen erst vom Tisch aufzustehen droht, um später vielleicht nachzugeben. Ob beim Handelsabkommen mit Südkorea oder der Neuauflage des Nafta-Vertrags mit Kanada und Mexiko – in beiden Fällen konnte er Zugeständnisse verbuchen, auch wenn sie geringer ausfielen, als er es immer darstellt. Ob die Causa INF den Hardliner Trump oder den Pokerspieler Trump erlebt, muss sich zeigen. Ein Tanz auf dem Vulkan wird es allemal.