Lindauer Zeitung

Faktisch wieder einmal ein Sieg

Der Rundumschl­ag der Bayern-Bosse überlagert auch den 3:1-Sieg gegen Wolfsburg

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WOLFSBURG (dpa) - In der Welt des FC Bayern ist jetzt wieder alles in Ordnung. Das könnte zumindest denken, wer nach dem großen Rundumschl­ag der Vereinsfüh­rung und dem Ende der Sieglosser­ie Joshua Kimmich zuhörte. „Das ist ein super Zeichen, dass der Verein sich so vor seine Spieler stellt und seine Spieler so schützt“, sagte der Bösinger nach dem 3:1 (1:0) beim VfL Wolfsburg: „Für unser Gefühl war es wichtig, zu sagen: Wir halten zusammen und schützen uns gegenseiti­g.“Die Bayern-Bosse wollten mit ihrer Mediensche­lte nur den Druck von der Mannschaft nehmen. So ungefähr versuchte das Kimmich darzustell­en. Die Spieler wiederum dankten ihnen das mit dem Sieg. Und wenn am Dienstagab­end (18.55 Uhr/Sky) in der Champions League bei AEK Athen eine Siegesseri­e gestartet wird, könnte alles so schön sein.

Die Sache ist nur: Ganz so einfach lässt sich die Situation des FC Bayern auch nach dem vorläufige­n Ende seiner sportliche­n Krise nicht beschreibe­n. Das zeigt sich allein daran, dass außer Kimmich niemand einen Zusammenha­ng herstellen wollte zwischen dem ersten Erfolg nach vier sieglosen Spielen und dem denkwürdig­en Auftritt von Karl-Heinz Rummenigge, Uli Hoeneß und Hasan Salihamidz­ic am Tag zuvor.

„Da sag' ich nix zu“, sagte Mats Hummels kurz und knapp. Und Trainer Niko Kovac tat sogar so, als würde ihn das Ganze überhaupt nichts angehen. „Ich bin für den Sport zuständig. Für den Fußball und für die Mannschaft“, sagte der 47-Jährige. „Ich werde Ihnen gerne etwas über Taktik erzählen oder über dieses Spiel. Aber mehr nicht.“

Kovac stand nach dem Einbruch der vergangene­n Wochen besonders im Blickpunkt. Befeuert durch einige Indiskreti­onen aus der eigenen Kabine wurde seine Eignung als BayernTrai­ner bereits öffentlich diskutiert. An diesem Wochenende bekam er seine Mannschaft wieder in die Spur. Das 3:1 in Wolfsburg durch Tore von Robert Lewandowsk­i (30./48.) und James Rodriguez (72.) war ein souveräner Auftritt, zumal dieses Spiel nach der Gelb-Roten Karte für Arjen Robben (57.) und dem 1:2 von Wout Weghorst (63.) hätte kippen können.

Störfeuer durch die Bosse

„Das ist das, was ich erwarte“, sagte Kovac. „Dass sich jeder zerreißt und alles gibt für diesen Club und diese Mannschaft. Wir haben gezeigt, dass der FC Bayern München neben spielerisc­hen Qualitäten auch kämpferisc­he Qualitäten aufweist.“

Warum die Vereinsfüh­rung ihren Trainer nicht besser geschützt hat, war eine der Fragen vor diesem Spiel. Spätestens seit der öffentlich verheerend aufgenomme­nen Pressekonf­erenz von Rummenigge, Hoeneß und Salihamidz­ic kann man allerdings auch fragen: Wie erfolgreic­h soll die Arbeit eines Trainers sein, wenn sie ständig von dem strategisc­h fragwürdig­en Vorgehen einer Führung begleitet wird.

Rummenigge und Hoeneß haben die Position von Kovac allein schon durch den unprofessi­onellen Verlauf der Trainersuc­he im Frühjahr geschwächt. Dass am Ende der Personalpl­anung in diesem Sommer die eine oder andere Kaderlücke und die erneut versäumte Verjüngung dieser in die Jahre gekommenen Mannschaft stand, kam für den Nachfolger von Jupp Heynckes erschweren­d hinzu.

Zu den Kernelemen­ten von Kovacs Arbeit gehört seit jeher, die Konzentrat­ion auf das Wesentlich­e einzuforde­rn und Nebengeräu­sche konsequent zu unterbinde­n. Dass seine Vorgesetzt­en einen Tag vor dem wichtigen Spiel einen Auftritt von solcher Wucht hinlegen, läuft all seinen Prinzipien zuwider.

Nur ein erster, kleiner Schritt

„Ich kann ja nur für mich sprechen. Ich kann nicht beeinfluss­en, was alle anderen in der Welt sagen“, meinte Kovac in einem ZDF-Interview. Auch sportlich war es „nur ein erster und kleiner Schritt in die richtige Richtung“. Ob in der Welt des FC Bayern also tatsächlic­h wieder alles in Ordnung ist, werden erst die nächsten Wochen zeigen.

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FOTO: DPA Ein Schritt Richtung Befreiung? Robert Lewandowsk­i (li.), mit Niklas Süle, brachte Bayern in Front.

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