Nach Schicksalsschlag auf keinen Fall allein bleiben
Gespräche mit Vertrauten, Entspannungsübungen oder Bewegung helfen, damit Betroffene keine Belastungsstörung entwickeln
KREFELD (dpa) - Eben noch war alles in Ordnung, dann kommt der Anruf: Jemand Geliebtes ist gestorben. Ein solcher Schicksalsschlag kann einen Menschen zumindest kurzfristig aus der Bahn werfen – genauso wie Unfälle, Gewalterfahrungen, Naturkatastrophen oder andere Umstände, die das Leben völlig auf den Kopf stellen.
Direkt nach einem solchen Erlebnis stelle sich häufig eine Belastungsreaktion ein, erläutert der Berufsverband Deutscher Nervenärzte (BVDN). Sie zeigt sich durch Desorientierung, Unruhe oder Hyperaktivität. Viele können nicht in Worte fassen, was geschehen ist. Idealerweise werden Betroffene noch vor Ort im Rahmen einer psychologischen Krisenintervention versorgt.
Anschließend können Betroffene auch selbst dazu beitragen, die Situation besser zu bewältigen. Es sei zum Beispiel sinnvoll, den gewohnten Tagesablauf beizubehalten oder wieder aufzunehmen. Auf keinen Fall sollten die Betroffenen alleine bleiben und das Erlebte mit sich selbst ausmachen. Mit anderen zu sprechen, sei wichtig, um alles zu verarbeiten.
Um Spannung abzubauen, sind Entspannungsübungen oder körperliche Aktivität hilfreich. Verzichten sollten Betroffene weitgehend auf Alkohol, raten die Psychiater. Auch wenn der Mensch eigene Kräfte zur Selbstheilung mobilisieren kann, sei es manchmal sinnvoll, sich in den ersten Wochen psychologisch begleiten zu lassen.
Durchleben Betroffene auch mehr als vier Wochen später das Ereignis immer wieder – man nennt das Nachhallerinnerung oder Flashback – können sie zudem nicht richtig schlafen, werden sie tagsüber vonBildern eingeholt oder plagen sie nach wie vor Alpträume, sollten sie sich an einen Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie wenden. Denn aus einer akuten Belastungsreaktion kann sich eine Posttraumatische Belastungsstörung entwickeln. Dabei handelt es sich um eine schwere psychische Erkrankung, die jeden treffen kann, auch Kinder. Eine solche Störung ist jedoch mittels einer traumafokussierten Psychotherapie sowie gegebenenfalls mit Medikamenten behandelbar.