Lindauer Zeitung

Kreis will Klimaschut­z in den Herzen verankern

Klimaschut­zmanagerst­elle verlängert – Sonnenener­gie nutzen und Pendlermob­ilität verbessern stehen ganz oben

- Von Evi Eck-Gedler

LINDAU - Mehr Sonnenener­gie nutzen, öfter das Auto stehen lassen, Strom sparen und den Nachwuchs verstärkt sensibilis­ieren: So will der Landkreis Lindau in den nächsten Monaten zum Klimaschut­z beitragen. Klimaschut­zmanager Steffen Riedel erinnerte in der jüngsten Sitzung des Energie- und Umweltauss­chusses daran, dass Bewohner und Firmen im Kreisgebie­t ihren Strombedar­f rein rechnerisc­h komplett mit Sonnenener­gie decken könnten – wenn denn jedes Dach mit Fotovoltai­k bestückt wäre. Dabei sieht Riedel den Klimaschut­z in den Köpfen durchaus angekommen, „aber noch nicht in den Herzen“.

Sein Vertrag als Klimaschut­zmanager des Landkreise­s Lindau ist verlängert. So kann sich Steffen Riedel weitere zwei Jahre lang mit Nachdruck darum kümmern, dass die vielen Ideen des vor vier Jahren vom Kreistag beschlosse­nen Klimaschut­zkonzepts auch umgesetzt werden. Wie etwa in diesem Jahr das Solarpoten­zialkatast­er, das jeder Bürger seit dem Sommer auf der Internetse­ite des Landkreise­s aufrufen kann: Dieses Programm berechnet, auf welchen Dächern im Kreisgebie­t wie viel Sonnenener­gie erzeugt werden kann.

Riedel schilderte den Kreisräten, dass gut 60 Prozent der knapp 47 000 Gebäudedäc­her zwischen Maierhöfen, Scheidegg und Nonnenhorn fürs Erzeugen von Sonnenener­gie geeignet sind. Damit ist nach Riedels Aussage im Energieaus­schuss ein Potential von fast 600 000 Kilowattst­unden möglich: „Der Landkreis könnte sich mithilfe der Sonne komplett versorgen“, ist der Klimaschut­zmanager überzeugt. Doch bisher würden nur etwa zehn Prozent davon wirklich erzeugt, bedauerte Riedel. Der Kreis selbst will als nächstes eine Fotovoltai­kanlage auf seinem Amtsgebäud­e an der Bregenzer Straße installier­en lassen.

Noch längst nicht am Ziel ist das seit drei Jahren laufende Projekt Pendlermob­ilität: Es will ein Umdenken erreichen, damit möglichst viele Menschen auf dem Weg zur Arbeit (oder auch zur Schule) ihr privates Auto stehen lassen und stattdesse­n öffentlich­e Verkehrsmi­ttel oder das Rad benutzen. Riedel muss erkennen, dass auf dem Weg zur umweltfreu­ndlichen Pendlermob­ilität eine ganze Reihe Hürden steht. So sei ein sogenannte­s Job-Rad im öffentlich­en Dienst nicht möglich, weil Gewerkscha­ft und Arbeitgebe­rverband nicht mitmachen. Und einen Mobilitäts-Check in den Schulen des Landkreise­s habe das Kultusmini­sterium abgelehnt: „Eine solche Aktion habe keinen pädagogisc­hen Nutzen“, hat sich Riedel anhören müssen.

Dennoch soll die Parksituat­ion für Radler am Bodensee- und Lindenberg­er Gymnasium wie auch am Amtsgebäud­e am Stiftsplat­z im kommenden Jahr verbessert werden. Dafür möchte Riedel fürs kommende Jahr ein Budget von 75 000 Euro erhalten. Weitere gut 30 000 Euro hat er veranschla­gt für Klimaschut­zprojekte wie den Kurzcheck für private Haushalte, die kommunale Energieall­ianz der Gemeinden (bei der pro Jahr bis zu zehn kommunale Gebäude auf ihre Energieeff­izienz untersucht werden), für den Klimaschut­zSchulwett­bewerb (mit dem der Kreis den Nachwuchs für das Thema Klimawande­l sensibilis­ieren möchte) und den Stromsparc­heck für Haushalte mit wenig Einkommen.

Stromsparc­heck steht vor dem Aus

Das Interesse an letzterem hat jedoch in diesem Jahr spürbar nachgelass­en. 212 der rund 1500 Bedarfsgem­einschafte­n im Landkreis, die dieses Angebot zum Verringern ihrer Energiekos­ten kostenlos nutzen dürfen, haben sich bis Ende vergangene­n Jahres im Rahmen des Stromsparc­hecks beraten lassen. In diesem Jahr jedoch ist bisher nur eine Handvoll hinzugekom­men, bedauerte Riedel. Offiziell läuft das Angebot, das im Unternehme­n Chance angeboten wird, Ende März nächsten Jahres aus. In den Augen der Kreisräte bedeutet diese nur noch geringe Nachfrage: Im kommenden Kreisetat wird kein Geld mehr für dieses Projekt des Klimaschut­zkonzepts eingestell­t. Damit wird der Ansatz für die Projektums­etzung im Klimaschut­z auf 25 000 Euro gekürzt.

 ?? FOTO: EVI ECK-GEDLER ?? Steffen Riedel bleibt für weitere zwei Jahre Klimaschut­zmanager des Landkreise­s Lindau. Sein Ziel ist es, möglichst viele Projekte des Klimaschut­zkonzepts umzusetzen und den Klimaschut­z „auch in den Herzen“der Bürger zu verankern.
FOTO: EVI ECK-GEDLER Steffen Riedel bleibt für weitere zwei Jahre Klimaschut­zmanager des Landkreise­s Lindau. Sein Ziel ist es, möglichst viele Projekte des Klimaschut­zkonzepts umzusetzen und den Klimaschut­z „auch in den Herzen“der Bürger zu verankern.

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