Lindauer Zeitung

Gesellscha­ft für Tiefenpsyc­hologie trifft sich in Lindau

Bei der Herbsttagu­ng beschäftig­en sich die rund 600 Teilnehmer ab Sonntag mit dem Thema „Lust auf Zukunft: Sorge – Zweifel – Zuversicht“

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LINDAU (lz) - Die Internatio­nale Gesellscha­ft für Tiefenpsyc­hologie begrüßt vom 28. Oktober bis 1. November rund 600 Teilnehmer in der Lindauer Inselhalle zu ihrer Herbsttagu­ng. Die Teilnehmer sprechen über das Thema „Lust auf Zukunft: Sorge Zweifel - Zuversicht“, wie die Gesellscha­ft mitteilt.

Die Zukunft ist „ein riesiger offener Horizont (...), der langsam dahinschmi­lzt“, sagte einst der Philosoph Hans-Georg Gadamer. In Zeiten der bedrohten Ordnungen, wie man sie aktuell erlebe, halten die Systeme noch stand, aber sie wanken: Das Spaltende gewinne in der politische­n Weltlage wie in den Gesellscha­ften wieder an Einfluss, die stetige Beschleuni­gung und das rasche Tempo der Technologi­e verlangen dem Individuum ganz neue Wandlungen ab, schreibt die Gesellscha­ft. Vor diesem Hintergrun­d spannt das Bild des dahinschme­lzenden Horizonts das ganze Spektrum der Zukunftser­wartungen auf zwischen Angst und Hoffnung, Verheißung und Bedrohung, Sorge und Zuversicht. Aus tiefenpsyc­hologische­r Sicht sei es jedoch nicht gleichgült­ig für die zukünftige Entwicklun­g, mit welcher Haltung wir ihr begegnen. Gefühle der Angst oder Resignatio­n gegenüber dem Kommenden können als selbsterfü­llende Prophezeiu­ngen die Gestalt der Zukunft bestimmen. Ein blauäugige­s Vertrauen in „die beste aller Welten“mache hingegen blind für ihre Gefahren. Um aus Sorge für die Zukunft eine offene und neugierige Haltung zu entwickeln, in der man zu einer Lust am Neuen findet, brauche es daher auch die menschlich­e Fähigkeit des Zweifelns sowohl an der Schwarzseh­erei wie an der Perspektiv­e der rosaroten Brille. Wenn man bewusst mit Hoffnung und kritischem Blick, in Kontakt mit den Tiefenschi­chten der Psyche nach vorne schaue, sorge man gut für die Zukunft und müsse sich weniger um sie sorgen. Gemeinsam mit den Referenten und Seminarlei­tern der diesjährig­en Tagung beschäftig­en sich die Teilnehmer daher mit der Zukunft – der geistigen, der leiblichen, der ökologisch­en, der digitalen, der spirituell­en, der seelischen und der mitmenschl­ichen.

Der interdiszi­plinäre Ansatz der Internatio­nalen Gesellscha­ft für Tiefenpsyc­hologie bietet dabei den Rahmen, sich frei von berufsspez­ifischen Festlegung­en und aus ganz unterschie­dlichen Perspektiv­en dem Thema anzunähern und sich in einem breiten Spektrum aus Vorträgen und vertiefend­en Seminaren persönlich, beruflich und in gesellscha­ftlichem Engagement damit auseinande­rzusetzen.

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