Klinikverbund soll kommunal bleiben
Gemeinderat bewilligt 22,5 Millionen Euro
FRIEDRICHSHAFEN (ras) - Der Gemeinderat hat seine Zustimmung zu der Finanzspritze in Höhe von 22,5 Millionen Euro für den Klinikverbund Friedrichshafen, Tettnang und Weingarten (Medizincampus Bodensee, MCB) gegeben. In erster Linie solle dieser Verbund in kommunaler Trägerschaft bleiben. Grund für den Millionenbedarf ist laut Oberbürgermeister Andreas Brand und Klinikum-Geschäftsführer Johannes Weindel unter anderem eine verfehlte Gesundheitspolitik des Bundes. Andreas Brand sprach am Montag Klartext. Er wolle in die Vergangenheit, die Gegenwart und vor allem die Zukunft des Klinikverbundes schauen. In den vergangenen Jahren habe dieses Klinikum beachtliche Ergebnisse geliefert, habe schwarze Zahlen geschrieben, jetzt sei eine Unterstützung nötig. Die Gelder fließen laut Brand in Investitionsprojekte, Instandhaltung, Betriebskosten, Anlaufverlustausgleich und eine Bürgschaft. „Das ist eine gewaltige Summe, aber ich möchte vorneweg sagen, dass wir diese Finanzierung vorschlagen, um das kommunale Klinikum auch weiterhin in kommunaler Trägerschaft zu halten“, sagte Andreas Brand. Es gehe somit weder um Verkauf oder Privatisierung, „das war, ist und wird nicht das Ziel sein“.
Die dunklen Wolken, die jetzt am Horizont auftauchen, will der OB wieder in Sonnenschein wandeln, will einen Weg zu einem wieder ausgeglichenen Ergebnis finden. „Das wird anstrengend werden und nicht schmerzfrei“. Der Gemeinderat aber ebnete den Weg – einstimmig.
Die Gelder setzen sich aus dem Ausgleich der Verluste zusammen. Das sind in Friedrichshafen 1,9 Millionen Euro, in Tettnang 1,4 Millionen Euro und in Weingarten 2,6 Millionen Euro. Sowohl Verwaltung wie auch Gemeinderat sprachen sich jedoch für diese Kooperation aus und widersprachen damit allen Äußerungen in der Öffentlichkeit, die Verluste seien im Verbund begründet. Vielmehr müsse der MCB aufgrund geänderter Gesetzeslage weit höhere Beiträge an die Krankenkassen zurückzahlen – wird also dafür bestraft, dass mehr Leistungen geboten werden, als ursprünglich vereinbart.
Ein weiterer Faktor sind die hohen Kosten für Fremdpersonal, da vor allem im Pflegebereich wenige eigene Kräfte gefunden werden konnten. Das Klinikum setzt vermehrt auf Personalwerbung. Auch die Einrichtung des zentralen Versorgungszentrums kostet Geld, das Zentrum wird hingegen weitaus effektiver arbeiten können und Geld wieder einsparen. Die Anlaufverluste werden mit 6,4 Millionen Euro, die Investitionen mit 5,6 Millionen und die Instandhaltung mit 1,3 Millionen Euro angeben. Betriebskosten für 2018 liegen bei 4,2 Millionen, für 2019 bei 4,9 Millionen Euro.
Über das Votum des Gemeinderates freute sich vor allem MCB-Geschäftsführer Johannes Weindel: „Eine solche Unterstützung habe ich noch nie erlebt. Ich werde das und den Dank an meine Mitarbeiter auf allen Ebenen weitergeben“, sagte er.