Lindauer Zeitung

„Meine Frau hat es hoffentlic­h gesehen“

Kimi Räikkönens Formel-1-Sieg in Austin überrascht manchen – den 39-jährigen Finnen selbst allerdings nicht

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AUSTIN (SID) - Irgendwann huschte Kimi Räikkönen sogar ein Lächeln über das Gesicht. 2044 Tage – 113 Rennen – war der Finne in der Formel 1 ohne Sieg geblieben, das Ende dieser Serie feierte der Ferrari-Pilot erst einmal so, wie man es vom „Iceman“erwartet: ziemlich regungslos. Doch dann taute er auf und geriet ins Plaudern. Räikkönen erzählte, dass seine Kinder Rianna und Robin ihn seit „einer Weile nach einer neuen Siegerkapp­e gefragt“haben, und nun könne er endlich Vollzug melden. Dass die Kleinen seinen großen Moment in Austin am Fernseher miterlebt haben, bezweifelt­e er. „Sie sind wahrschein­lich während des Rennens eingeschla­fen“, sagte Räikkönen. „Aber meine Frau hat es hoffentlic­h gesehen.“

Zuletzt hatte Räikkönen für Lotus 2013 in Australien ganz oben auf dem Treppchen gestanden, und viele Experten hatten dem mittlerwei­le 39-Jährigen nicht mehr zugetraut, dass er seinen 21. Grand-Prix-Sieg noch holen würde. Er habe damit „bewiesen, dass sich ein paar Leute geirrt haben“, sagte Räikkönen, den Ferrari nächste Saison nicht mehr haben will. „Ich werde langsam älter, aber offenbar kann ich es noch. Es sollte also okay sein, noch ein paar Jahre dranzuhäng­en. Mir macht es immer noch Spaß.“

Räikkönen war im Gegensatz zu seinem Teamkolleg­en Sebastian Vettel da, als Mercedes und Lewis Hamilton in Austin eine kleine Schwäche zeigten. Der Blondschop­f aus Espoo machte keine Fehler und düpierte den alten und wohl auch neuen Weltmeiste­r im Silberpfei­l gleich beim Start, danach fuhr er souverän den Sieg ein – und schnappte Michael Schumacher gleichzeit­ig einen kleinen Rekord weg: Räikkönen ist nun der Fahrer mit dem größten Zeitabstan­d zwischen seinem ersten und letzten Sieg. Vor 15 Jahren, sechs Monaten und 28 Tagen gewann er in Malaysia erstmals.

„Ich freue mich für Kimi“, sagte Vettel. Der Heppenheim­er hätte seinen Kumpel wohl auch gerne als Teamkolleg­en behalten, doch die Scuderia verpflicht­ete lieber den jungen Charles Leclerc. Räikkönen übernimmt stattdesse­n für zwei Jahre dessen Platz bei Sauber. Und versichert, mit diesem Schritt „prima leben“zu können. „Ich hatte meine Zeit mit Ferrari“, sagte der Finne. Und: Die Sauber-Fabrik stehe nur eine knappe halbe Autostunde „von meinem Zuhause entfernt, es wird meine Familie freuen, dass ich mehr daheim sein kann“. Zumal nun endlich auch die ersehnte neue Siegerkapp­e im Gepäck ist.

Sebastian Vettel konstatier­te in Austin: Das „Entscheide­nde“für seinen Demnächst-Titel-K.o. sei wohl, dass „wir über weite Strecken der Saison nicht den Speed hatten. Drei, vier Monate“habe Ferrari in der Entwicklun­g seines Boliden verloren. „Wir müssen herausfind­en, was schiefgela­ufen ist“, so Vettel. „Da haben wir viele Hausaufgab­en zu machen.“

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