Dank der Bosse zum Siegen verdammt
FC Bayern nimmt Debatte um Pressekonferenz mit nach Athen – Paul Breitner deprimiert
MÜNCHEN (SID/dpa/fil) - Uli Hoeneß schien mit sich im Reinen, als er als Letzter der Bayern-Vorderen zur Sicherheitskontrolle am Münchner Flughafen erschien. Nach seinen Attacken vom Freitag legte der Präsident vor dem Abflug der Münchner in der Wiege der Demokratie, zum Champions-League-Duell bei AEK Athen (18.55/Sky) nicht nach. „Mir geht’s gut“, sagte Hoeneß nur.
Ob er die harsche Kritik von seinem alten Weg- und sogar Bettgefährten (rein platonisch!) Paul Breitner – oder der Tadel seines ebenso langen Weggefährten und BayernMit-Macher Karl-Heinz Rummenigge mitbekommen hatte, blieb offen.
„Konnte mir nicht vorstellen, dass sich dieser Verein die Blöße gibt“
„Ich bin nach wie vor deprimiert, weil ich mir nie vorstellen konnte in 48 Jahren, die ich mit oder am Rande des FC Bayern lebe, dass sich dieser Verein diese Blöße gibt, dass er diese Schwäche zeigt“, hatte Hoeneß alter Kumpel Breitner am Sonntagabend im „Blickpunkt Sport“des Bayerischen Rundfunks gesagt. Breitner meinte die undifferenzierte Medienschelte von Rummenigge und Hoeneß im Allgemeinen, aber besonders die umgehende Karikierung dieser durch Hoeneß. Mit dem längst denkwürdigen Auftritt sei eine über Jahre geleistete Arbeit kaputt gemacht worden, den deutschen Rekordmeister „aus dieser Arroganz-Atmosphäre, aus diesem Image, das der FC Bayern landauf landab hatte“, zu befördern, befand der langjährige Bayernprofi und -Repräsentant Breitner.
Die Attacke von Hoeneß auf den früheren Münchner Juan Bernat, dieser habe „Scheißdreck“gespielt, machte Breitner fassungslos. „Bei Uli geht es immer um die Bayern-Familie. Da müssten jetzt die Kinder der Familie sagen: ,Für den Papa müssen wir uns jetzt gewaltig schämen’“.
Rummenigge berichtete vor dem Abflug, Breitners Aussagen nicht zu kennen. Das allgemeine und zumeist verheerende Echo auf das Bühnenstück der Bosse habe aber weder ihn noch Hoeneß überrascht: „Wir können damit leben, sagte er, sah sich aber, obwohl er nicht „der Pressesprecher von Uli“sei, dennoch genötigt, Hoeneß ein wenig zu tadeln. „Ich glaube, der Uli weiß, dass er zumindest mit dem einen Wort nicht sehr glücklich gelegen ist“, sagte er.
Ansonsten aber kein Wort der Reue über den Auftritt. Im Gegenteil. Das Ziel sei gewesen, „der Mannschaft und dem Trainer zu zeigen, dass wir bereit sind, sie nach außen zu schützen. Das war ein wichtiges Zeichen für die Spieler“, so Rummenigge. Dann kann man schon mal pauschal ankündigen, sich gegen „diese herabwürdigende, hämische, faktische Berichterstattung nicht mehr bieten lassen.“Zumal der erste Schritt mit dem 3:1-Sieg in Wolfsburg am Samstag ja prompt gelang. Bayern-Logik.
Trainer Niko Kovac war am Montagabend im Athener Olympiastadion schon ganz auf das Spiel fokussiert. „Die PK. Klar, wir haben sie alle mitbekommen, die war für mich aber überhaupt nicht maßgebend, was die Vorbereitung des Spiels in Wolfsburg betraf“, sagte er. Und die Taktik des Athen-Spiels wird sie dann wohl erst recht nicht beeinflussen.
Nach dem für das Betriebsklima so wichtigen 3:1 in der Bundesliga soll für den angestrebten Gruppensieg in der Königsklasse ein weiterer Sieg folgen. Auch ohne den verletzten Franck Ribéry, der wegen einer Wirbelblockade in München blieb. Der Bösinger Joshua Kimmich wüsste Ersatz. „Serge Gnabry kann diese Position überragend ausfüllen“, sagte er. Die von David Alaba, dessen Einsatz laut Kovac fraglich ist, würde wohl Rafinha übernehmen.
Mit seinem Tempo könnte vor allem Gnabry helfen. Der Münchner Plan: Mit fußballerischen Erfolgen für gute Stimmung sorgen – und das verheerende Echo nach dem Auftritt der Bosse vergessen machen.
„Die Fußball-Welt schaut immer anders aus, wenn man erfolgreich ist“, sagte der lächelnde Arjen Robben zwei Tage nach seinem Platzverweis gegen Wolfsburg. „Es ist wichtig, das Spiel in Athen auch zu gewinnen, weil wir Gruppenerster werden wollen“, sagte der Bösinger Joshua Kimmich. Innenverteidiger Niklas Süle forderte eine „neue Siegesserie“. „Nicht der Freitag war entscheidend, sondern der Samstag, als wir gewonnen haben. Die Stimmung ist sehr gut, besser als die zwei Wochen davor“, berichtete Süle. „Wir dürfen auf keinen Fall verlieren“, warnte Mats Hummels. Sonst sieht sich Karl-Heinz Rummenigge womöglich genötigt, noch größere Geschütze als das Grundgesetz aufzufahren.