Ausstellungen gibt es im Postgebäude
Kulturamt mietet Räume für die Zeit des Cavazzen-Umbaus.
LINDAU - Trotz der Bauarbeiten im Cavazzen soll es auch in den kommenden Jahren in Lindau große Ausstellungen geben. Das Kulturamt hat deshalb die Räume im Gebäude der früheren Hauptpost angemietet. Ein Geheimnis bleibt vorerst aber noch, welcher Künstler dort im kommenden Jahr zu sehen sein wird.
Kulturamtsleiter Alexander Warmbrunn bestätigt auf Anfrage der Lindauer Zeitung, dass er auf der Suche nach Ersatzräumen für die Kunstausstellungen doch fündig geworden ist. Am Freitag hat er den Mietvertrag als Untermieter für die Räume der Post AG unterschrieben. Ziel sei es, auch während der Bauarbeiten im Cavazzen große Kunst in Lindau zu zeigen.
Warmbrunn berichtet, dass langjährige Ausstellungsbesucher ebenso immer wieder gedrängt hätten wie Lehrer, die seit Jahren mit ihren Schulklassen die Ausstellungen von Picasso und Chagall bis hin zu August Macke besucht haben. Aber auch Hoteliers, Einzelhändler und Gastwirte wollen weiter Ausstellungen in Lindau haben, die kulturinteressierte Gäste anlocken und vor allem in der Vorsaison für zusätzliche Buchungen sorgen.
Der Kulturamtsleiter betont zudem die Verantwortung für etwa 60 Arbeitsplätze für jede Ausstellung. Den Mitarbeitern an der Kasse, bei der Aufsicht und in der Kunstvermittlung kann er nun auch im kommenden Jahr einen Job bieten. Wichtig ist es Warmbrunn zudem, die Kontakte zu privaten Kunstsammlern und Museen zu erhalten, die das Kulturamt mithilfe des Kurators Roland Doschka mühsam aufgebaut hat: „Lindau hat bei den Leihgebern einen guten Ruf.“Diese Kontakte will er nicht ruhen lassen, bis in einigen Jahren der Cavazzen wieder für Ausstellungen zur Verfügung steht. Dies sei umso wichtiger, als derzeit keiner sagen könne, ob der Umbau drei, vier oder fünf Jahre dauert.
Die Suche nach geeigneten Räumen sei aber sehr schwierig gewesen, fügt Warmbrunn hinzu. Denn die Anforderungen der Leihgeber hinsichtlich Sicherheit und Klimatechnik seien sehr hoch. Zudem seien nur solche Räume geeignet, die
„Das ist ein wahnsinnig hochwertiges, starkes, tolles Gebäude.“Kulturamtsleiter Alexander Warmbrunn
gut liegen. In beider Hinsicht sei die alte Hauptpost ideal, sagt Warmbrunn. Denn das Gebäude liege nahe am Bahnhof und in kurzer Verbindung zum Seeparkplatz, auf dem ab 2021 die Gartenschau stattfinden wird.
Aber auch die Bausubstanz des Belle-Époque-Gebäudes, dessen Baugeschichte das Kulturamt noch recherchiert, sei sehr gut für Ausstellungen geeignet: „Das ist ein opulentes Gebäude.“Immerhin stehen im Erdgeschoss fast 300 Quadratmeter zur Verfügung. Damit sei die Wandfläche zum Hängen der Bilder sogar etwa um ein Drittel größer als im Gewölbe des Cavazzen. Als Vorteil erweist sich zudem, dass die Stadt in dem Gebäude bereits Stadtbücherei und Stadtarchiv eingerichtet hat, sodass die Mitarbeiter Toiletten und Personalräume gemeinsam nutzen können. Dass die Post im hinteren Teil des Gebäudes noch Briefe sortiert, störe überhaupt nicht.
Bis Ostern sollen die Räume entsprechend umgebaut sein
Nun stehen verschiedene Bauarbeiten an, damit wie immer vor Ostern die Ausstellung beginnen kann. Weil die Räume im Postgebäude heizbar sind, will Warmbrunn die Ausstellung einen Monat länger als üblich bis Ende September laufen lassen. Denkbar seien dann in den Wintermonaten sogar noch zusätzliche kleine Ausstellungen, das hänge aber von Sponsoren ab. Klima- und Sicherheitstechnik sind ebenso einzubauen wie eine museumsgeeignete Beleuchtung. Außerdem muss ein Besucher-WC her.
Die Frage nach dem Künstler, den das Kulturamt mit Hilfe von Kurator Roland Doschka Lindauern und Gästen im kommenden Jahr zeigen will, mag Warmbrunn noch nicht beantworten. Dazu werde er erst etwas sagen, wenn die Verträge mit den Leihgebern unterschrieben sind. Die Messlatte liegt hoch, denn jede Ausstellung von Picasso, Chagall, Miró, Matisse, Nolde, Klee und Macke hat etwa 50 000 Besucher angelockt. So ist Lindau bei Kunstkennern zur Stadt geworden, in der es jedes Jahr eine kleine, aber sehr feine Ausstellung zur Klassischen Moderne zu sehen gibt. Doschka hat andernorts aber auch schon Ausstellungen zum französischen Impressionismus verantwortet. Bis Warmbrunn das Geheimnis lüftet, müssen sich Kunstfreunde noch gedulden.