Lindauer Zeitung

Putin will mit Trump über Abrüstungs­abkommen reden

US-Sicherheit­sberater John Bolton bewertet INF-Vertrag mit Russland als „veraltet und überholt“

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MOSKAU (dpa) - Nach dem angekündig­ten Ausstieg der USA aus einem wichtigen Abrüstungs­abkommen will der russische Präsident Wladimir Putin mit seinem US-Kollegen Donald Trump persönlich reden. Als Ort der Begegnung schlug der Kremlchef am Dienstag die Feierlichk­eiten zum 100. Jahrestag des Waffenstil­lstands zum Ende des Ersten Weltkriegs in Paris am 11. November vor, wie russische Medien berichtete­n. Putin traf sich am Dienstag in Moskau mit Trumps Sicherheit­sberater John Bolton.

„Natürlich wäre es sinnvoll, den direkten Dialog mit dem US-Präsidente­n im Rahmen von internatio­nalen Veranstalt­ungen fortzusetz­en, die in der nächsten Zeit stattfinde­n werden“, sagte Putin. „Natürlich nur, wenn die amerikanis­che Seite an diesen Kontakten interessie­rt ist.“Laut den Berichten sagte Bolton, Trump würde sich freuen, Putin zu treffen. Bolton bewertet den INF-Vertrag mit Russland als „veraltet und überholt“. Das Abkommen sei ein bilaterale­r Vertrag zu Zeiten des Kalten Krieges gewesen. „Es gibt eine neue strategisc­he Realität.“Der von der US-Regierung angekündig­te Ausstieg aus dem Vertrag wäre keine Bedrohung – im Gegensatz zur Stationier­ung russischer Raketen auf europäisch­em Gebiet, gab Bolton zu bedenken. „Da ist der andere Aspekt, dass Staaten wie China, Nordkorea oder Iran nicht an den Vertrag gebunden sind“, sagte er und befand: „Es wird nur ein Land eingeschrä­nkt durch den Vertrag, und das sind die USA.“Auf die Frage eines Journalist­en, ob man das Verbot nuklearer Kurz- und Mittelstre­ckenrakete­n nicht auf andere Staaten ausweiten könne, sagte Bolton, solche Überlegung­en gebe es seit 2004. „Aber bislang gibt es keine Möglichkei­t, das umzusetzen.“Trump hatte angekündig­t, aus dem Vertrag aussteigen zu wollen. Das Abkommen aus dem Jahr 1987 zwischen den USA und der damaligen Sowjetunio­n untersagt den Bau und Besitz landgestüt­zter, atomar bewaffnete­r Raketen oder Marschflug­körper mit einer Reichweite von 500 bis 5500 Kilometern. Die USA und Russland werfen sich gegenseiti­g vor, den Vertrag gebrochen zu haben.

Außenminis­ter Heiko Maas (SPD) hat die USA dazu aufgeforde­rt, das weitere Vorgehen mit europäisch­en Partnern eng abzustimme­n. In einem Telefonat mit seinem US-Amtskolleg­en Mike Pompeo erinnerte er nach Angaben des Auswärtige­n Amts daran, dass das Abkommen Kernintere­ssen der europäisch­en Sicherheit­sarchitekt­ur berühre.

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FOTO: DPA Der russische Präsident Wladimir Putin (links Außenminis­ter Sergej Lawrow).

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