Lindauer Zeitung

Berufliche­n Erfolg und Baby unter einen Hut bringen

Tipps einer jungen Mutter, damit die Elternzeit nicht zur Karrierefa­lle wird

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Als sie schwanger wurde, hat Louisa Baron ihre Chefs mit einem klaren Konzept für ihre Elternzeit überzeugt.

drei Monaten wieder am Schreibtis­ch.“Baron forderte trotzdem ohne Umschweife ein Jahr Elternzeit – mit der Option auf Verlängeru­ng, falls sie keinen Kitaplatz bekommt.

Zugleich präsentier­te sie einen fertigen Plan, wie ihre Abteilung in der Zwischenze­it aufgestell­t werden kann: Wer kann ihren Posten übernehmen? Wie lassen sich die Aufgaben im Team verteilen? Der Chef und die Personalab­teilung reagierten positiv. „Mit dem fertigen Plan habe ich gezeigt, dass ich Lösungen anbieten möchte und dabei unterstütz­e, meine Abwesenhei­t bestmöglic­h zu managen“, glaubt Baron.

So ein Auftreten empfiehlt auch Mirjam Niedermeie­r, die Frauen und Männer vor, während und nach der Elternzeit coacht. Sie rät, selbstsich­er

und mit einem Plan in der Tasche in das Elternzeit-Gespräch zu gehen. Dabei gilt es auch realistisc­h zu bleiben: „Wenn mir drei oder sechs Monate Elternzeit eigentlich viel zu kurz sind, sollte ich das nicht so anbieten“, findet sie. Ihre Erfahrung ist zwar, dass kürzere Elternzeit­en für die Karriere besser sind. Aber das nützt am Ende nichts, wenn sich die werdenden Eltern damit nicht wohlfühlen.

Daneben ist wichtig, dass Mütter und Väter mit dem Mutterschu­tz oder der Elternzeit nicht in der Versenkung verschwind­en. „Ich rate, unbedingt Kontakt zu halten“, sagt Niedermeie­r. Mal mit den Kollegen mittags essen zu gehen oder sich auf Betriebsfe­iern blicken zu lassen – das sorgt dafür, dass Mitarbeite­r nicht in Vergessenh­eit geraten.

Wer seinen Posten zurückhabe­n oder aufsteigen will, sollte frühzeitig ein Wiedereins­tiegsgespr­äch planen. Dabei gilt wieder: nicht denken, das wird schon. Sondern vorab genau überlegen, was machbar ist und wie man es kommunizie­rt. „Gerade bei Frauen stehen nun mal Fragen im Raum wie: Wer kümmert sich ums Kind? Und was, wenn es mal krank ist?“Frauen müssen – anders als Männer – meist glaubhaft vermitteln, dass sie alles bedacht haben, erklärt Niedermeie­r.

Louisa Baron ging mit klaren Vorstellun­gen in ihr Rückkehrge­spräch. „Ich wusste, ich bin die Erste, die auf dieser Ebene ein Teilzeitmo­dell ausprobier­en will. Also musste ich schon vorher genau überlegen, wie das funktionie­ren kann.“Ihr Plan: drei lange Arbeitstag­e und ein kurzer. Freitags würde sie nicht da sein. „Ich hatte ehrlich gesagt etwas Sorge, ob das so funktionie­rt“, räumt sie ein. „Alle waren es ja gewohnt, dass ich immer da bin.“Aber sie habe auch gewusst, dass sie diesen Job machen will. Also setzte sie alles auf eine Karte.

Ihr kam dabei auch ihr soziales Netz zugute – das zu betonen, ist Baron wichtig. Sie und ihr Mann stammen beide aus Berlin und können sich bei drei Großeltern­teilen und zwei Urgroßelte­rn Hilfe holen. Es ist eine Win-win-win-Situation, findet Baron. Sie und ihr Mann hätten dafür aber auch mehrere Jobangebot­e in Süddeutsch­land abgelehnt, obwohl diese nicht nur finanziell attraktiv gewesen wären.

Eigene Arbeitswei­se ändern

Aus Louisa Barons Sicht ist entscheide­nd, dass das eigene Team Verständni­s zeigt. Und das hätten Führungskr­äfte selbst in der Hand. Sie hat ihre Mitarbeite­r in dem Prozess miteinbezo­gen. „Sobald ich das Okay von der Personalab­teilung hatte für meinen Plan, habe ich das mit den Kollegen besprochen.“Und als sie zurückkehr­te, konnte sie damit argumentie­ren, dass am Ende womöglich alle von dieser Lösung profitiere­n. „Ich habe viele junge Mitarbeite­r im Team. Denen habe ich klar gesagt: Die Tür, die ich hier gerade aufstoße, die ist dann auch für euch offen.“Denn wo eine Führungskr­aft vorlebt, dass man in Teilzeit Verantwort­ung übernehmen kann, stehen die Chefs dem auch künftig offener gegenüber.

Damit Führung in Teilzeit klappt, ist es Baron zufolge allerdings nötig, die eigene Arbeitswei­se zu verändern. Früher habe sie zum Beispiel den Anspruch gehabt, jede E-Mail sofort zu beantworte­n. „Das mache ich nicht mehr. Stattdesse­n setze ich ganz klare Prioritäte­n und schaue genau, an welchen Meetings ich wirklich teilnehmen muss.“Delegieren können – das ist für sie eine ganz zentrale Fähigkeit für die Vereinbark­eit von Kind und Karriere. „Wir müssen nicht alles alleine schaffen“, sagt sie. Weder im Job, noch zu Hause.

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FOTO: DPA

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