Lindauer Zeitung

Kein Geld für Verfassung­sfeinde

- Von Kara Ballarin k.ballarin@schwaebisc­he.de

Kein Steuergeld für Straftäter, kein Zugang zum Landtag für Verfassung­sfeinde: Das baden-württember­gische Parlament gibt sich neue, schärfere Regeln. Das Bestreben ist zwar nachvollzi­ehbar und gut, geht aber an manchen Stellen am eigentlich­en Zweck vorbei.

Zum einen sollen Mitarbeite­r von Abgeordnet­en und Fraktionen nicht mehr vom Landtag bezahlt werden, wenn sie vorbestraf­t sind. Jeder muss künftig ein polizeilic­hes Führungsze­ugnis vorlegen. Auslöser für eine solche Verschärfu­ng war ein Mitarbeite­r der AfD.

Aufschluss­reicher als Führungsze­ugnisse sind die polizeilic­hen Zuverlässi­gkeitsprüf­ungen. Denen müssen sich bald alle Mitarbeite­r des Landtags, der Fraktionen und der Abgeordnet­en stellen, wenn sie sich weiter frei im Haus des Landtags bewegen wollen. Dabei durchleuch­tet die Polizei ihre Informatio­nssysteme auf Hinweise aller Art – etwa auch auf die Nähe zu Organisati­onen, die unter Beobachtun­g stehen. Wer sich der Überprüfun­g verweigert, darf nicht mehr rein in den Landtag und kann damit auch nicht mehr an Sitzungen teilnehmen. Für die Beschäftig­ten in den Ministerie­n und für Journalist­en soll es solche Prüfungen allerdings nicht geben. Warum sie ausgenomme­n werden, erschließt sich nicht.

Revolution­är sind die Vorstöße aus Baden-Württember­g nicht. Auch im Bundestag gibt es Zuverlässi­gkeitsprüf­ungen, wie sie der Landtag in seine Hausordnun­g nun aufnehmen will. Und in manch ostdeutsch­em Landesparl­ament müssen Mitarbeite­r von Abgeordnet­en und Fraktionen lange schon Führungsze­ugnisse vorlegen. Bei ihrer Gesetzgebu­ng hatten die Abgeordnet­en dort vor allem die NPD in ihren jeweiligen Parlamente­n im Blick.

Die Parlamenta­rier im Südwesten hätten noch ein bisschen mutiger sein dürfen. Sie hätten den Lohn für die Mitarbeite­r an eine bestandene Zuverlässi­gkeitsprüf­ung knüpfen können. Nur so würde klar: Wer nicht mit beiden Füßen auf dem Boden der Verfassung steht – sondern zu weit rechts oder links –, bekommt kein Steuergeld.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany