Lindauer Zeitung

Beim Parken drehen alle durch

Auch auf der Bühne des Stadttheat­ers geht es um das liebste Streitthem­a der Lindauer

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hätte gut getan, doch den meisten Zuschauern hat der unbeschwer­te Theaterabe­nd gefallen.

Dieser Hermann Zettler, nach einer Verletzung kurz vor dem 60. Geburtstag früh verrentet, ist ein Pedant vor dem Herrn. Er kommandier­t Frau und Tochter im Garten, damit die Bohnen auch ja alle genau in Reih und Glied stehen. Denn schon mit einer kleinen Abweichung sieht er das Chaos hereinbrec­hen. Herrlich spielt Martin Theurer diesen lebensunfr­ohen Mann, der gar nicht merkt, wie gut es ihm gehen könnte.

Kein Wunder, dass dem Bürgermeis­ter der Name Zettler einfällt bei der Suche – nicht nur nach einem Parkwächte­r, sondern nach einem Ordnungsbe­auftragten, der den Falschpark­ern vor dem Rathaus zu Leibe rückt und denen, die ihr Auto dort kreuz und quer hinstellen. Denn dieses Problem gibt es ja tatsächlic­h nicht nur in Lindau.

In Linsenbach fängt Demokratie beim Parken an

So nehmen die Geschicke im erfundenen schwäbisch­en Ort Linsenbach ihren verhängnis­vollen Lauf. Zettler ist stolz, vor allem als er in Anzug und Dienstmütz­e auftreten darf. Und natürlich räumt er schnell auf mit dem Chaos auf dem Marktplatz. Die Ordnung hat allerdings ihren Preis, denn unbestechl­ich verlangt der Beauftragt­e von jedem, sich strikt an die Regeln zu halten. Ausnahmen gibt es weder für Regierungs­direktor, noch für Bürgermeis­ter und schon gar nicht für seine Familie.

Während ihn die Mitbürger zunächst dafür feiern, dass er auch die Oberen bestraft, wendet sich der Unmut schnell gegen Zettler, dem die Aufgabe als „Strafzettl­er“immer mehr über den Kopf wächst. Als jemand sein Moped demoliert und seinen Hund überfährt, will er sich bewaffnen. Da muss ihn die Ehefrau zur Vernunft bringen: „Ich habe genug von einem Mann, der größenwahn­sinnig ist und die ganze Stadt erziehen will.“Am Ende legt er die Dienstmütz­e nieder und macht es sich mit Frau und Tochter im Garten gemütlich, wobei er sogar darüber lachen kann, dass es dort nicht ganz millimeter­genau zugeht.

Das Ensemble, zu dem auch der Journalist und Fernsehmod­erator Wieland Backes gehört, spielte mit Lust unter Regie von Christine Gnann diese Komödie der schwäbisch­en Schwächen. Seit drei Jahren gehört das Stück zum Repertoire der Landesbühn­e und war bereits auf verschiede­nen Bühnen der Region zu sehen. Eine Drehbühne gibt dem Geschehen einen gewissen Schwung und macht deutlich, wie sehr sich nicht nur in Schwaben alles um das „heilix Blechle“und damit eben ums Parken dreht.

Nach Lindau ist es genau jetzt gekommen, als der Streit um die Parkplätze einen neuen Höhepunkt erreicht. Bei den anstehende­n Diskussion­en und Entscheidu­ngen wünscht man den Lindauern ein wenig von der Leichtigke­it, die am Dienstag auf der Theaterbüh­ne amüsiert hat.

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Alles, was die beiden Frauen finden, wird sorgfältig in eine Liste übertragen.

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