Stolpersteine in der Römerstadt
Eigentlich möchte Kempten das Gelände des einstigen Cambodunum viel attraktiver machen für Besucher
KEMPTEN - „Römerstadt Kempten“prangt auf den roten Schildern an der Autobahn. Mit massivem Druck hatte die Stadt vor einigen Jahren erreicht, dass auf diese Weise für ihren Archäologischen Park Cambodunum (APC) geworben wird. Stolz ist man auf das Ausgrabungsgelände mit dem Tempelbezirk und den Kleinen Thermen. „Alleinstellungsmerkmal“heißt dies im MarketingDeutsch. Doch investiert wurde lange Zeit nicht so richtig in die Römerruinen. Neuerdings möchte die Stadt wieder Gas geben und den APC für Besucher attraktiver gestalten. Wie genau, mit welchen baulichen Maßnahmen und mit wie viel Geld – darüber herrscht freilich Uneinigkeit im Stadtrat.
Die Sachlage ist nämlich nicht einfach, und es gibt jede Menge Wünsche seitens der Politiker und des Kulturamtes, das den APC unter seinen Fittichen hat. Dies zeigte sich auch im Kulturausschuss, wo Maike Sieler, seit zwei Jahren APC-Chefin, den Räten neulich einen umfassenden Bericht vorlegte. Neben Erneuerungen, Verbesserungen und Weiterentwicklungen im Detail stehen folgende Hauptthemen an: eine bessere, barrierefreie Anbindung an die Innenstadt und Sichtbarmachung der Römer im Stadtbereich; Einbeziehung des Chapuis-Geländes, das direkt unterhalb des Lindenbergs liegt, in die Planungen; Fortführung der wissenschaftlichen Erforschung der Römerstadt; Nachbau eines römischen Wohngebäudes als ideale Ergänzung zum Tempelbezirk und zu den Kleinen Thermen; Standortfindung und Bau eines Römermuseums.
Außerdem brachte Sieler unangenehme Entwicklungen rund um den APC zur Sprache. Weil es beim Römerspielplatz immer wieder Vandalismus und Müllprobleme gibt, regte sie eine „Einhegung“des Geländes an. Woraufhin sich eine längere Diskussion entspann, bei der am Ende nicht nur die Einhegungspläne relativiert wurden, sondern auch die hochfliegenden und zukunftsweisenden Pläne hinterfragt wurden – unter anderem weil sie nur schwer zu finanzieren sind, wie Oberbürgermeister Thomas Kiechle sagte. Schließlich stünden Ausgaben für Kitas an, da die Zahl der Kinder in Kempten wieder steige.
In diesem Zusammenhang kam auch das Beginenhaus zur Sprache. Das möchte der eine oder andere in der Priorität ganz nach oben setzen. Doch wie dann ein Wohngebäude für Hunderttausende von Euro nachbauen – was Sieler für ganz wichtig hält? Wie Ausgrabungen forcieren oder ein Römermuseum bezahlen? Und wo soll das Römermuseum stehen? Lauter Fragen, die weiterhin offen bleiben und mit denen sich Maike Sieler beschäftigen muss. „Es geht um einen Auftakt, man muss weiterkommen“, sagte Kulturreferent Dr. Richard Schießl in einem leidenschaftlichen Plädoyer pro APC. OB Kiechle möchte „erste Schritte gehen und dann weiterdiskutieren“.
Finanziell hat das Folgen, selbst wenn noch nichts richtig gebaut oder geplant ist. Wer den Haushaltsentwurf des Kulturamts fürs Jahr 2019 genauer ansieht, entdeckt etliche Posten dazu. Insgesamt möchte das Amt gut 300 000 Euro in den APC investieren, wobei von den demnächst anstehenden Haushaltsberatungen abhängen wird, wie viel Geld tatsächlich aus dem Stadtsäckel in den APC fließt. Das Kulturamt möchte 100 000 Euro um ein separates Kassenhäuschen zu schaffen und damit Ticket- und Tabernabereich klar zu trennen; 65 000 Euro um Kenntnisse für das Ausgrabungsprojekt zu erlangen und eine Konzeption zu erstellen; 50 000 Euro für die Standortsuche und Konzeption eines künftigen Römermuseums; 50 000 Euro – für eine Konzeption, wie das ChapuisGelände in die APC-Fortentwicklung eingebunden werden kann und 40 000 Euro für archäologische Bodenuntersuchungen.