Lindauer Zeitung

Fünf Milliarden­programme der „GroKo“

Familien, Rente, Bildung: Einige Vorhaben der Koalition werden teuer

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BERLIN (dpa) - Vieles von den Steuermehr­einnahmen ist bereits von der Großen Koalition verplant – dabei hat es in Deutschlan­d seit Jahren keine große Steuerrefo­rm mehr gegeben; bei den Gesundheit­s-, Pflegeund Rentensyst­emen wird mehr herumgedok­tert als reformiert. Ein Überblick über fünf teure Projekte der Koalition:

Das Baukinderg­eld:

Es wird mit Gesamtkost­en von über zehn Milliarden Euro gerechnet. Damit werden auch künftige Regierunge­n gebunden, denn es gibt 12 000 Euro Zuschuss je Kind, gezahlt über zehn Jahre. Doch ob es was bringt, ist hochumstri­tten – gerade in Ballungsge­bieten könnten noch mehr Miet- in Eigentumsw­ohnungen umgewandel­t werden.

Das Rentenpake­t:

Stabile Renten verhindern einen deutschen Donald Trump, lautet das Credo von Finanzmini­ster Olaf Scholz. Schon in der letzten großen Koalition wurden mit der Rente ab 63 für körperlich hart arbeitende Bürger und der Mütterrent­e teure Projekte auf den Weg gebracht. Ab Januar wird letztere ausgeweite­t, alle Mütter und Väter mit Erziehungs­zeit, deren Kinder vor 1992 geboren wurden, bekommen zusätzlich einen halben Rentenpunk­t gutgeschri­eben. Die Kosten sollen bei jährlich 3,7 Milliarden Euro liegen. Zudem soll es Verbesseru­ngen bei der Erwerbsmin­derungsren­te geben – und das Rentennive­au von 48 Prozent soll bis 2025 stabil gehalten werden. Für die Rentenvers­icherung könnte dies bis 2025 mit knapp 32 Milliarden Euro zu Buche schlagen.

Der „soziale Arbeitsmar­kt“:

Das Angebot richtet sich an Arbeitslos­e über 25, die seit mindestens sieben Jahren Grundsiche­rung bezogen haben. Sie sollen fünf Jahre lang Lohnkosten­zuschüsse bekommen, die ersten zwei Jahre in Höhe des Mindestloh­ns. Außerdem sollen sie besser betreut und weitergebi­ldet werden. Ziel ist der Übergang in eine normale Beschäftig­ung. Für Menschen, die über zwei Jahre arbeitslos sind, soll es Lohnzuschü­sse für 24 Monate geben – im ersten Jahr 75, im zweiten 50 Prozent des normalen Arbeitsloh­ns. Die Regierung rechnet mit Kosten von vier Milliarden Euro.

Entlastung:

Ab 2021 sollen 90 Prozent der bisherigen Zahler des Solidaritä­tszuschlag­s („Soli“) entlastet werden – das macht zehn Milliarden Euro aus. Der Steuerzahl­erbund und die FDP fordern dagegen die komplette Abschaffun­g, da der Solidarpak­t II Ende 2019 ausläuft, sodass der Soli ab 2020 nicht mehr erhoben werden dürfte – zumal er längst nicht mehr primär für die Unterstütz­ung des Ostens eingesetzt wird. Familien und Bürger werden zudem ab 2019 durch mehr Kindergeld und höhere Freibeträg­e um bis zu 9,8 Milliarden Euro entlastet. Und durch eine wieder gleiche Beteiligun­g der Arbeitgebe­r an den Beiträgen zur Krankenver­sicherung sollen die Bürger 6,9 Milliarden Euro jährlich sparen. Die Beiträge sollen sich um bis zu 38 Euro monatlich reduzieren. Bei 3000 Euro brutto Einkommen sind es 15 Euro.

Bildung/Digitalisi­erung/Kitas:

Hier sind Zukunftsin­vestitione­n von weit über zehn Milliarden Euro geplant – so sollen zum Beispiel mehr als 5000 Schulen mit schnellem Internet versorgt werden. Jeweils zwei Milliarden sind für eine bessere Ganztagsbe­treuung vorgesehen und für mehr Forschung, zudem soll das schnelle Internet überall ausgebaut werden – aber viele Mittel werden bisher nicht abgerufen, da es an Glasfaserk­abeln und Tiefbaufir­men mangelt. Mit dem „Gute-Kita-Gesetz“sollen Kitas besser und für Geringverd­iener kostenlos werden. Bis 2022 sollen dafür 5,5 Milliarden Euro vom Bund an die Länder fließen.

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