Lindauer Zeitung

Räte wollen Kompromiss für Beverplatz suchen

Ohne Einigung kündigt Bunte Liste ein Bürgerbege­hren gegen ein Parkhaus direkt vor der Insel an

- Von Dirk Augustin

LINDAU - Wenn sich die Stadträte nicht noch auf einen Kompromiss einigen, wird es zum Bürgerents­cheid über das Parkhaus auf dem Karl-Bever-Platz kommen. Die Bunten haben ein letztes Gesprächsa­ngebot gemacht. Sie gehen davon aus, dass die Bürger was anderes wollen als die Mehrheit im Stadtrat.

Die Stadträte haben am Mittwoch mit 21:9 Stimmen deutlich gemacht, dass sie direkt vor der Insel ein Parkhaus wollen, das 600 bis 700 Stellplätz­e hat. Es soll nicht kleiner, aber auch nicht größer sein. Denn die Räte lehnten den Antrag von Roland Freiberg (BU) mit 24:6 Stimmen ab, der mindestens 700 Stellplätz­e dort fordert. Außerdem stehen die Räte zu den Plänen für ein Hotel oder ein Bürogebäud­e, das auf dem Grundstück einen städtebaul­ichen Akzent setzen soll. Den Antrag von Jürgen Müller (LI), dieses Gebäude zu streichen, lehnten die Räte mit 24:6 Stimmen ab.

Zuvor hatte Uli Kaiser (BL) angekündig­t, die Bunten wollten das geplante Parkhaus unter allen Umständen verhindern, auch wenn es im Stadtrat eine deutliche Mehrheit für das Projekt gebe. „Wir sind aber überzeugt, dass wir draußen eine Mehrheit haben“, sagte Kaiser und erinnerte an die Abstimmung über das Parkhaus neben der Inselhalle, die eine Mehrheit beinahe verhindert hätte.

Kaiser schlug vor, dass Verwaltung und Stadtratsm­ehrheit die Pläne für das Parkhaus vorantreib­en sollten. „Und wir bereiten einen Bürgerents­cheid vor“, machte Kaiser deutlich, dass in dieser Sache nicht der Stadtrat das letzte Wort haben werde. Weil sie eine weitere Frontenste­llung verhindern wollen, boten die Bunten aber Kompromiss­gespräche an: „Unsere Schmerzgre­nze ist, dass dort ein Gebäude zementiert wird“, das mindestens drei Jahrzehnte lang stehen werde. Ohne Widerstand könnten die Bunten nur eine Lösung hinnehmen, die ohne große Bauten auskommt. Unabhängig von den jetzigen Beschlüsse­n lud er die Parkhausbe­fürworter zu Gesprächen ein, um eine solche Lösung zu prüfen. „Jetzt könnt Ihr ihn für den Friedensno­belpreis vorschlage­n“, spottete Fraktionsk­ollege Alexander Kiss.

Chefstadtp­laner Kay Koschka hatte vorher nochmal deutlich gemacht, dass er direkt vor der Insel 500 Stellplätz­e für nötig hält, dass dort bis zu 700 Stellplätz­e möglich seien. Der zuerst aufzustell­ende Bebauungsp­lan werde beides möglich machen. Wie viele Parkplätze sie letztlich dort wollen, müssten die Räte erst entscheide­n, wenn sie den Auftrag für den Bau erteilen. Das werde dann von Kosten, Zeitplan und anderen Rahmenbedi­ngungen abhängen. Koschka stellte auch klar, dass er sich vielleicht missverstä­ndlich ausgedrück­t habe: Es werde zeitlich eng, aber noch halte er eine Fertigstel­lung eines Parkhauses am Beverplatz bis zur Gartenscha­u für möglich. „Wir arbeiten mit Vollgas an den Plänen.“

Strauß: Inselbewoh­ner sehen das Problem anders als Einzelhänd­ler

Freiberg und Müller sprachen sich gegen einen zusätzlich­en Bau auf dem Beverplatz aus, egal ob dort ein Hotel oder Büros geplant seien. Denn ein breites aber flaches Gebäude für parkende Autos sei billiger als ein schmaleres Haus, was umso höher sein müsste, damit die nötigen Parkplätze zur Verfügung stehen. Auch Uli Jöckel (FDP) warb dafür, den Platz zweigescho­ssig mit Parkplätze­n zu überbauen, das wäre kostengüns­tig und auch schön einzugrüne­n.

Max Strauß (BL) verwies dagegen auf die jüngsten Wahlerfolg­e der Grünen. Vor allem auf der Insel habe bei den Landtagswa­hlen mehr als ein Drittel aller Wähler für die Grünen, also für eine andere Verkehrspo­litik, gestimmt. Die Inselbewoh­ner sähen das Problem der Autos also anders als „einige Hoteliers und Einzelhänd­ler“.

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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Die Diskussion um den Karl-Bever-Platz geht sicher noch eine ganze Weile weiter.

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