Milchwirtschaftlicher Verein vor schwierigen Verhandlungen
Vertrag mit dem Freistaat Bayern über die Nutzung des Kemptener Spitalhofs läuft 2020 aus
KEMPTEN - Wenn er nicht schon graue Haare hätte, würden ihm welche wachsen: Hans Epp, Vorsitzender des Milchwirtschaftlichen Vereins Bayern mit Sitz in Kempten macht sich Sorgen um die Zukunft des Spitalhofs. Der Bauernhof im Osten der Stadt mit 120 Stück Braunvieh gehört dem Milchwirtschaftlichen Verein, der im Auftrag des Freistaates Bayern Versuche für die Grünlandwirtschaft macht und bäuerlichen Nachwuchs ausbildet. Geregelt ist dies in einem Vertrag, der noch bis 2020 gilt. Im kommenden Jahr stehen die Verhandlungen zur Vertragsverlängerung für die nächsten 15 bis 20 Jahre an – die haben es in sich.
Epp ist zuversichtlich, dass es zu einer vernünftigen Einigung über die Fortführung der Tests für die Grünlandwirtschaft kommt. Momentan ist wegen der kommenden europäischen Gülleverordnung der NitratEintrag in die Böden und somit ins Viehfutter ein großes Thema. „Da sind wir gut gerüstet“, sagt Epp. Seit nahezu 20 Jahren können auf einigen Wiesen rund um den Spitalhof mit einer sogenannten Saugkerzenanlage die Einträge von Stickstoff, Phosphor und Schwefel in das Bodenwasser bei unterschiedlicher Düngung festgestellt werden. Eine Saugkerzenanlage ist ein Messsystem, das unter die Grasnarbe eingebaut ist und über Poren alle Einträge aufnimmt, die auf die Wiesen gelangen: vom Regenwasser über die Bestandsstoffe der Gülle bis zu Mineraldünger. So kann in Langzeitversuchen festgestellt werden, welche Gülle bei unterschiedlicher Menge und verschiedenen Ausbringungsarten welche Auswirkungen auf die Qualität des Grases und des Futters hat.
Die Vorzeichen für ein Fortführen der Untersuchungen im Grünlandbereich sind positiv. Probleme könnte es dagegen laut Epp für den Lehrgangsbetrieb geben. Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) wird zum 1. Januar 2019 den Bereich „Bayerische Staatsgüter“ausgliedern. Das könnte auch den Spitalhof betreffen. Die „Bayerischen Staatsgüter“sollen wirtschaftlich erfolgreich sein, erklärt Epp. Der Lehrbetrieb verursacht dagegen Kosten. Das passe nicht mehr zusammen mit der geplanten Strukturänderung, weshalb Epp befürchtet, dass bei dieser Konstruktion der Schulbetrieb am Spitalhof wegfallen könnte.
Grundlage des Lehrgangsbetriebes sind die Kurse in der Rinderhaltung. Im Berufsgrundschuljahr für Landwirte ist ein einwöchiger Grundlehrgang Pflicht, im zweiten Jahr ist ein Schwerpunkt für Rinderhaltung vorgesehen, im dritten dann ein Schwerpunktlehrgang. Daneben werden Tierhaltungskurse für Hauswirtschafterinnen, für Teilnehmer am Bildungsprogramm für Landwirte sowie Ferienmelkkurse angeboten. Spezielle Klauenpflegelehrgänge und Kurse für alpwirtschaftliches Personal runden das Ausbildungsprogramm am Spitalhof ab. Pro Jahr durchlaufen rund 1000 Teilnehmer die Kurse am Spitalhof. Die Belegung beträgt laut Epp hundert Prozent. Die Grünlandversuche werden auf über 800 Versuchsparzellen unternommen.