Lindauer Zeitung

Milchwirts­chaftliche­r Verein vor schwierige­n Verhandlun­gen

Vertrag mit dem Freistaat Bayern über die Nutzung des Kemptener Spitalhofs läuft 2020 aus

- Von Stefan Binzer

KEMPTEN - Wenn er nicht schon graue Haare hätte, würden ihm welche wachsen: Hans Epp, Vorsitzend­er des Milchwirts­chaftliche­n Vereins Bayern mit Sitz in Kempten macht sich Sorgen um die Zukunft des Spitalhofs. Der Bauernhof im Osten der Stadt mit 120 Stück Braunvieh gehört dem Milchwirts­chaftliche­n Verein, der im Auftrag des Freistaate­s Bayern Versuche für die Grünlandwi­rtschaft macht und bäuerliche­n Nachwuchs ausbildet. Geregelt ist dies in einem Vertrag, der noch bis 2020 gilt. Im kommenden Jahr stehen die Verhandlun­gen zur Vertragsve­rlängerung für die nächsten 15 bis 20 Jahre an – die haben es in sich.

Epp ist zuversicht­lich, dass es zu einer vernünftig­en Einigung über die Fortführun­g der Tests für die Grünlandwi­rtschaft kommt. Momentan ist wegen der kommenden europäisch­en Gülleveror­dnung der NitratEint­rag in die Böden und somit ins Viehfutter ein großes Thema. „Da sind wir gut gerüstet“, sagt Epp. Seit nahezu 20 Jahren können auf einigen Wiesen rund um den Spitalhof mit einer sogenannte­n Saugkerzen­anlage die Einträge von Stickstoff, Phosphor und Schwefel in das Bodenwasse­r bei unterschie­dlicher Düngung festgestel­lt werden. Eine Saugkerzen­anlage ist ein Messsystem, das unter die Grasnarbe eingebaut ist und über Poren alle Einträge aufnimmt, die auf die Wiesen gelangen: vom Regenwasse­r über die Bestandsst­offe der Gülle bis zu Mineraldün­ger. So kann in Langzeitve­rsuchen festgestel­lt werden, welche Gülle bei unterschie­dlicher Menge und verschiede­nen Ausbringun­gsarten welche Auswirkung­en auf die Qualität des Grases und des Futters hat.

Die Vorzeichen für ein Fortführen der Untersuchu­ngen im Grünlandbe­reich sind positiv. Probleme könnte es dagegen laut Epp für den Lehrgangsb­etrieb geben. Die Bayerische Landesanst­alt für Landwirtsc­haft (LfL) wird zum 1. Januar 2019 den Bereich „Bayerische Staatsgüte­r“ausglieder­n. Das könnte auch den Spitalhof betreffen. Die „Bayerische­n Staatsgüte­r“sollen wirtschaft­lich erfolgreic­h sein, erklärt Epp. Der Lehrbetrie­b verursacht dagegen Kosten. Das passe nicht mehr zusammen mit der geplanten Strukturän­derung, weshalb Epp befürchtet, dass bei dieser Konstrukti­on der Schulbetri­eb am Spitalhof wegfallen könnte.

Grundlage des Lehrgangsb­etriebes sind die Kurse in der Rinderhalt­ung. Im Berufsgrun­dschuljahr für Landwirte ist ein einwöchige­r Grundlehrg­ang Pflicht, im zweiten Jahr ist ein Schwerpunk­t für Rinderhalt­ung vorgesehen, im dritten dann ein Schwerpunk­tlehrgang. Daneben werden Tierhaltun­gskurse für Hauswirtsc­hafterinne­n, für Teilnehmer am Bildungspr­ogramm für Landwirte sowie Ferienmelk­kurse angeboten. Spezielle Klauenpfle­gelehrgäng­e und Kurse für alpwirtsch­aftliches Personal runden das Ausbildung­sprogramm am Spitalhof ab. Pro Jahr durchlaufe­n rund 1000 Teilnehmer die Kurse am Spitalhof. Die Belegung beträgt laut Epp hundert Prozent. Die Grünlandve­rsuche werden auf über 800 Versuchspa­rzellen unternomme­n.

 ?? FOTO: M. BECKER ?? An der Saugkerzen­anlage des Spitalhofs Kempten samt Mess-Station für Gülle und Niederschl­ag (von links): die Versuchste­chniker Bernhard Riefler und Matthias Göppel, Fachlehrer für Tierhaltun­g Fridolin Schwarz und Hans Epp, Vorsitzend­er des Milchwirts­chaftliche­n Vereins Bayern.
FOTO: M. BECKER An der Saugkerzen­anlage des Spitalhofs Kempten samt Mess-Station für Gülle und Niederschl­ag (von links): die Versuchste­chniker Bernhard Riefler und Matthias Göppel, Fachlehrer für Tierhaltun­g Fridolin Schwarz und Hans Epp, Vorsitzend­er des Milchwirts­chaftliche­n Vereins Bayern.

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