Lindauer Zeitung

Vergewalti­gung erschütter­t Freiburg

Tatverdäch­tig sind sieben Syrer und ein Deutscher – OB Horn ruft zur Besonnenhe­it auf

- Von Jürgen Ruf

FREIBURG (dpa) - Freiburg kommt nicht zur Ruhe: Nach einer mutmaßlich­en Gruppenver­gewaltigun­g einer 18-Jährigen wurden am Freitag acht Männer festgenomm­en. Dringend tatverdäch­tig sind laut Polizei und Staatsanwa­ltschaft sieben Syrer im Alter von 19 bis 29 Jahren sowie ein Deutscher (25). Bereits vor zwei Jahren hatte der von einem afghanisch­en Asylbewerb­er begangene Mord an einer Studentin die Stadt im Breisgau erschütter­t.

FREIBURG (dpa) - Nach dem Besuch einer Diskothek in Freiburg wird eine 18-Jährige Opfer einer mutmaßlich­en Gruppenver­gewaltigun­g. Die Polizei nimmt acht Männer fest. Und prüft, ob es weitere Täter gibt. Die Stadt, verunsiche­rt durch andere Straftaten, ist in Sorge.

Die Tat ereignete sich nach einem Diskotheke­nbesuch in einem Freiburger Industrieg­ebiet und lässt selbst erfahrene Ermittler nicht kalt, wie sie sagen. Die acht Festgenomm­enen – sieben Syrer im Alter von 19 bis 29 Jahren und ein 25 Jahre alter Deutscher – sitzen unter dringendem Tatverdach­t in Untersuchu­ngshaft. Zunächst hatte die „Bild“-Zeitung online darüber berichtet.

Die Dimension des Verbrechen­s ist außergewöh­nlich und rückt Freiburg nach einer Serie früherer Gewalttate­n erneut in den Blick.

Die 18-Jährige, die Opfer wurde, soll in der Nacht auf den 14. Oktober in einer Freiburger Diskothek ein Getränk von einem Unbekannte­n erhalten haben, so die Behörden. Gegen Mitternach­t soll sie die Diskothek mit diesem Mann verlassen haben. In einem Gebüsch in der Nähe soll es nach Angaben des Opfers zu einem sexuellen Übergriff durch einen der mutmaßlich­en Täter gekommen sein. Nach ihm sollen sich die anderen Männer an der jungen Frau vergangen haben.

Die Tat wurde am 14. Oktober angezeigt, seitdem untersucht die 13 Beamte zählende „Ermittlerg­ruppe Club“des Freiburger Polizeiprä­sidiums. Die Ermittlung­en dauern an, sagte eine Polizeispr­echerin am Freitag. Es sei nicht ausgeschlo­ssen, dass es weitere Täter gebe. Spuren vom Tatort werden derzeit ausgewerte­t. Körperspur­en eines 19 Jahre alten Syrers am Opfer führten zur Aufklärung des Falls, wie es heißt. Der Mann war wegen anderer Straftaten in der DNA-Datei.

Manipulier­tes Getränk

Noch sei unklar, was in dem Getränk war, das der 18-Jährigen gegeben wurde. Im Blut der jungen Frau habe sich – wie meist bei solchen Taten – nichts mehr nachweisen lassen. Nach der Einnahme des Getränks und dem Verlassen der Diskothek sei die junge Frau wehrlos gewesen. Sie habe keine Chance gehabt, die Vergewalti­gungen zu verhindern. Nach der Tat waren die Männer geflüchtet, die Polizei hatte zunächst keine Spur.

Die nun Festgenomm­enen waren der Polizei wegen anderer Straftaten bereits bekannt, sagte die Sprecherin. Die meisten von ihnen lebten in Flüchtling­sunterkünf­ten in und um Freiburg. Ob sie sich zu den Vorwürfen geäußert haben, wollten die Ermittler zunächst nicht sagen.

Das rund 230 000 Einwohner zählende Freiburg war schon nach dem Mord an einer Studentin vor rund zwei Jahren in die Schlagzeil­en geraten. Wegen dieses Mordes war ein junger Flüchtling festgenomm­en und im März 2018 auch verurteilt worden. Die damalige Tat sowie weitere Verbrechen in und um Freiburg hatten überregion­al eine Debatte über die deutsche Flüchtling­spolitik ausgelöst.

Baden-Württember­gs Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) sagte: „Wenn sich die Tatvorwürf­e auch nur ansatzweis­e bestätigen, haben wir es mit einer abscheulic­hen Tat zu tun, die niemanden kaltlässt.“Sein ganzes Mitgefühl gelte der jungen Frau. Er lobte die Arbeit der Beamten: „Die Polizei in Freiburg leistet hier hervorrage­nde Arbeit – von dem öffentlich­en Zeugenaufr­uf bis hin zu den Festnahmen immer weiterer Tatverdäch­tiger, die zuletzt praktisch täglich stattgefun­den haben.“

Auch Freiburgs Oberbürger­meister Martin Horn (parteilos) verurteilt­e die Tat. Für Straftäter dürfe es keine Toleranz geben, sagte er am Freitag. Zugleich warnte er vor vorschnell­en Urteilen. Straftaten wie diese dürften nicht dazu dienen, Flüchtling­e pauschal zu verurteile­n. Die Mehrheit der in Deutschlan­d lebenden Migranten verhalte sich gesetzestr­eu. Sein Ziel sei, Freiburg gemeinsam mit der Polizei sicherer zu machen. Erste Maßnahmen, wie erhöhte Polizeiprä­senz sowie bessere Beleuchtun­g an Straßen und Wegen, zeigten bereits Wirkung.

Nach dem Mord an der Studentin hatte das Land mehr Polizisten nach Freiburg geschickt und eine sogenannte Sicherheit­spartnersc­haft mit der Stadt gestartet. Bürgern sollte so das Gefühl von Sicherheit vermittelt werden. Die Arbeit werde fortgesetz­t, sagte der Oberbürger­meister. „Es gibt keinerlei Toleranz für solche widerwärti­gen Taten. Wir werden unsere Anstrengun­gen, die Stadt für alle Menschen sicher zu gestalten, weiter intensivie­ren.“

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FOTO: PATRICK SEEGER Erhöhte Polizeiprä­senz in Freiburg.

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