Lindauer Zeitung

Leise rieselt das Laub

- Untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Neben dem Winter, Frühling und Sommer ist zweifellos der Herbst eine der arbeitsrei­chsten Jahreszeit­en. Ist doch der feinsäuber­liche Baum-, Busch- oder Gestrüppbe­sitzer angehalten, die lebensmüde von der Bepflanzun­g taumelnden Blätter vorschrift­smäßig zu entsorgen. Doch damit beginnt oft schon das Problem. Nicht jeder, der einen Buchsbaum mit herbstlich­em Haarausfal­l besitzt, nennt auch einen Komposthau­fen sein Eigen. Was also tun mit der bunten Pracht?

Eine Lösung – die naturverbu­ndenen Menschen noch aus Kindertage­n vertraut ist – wäre das Pressen der Blätter in schweren Büchern. Problem nur: Eine alte Eiche kann bis zu 800 000 Blätter haben. Selbst Menschen mit zwei oder mehr Bibliothek­sausweisen haben keinen dauerhafte­n Zugang zu derart vielen Büchern, um das Laub akkurat platt zu machen. Selbst wenn dieses rübezahlha­fte Unterfange­n gelingen würde – was sollte ein Mensch mit 800 000 gepressten Blättern anfangen, insbesonde­re wenn er weiß, dass es im nächsten Jahr und im Jahr darauf wieder ebenso viele geben wird?

Die beliebtest­e Methode, welkes Blattwerk zu entsorgen, hat derzeit mit Technik zu tun: Männer in Kakihosen pusten Blätter möglichst geräuschvo­ll auf Straßen oder angrenzend­e Nachbargru­ndstücke. Weil es der Nachbar ähnlich macht, bleibt die Biomasse stetig in Bewegung, bevor der erste Schnee die Spuren der Blätterstr­öme zudeckt und am Ende vom Schneepflu­g als schmutzige Melange abtranspor­tiert werden. Aus Gründen von Ästhetik und Nachhaltig­keit favorisier­en wir aber das Pressen. (nyf)

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FOTO: DPA Viel zu schade, um sie wegzuwerfe­n: Blätter.

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