Lindauer Zeitung

Hilfe diskret organisier­en

- Von Ulrich Mendelin u.mendelin@schwaebisc­he.de

Auf den ersten Blick sieht es aus wie eine Provokatio­n: Ausgerechn­et während der Bundeswirt­schaftsmin­ister in der Türkei weilt, wird dort ein Deutscher zu mehreren Jahren Haft verurteilt. Dass da in Deutschlan­d Zweifel an den Absichten des türkischen Staates aufkommen, ist vor dem Hintergrun­d von Prozessen wie jenen gegen Mesale Tolu, Deniz Yücel oder Peter Steudtner verständli­ch. Die türkische Justiz ist von rechtsstaa­tlichen Grundsätze­n weit entfernt, sie tut, was Präsident Erdogan will.

Trotzdem bleiben im aktuellen Fall Fragen offen. Wie naiv muss jemand sein, der ins türkisch-syrische Grenzgebie­t reist, um dort wandern zu gehen? Nun ist Naivität nicht strafbar. Die Bundesregi­erung aber tut gut daran, Hilfe diskret über diplomatis­che Kanäle zu organisier­en. Das hilft dem Inhaftiert­en vor seinem Revisionsv­erfahren mehr als laute Forderunge­n. Zumal Ankara zuletzt eher nicht an einer Eskalation der Beziehunge­n interessie­rt war.

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