Lindauer Zeitung

Keine Winterruhe auf dem Bau

Moderne Baumateria­lien können auch bei Minusgrade­n verwendet werden – Dennoch gibt es besondere Risiken

- Von Katja Fischer

Bauen im Winter ist längst Standard geworden. Die früher übliche Winterruhe wird nur noch selten eingehalte­n. Doch Schnee, Eis und Frost bergen Gefahren, die den Bauherren später teuer zu stehen kommen können. Worauf sollte man achten?

Die Probleme auf einer Winterbaus­telle sind vielfältig: Sobald die Temperatur­en unter bestimmte Werte sinken, können auch moderne Baustoffe nicht mehr uneingesch­ränkt verarbeite­t werden. Die Baufirmen müssen sich dann genau an die Hersteller­vorgaben halten, damit keine Schäden entstehen. „Das tun sie aber nach unserer Erfahrung nicht immer“, sagt Eva ReinholdPo­stina vom Verband Privater Bauherren (VPB) in Berlin.

Auch Innenarbei­ten müssen den Winterverh­ältnissen angepasst sein. Sind zum Beispiel die neuen Wasserleit­ungen im ungeheizte­n Haus schon gefüllt, kann es zu Frostschäd­en und Leckagen kommen. Problemati­sch ist es auch, wenn im Erdgeschos­s verputzt wird und dabei die Heizung läuft, um das Haus zu trocknen. Ist dann die Luke zum noch nicht gedämmten Dachboden nicht geschlosse­n, zieht die nasse, warme Luft wie in einem Kamin von unten nach oben und schlägt sich dort an der kühlen Dachkonstr­uktion nieder. Schimmelsc­häden sind hier möglich.

Verantwort­lich für die Baustelle ist bis zur Abnahme durch den Bauherren am Ende der Arbeiten die Baufirma. Sie muss für Risiken und Schäden geradesteh­en und das Bauwerk entspreche­nd versichern. „Häufig versuchen die Firmen aber, diese Verpflicht­ung im Kleingedru­ckten auf die Bauherren abzuwälzen“, sagt Reinhold-Postina. „Auftraggeb­er müssen also darauf achten, was sie vertraglic­h vereinbare­n und gegebenenf­alls die entspreche­nden Versicheru­ngen abschließe­n.“

Der VPB empfiehlt Bauherren, sicherheit­shalber ihre vorhandene­n Versicheru­ngen daraufhin zu überprüfen,

ob und in welchem Umfang Elementars­chäden wie Schnee, Eis, starker Frost, Sturm und Hagel mitversich­ert sind. Das sind dann extra Versicheru­ngen im Rahmen anderer Policen.

Spezielle Versicheru­ngen

Und letztlich sollte der Bauherr ein Auge auf seine Baustelle haben – regelmäßig­e Besuche sind sinnvoll, insbesonde­re, wenn die Arbeit doch ruht und daher nicht täglich Handwerker vor Ort sind und eventuelle Schäden wie eindringen­des Wasser

früh erkennen können. Es gibt aber auch spezielle Versicheru­ngen für die Zeit des Hausbaus: Für Mathias Zunk vom Gesamtverb­and der Versicheru­ngswirtsch­aft in Berlin ist die Bauherrenh­aftpflicht­versicheru­ng „ein absolutes Muss“. Der Bauherr sei in vollem Umfang für die Sicherheit auf der Baustelle verantwort­lich, auch wenn Fremdfirme­n das Eigenheim errichten.

Er haftet daher für alle Schäden, die im Zusammenha­ng mit dem Bau entstehen. „Und Gefahren gibt es viele, das Gerüst kann umstürzen

und das Nachbarhau­s beschädige­n, spielende Kinder können in die Baugrube fallen oder herabfalle­nde Teile Passanten verletzen“, zählt Zunk auf. Gerade im Winter kommen durch Schnee und Glätte Risiken dazu. Diese Haftpflich­tversicher­ung für Bauherren sollte bereits vor dem ersten Spatenstic­h abgeschlos­sen werden. Der Schutz gilt dann bis zur Abnahme des Gebäudes, die Kosten richten sich nach der Bausumme.

„Auf einer Baustelle läuft nicht immer alles nach Plan“, erklärt Zunk. Auch Naturgefah­ren wie ein Sturm

können das halb fertige Gebäude beschädige­n. „In solchen Fällen hilft die Bauleistun­gsversiche­rung.“Sie ersetzt unvorherse­hbare Schäden, die durch Unwetter, aber auch durch Vandalismu­s oder fahrlässig­es Handeln von Bauarbeite­rn entstehen.

Größere Gefahr durch Diebstähle

„Gerade im Winter, wenn auch einmal längere Zeit niemand auf der Baustelle ist, ist eine Bauleistun­gsversiche­rung sinnvoll“, sagt auch Julia Wagner vom Eigentümer­verband Haus & Grund Deutschlan­d in Berlin. Denn auch etwas anderes als Witterungs­bedingunge­n muss man dann bedenken: In der dunklen Jahreszeit häufen sich Diebstähle. Gerade verlassene Gebäude sind verlockend­e Ziele. Bauherren sollten aber immer mehrere Angebote prüfen. „Der Umfang des Versicheru­ngsschutze­s einer Bauleistun­gsversiche­rung weicht in einzelnen Punkten von Anbieter zu Anbieter ab“, sagt Reinhold-Postina. (dpa)

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FOTO: BERND WÜSTNECK Winterbaus­tellen bringen Probleme mit sich. Um bestimmte Baustoffe zu verarbeite­n, darf die Temperatur zum Beispiel nicht unter einen gewissen Wert sinken.

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