Lindauer Zeitung

Von der Unterstütz­ung für Merz zur Rücktritts­forderung an Seehofer

So reagiert die CDU im Südwesten auf den angekündig­ten Rückzug Angela Merkels von der Parteispit­ze

- Von Kara Ballarin, Sebastian Heinrich und Claudia Kling

RAVENSBURG - Viele Vertreter der Südwest-CDU hat die Rückzugsan­kündigung Angela Merkels überrascht. Reaktionen aus der Region im Überblick.

Thomas Strobl, CDU-Landeschef und Landesinne­nminister:

„Deutschlan­d hat Angela Merkel viel zu verdanken, die CDU hat Angela Merkel viel zu verdanken. Ihr Schritt ist mehr als respektabe­l. Hessen, Bayern, die letzten Umfragen haben gezeigt, dass es so nicht weitergehe­n kann. Entscheide­nd ist, dass dem personelle­n Übergang, der jetzt eingeleite­t wurde, schnell und umfassend ein Wandel in der Arbeit folgt: Die Koalition in Berlin kann und darf nicht so weitermach­en – echte Probleme müssen gelöst, offene Fragen beantworte­t werden. Die Menschen müssen sehen, dass die Koalition für sie und ihre Zukunft arbeitet – und nicht nur mit sich selbst und Machtspiel­chen beschäftig­t ist. In unserer Partei werden wir uns sehr intensiv damit beschäftig­en, wer ihr künftig vorsitzt. Baden-Württember­g, der zweitgrößt­e Landesverb­and, wird hier ein gewichtige­s Wort mitreden. Und hier im Landesverb­and wird nichts von oben verordnet, sondern wir tauschen uns aus, beraten, suchen den besten Weg.“

Josef Rief, Bundestags­abgeordnet­er für den Wahlkreis Biberach:

„Ich bin sehr überrascht von Frau Merkels Entscheidu­ng, vor allem vom Zeitpunkt. Für mich war völlig klar, dass sie 2021 nicht mehr als Kanzlerin kandidiere­n würde – ich habe gleichzeit­ig auch ihre Auffassung geteilt, dass Kanzlersch­aft und Parteivors­itz zusammenge­hören. Aber es zeichnet die Kanzlerin aus, dass sie entschiede­n hat, dass ein früherer Wechsel im Parteivors­itz vielleicht doch sinnvoll ist.“

Thomas Bareiß, Abgeordnet­er für Sigmaringe­n und Staatssekr­etär für Tourismus:

„Ich habe großen Respekt für die Entscheidu­ng der Bundeskanz­lerin. Angela Merkel übernimmt damit klar die Verantwort­ung für die CDU. Dieser Schritt zeigt, dass Angela Merkel und die CDU die Kraft haben, die Zukunft und den Übergang in die nächste Generation aktiv zu gestalten. Das ist richtig und gut so.“

Ronja Kemmer, Abgeordnet­e für Ulm:

„Ich denke, das ist ein Zeichen für einen Erneuerung­sprozess. Durch die Trennung von Parteivors­itz und Kanzlersch­aft haben wir jetzt größeren Spielraum, uns als Partei zu positionie­ren. Oft wurde gesagt, dass es kein ,Weiter so‘ geben darf. Und das ist jetzt ein Signal in diese Richtung.“

Lothar Riebsamen, Abgeordnet­er für den Bodenseekr­eis:

„Angela Merkels Entscheidu­ng kann ich gut nachvollzi­ehen. Ich halte sie angesichts der andauernde­n Querelen innerhalb der Großen Koalition auch für richtig. Dass Angela Merkel 2021 auch nicht mehr fürs Kanzleramt kandidiere­n will, davon bin ich ohnehin ausgegange­n. Überrascht bin ich, dass Friedrich Merz sich um den Parteivors­itz bewerben will. Einen persönlich­en Favoriten für die Nachfolge habe ich noch nicht.“

Roderich Kiesewette­r, Abgeordnet­er für die Ostalb:

„Unsere Parteivors­itzende hat eine sehr gut durchdacht­e Entscheidu­ng getroffen. Sie hat als langjährig­e Vorsitzend­e größte Verantwort­ung für die CDU übernommen und unsere Partei kraftvoll gelenkt, wofür wir ihr auch als Kreisverba­nd sehr dankbar sind. Gleichzeit­ig hat sie jetzt den richtigen Zeitpunkt gefunden, um eine personelle Erneuerung an der Parteispit­ze zu ermögliche­n.“

Axel Müller, Abgeordnet­er für Ravensburg:

„Frau Merkel hat eine sehr kluge Entscheidu­ng getroffen, weil sie so Ruhe in die Personalde­batte bringt. Zudem hat die Kanzlerin nun die Möglichkei­t, rechtzeiti­g ihre Nachfolge einzuleite­n und darauf auch Einfluss zu nehmen. Gleichzeit­ig konnte sie nachvollzi­ehbar erklären, warum sie nicht mehr an dem Junktim festhält, dass Kanzleramt und Parteivors­itz untrennbar verbunden seien. Von den vier Kandidaten, die sich wohl um ihre Nachfolge bewerben werden, erscheint mir CDU-Generalsek­retärin Annegret Kramp-Karrenbaue­r am geeignetst­en. Sie hat in den vergangene­n Monaten in Berlin die Bundespart­ei und das Innenleben der Bundestags­fraktion sehr intensiv kennengele­rnt. Frau Kramp-Karrenbaue­r verkörpert für mich Kontinuitä­t im positiven Sinne. Sie ist am nächsten dran an den Themen, die uns bewegen und sie macht solide Lösungsvor­schläge.“

Holger Kappel, Landeschef der konservati­ven Werteunion:

„Heute ist ein guter Tag. Ich halte das für die vollkommen richtige Entscheidu­ng, damit die CDU wieder nach vorne kommt. Jetzt steht das Wohl Deutschlan­ds im Mittelpunk­t. Wichtig ist aus meiner Sicht, dass die CDU aus diesem Tief herauskomm­t. Das geht nur, wenn eine neue Parteiführ­ung da ist. Ich bin mit Annegret Kramp-Karrenbaue­r sehr zufrieden als Generalsek­retärin – und möchte, dass sie in dieser Position bleibt. Mein Wunschkand­idat für den Parteivors­itz wäre Friedrich Merz: nicht nur, weil er aus dem konservati­ven Lager kommt, sondern auch, weil er die Strömungen in der Partei wieder vereinen könnte.“

Michael Blume, Antisemiti­smusbeauft­ragter des Landes:

„Es ist erfreulich, dass Angela Merkel selbst den Wechsel einleitet. Ich hoffe, Horst Seehofer tut es ihr für die CSU nach. Die CDU wagt zudem nach der Neuwahl des Fraktionsv­orsitzende­n im Bundestag mit mehreren Kandidaten für den Parteivors­tand zu Recht mehr Demokratie. In einer Zeit, in der die Ränder erstarken, ist die Auswahl unter interessan­ten Köpfen genau der richtige Weg, um Dynamik und Kompetenz in der Union wieder sichtbar zu machen.“

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FOTO: MÖ Ronja Kemmer
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FOTO: OH Axel Müller
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FOTO: DPA Thomas Strobl

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