Von der Unterstützung für Merz zur Rücktrittsforderung an Seehofer
So reagiert die CDU im Südwesten auf den angekündigten Rückzug Angela Merkels von der Parteispitze
RAVENSBURG - Viele Vertreter der Südwest-CDU hat die Rückzugsankündigung Angela Merkels überrascht. Reaktionen aus der Region im Überblick.
Thomas Strobl, CDU-Landeschef und Landesinnenminister:
„Deutschland hat Angela Merkel viel zu verdanken, die CDU hat Angela Merkel viel zu verdanken. Ihr Schritt ist mehr als respektabel. Hessen, Bayern, die letzten Umfragen haben gezeigt, dass es so nicht weitergehen kann. Entscheidend ist, dass dem personellen Übergang, der jetzt eingeleitet wurde, schnell und umfassend ein Wandel in der Arbeit folgt: Die Koalition in Berlin kann und darf nicht so weitermachen – echte Probleme müssen gelöst, offene Fragen beantwortet werden. Die Menschen müssen sehen, dass die Koalition für sie und ihre Zukunft arbeitet – und nicht nur mit sich selbst und Machtspielchen beschäftigt ist. In unserer Partei werden wir uns sehr intensiv damit beschäftigen, wer ihr künftig vorsitzt. Baden-Württemberg, der zweitgrößte Landesverband, wird hier ein gewichtiges Wort mitreden. Und hier im Landesverband wird nichts von oben verordnet, sondern wir tauschen uns aus, beraten, suchen den besten Weg.“
Josef Rief, Bundestagsabgeordneter für den Wahlkreis Biberach:
„Ich bin sehr überrascht von Frau Merkels Entscheidung, vor allem vom Zeitpunkt. Für mich war völlig klar, dass sie 2021 nicht mehr als Kanzlerin kandidieren würde – ich habe gleichzeitig auch ihre Auffassung geteilt, dass Kanzlerschaft und Parteivorsitz zusammengehören. Aber es zeichnet die Kanzlerin aus, dass sie entschieden hat, dass ein früherer Wechsel im Parteivorsitz vielleicht doch sinnvoll ist.“
Thomas Bareiß, Abgeordneter für Sigmaringen und Staatssekretär für Tourismus:
„Ich habe großen Respekt für die Entscheidung der Bundeskanzlerin. Angela Merkel übernimmt damit klar die Verantwortung für die CDU. Dieser Schritt zeigt, dass Angela Merkel und die CDU die Kraft haben, die Zukunft und den Übergang in die nächste Generation aktiv zu gestalten. Das ist richtig und gut so.“
Ronja Kemmer, Abgeordnete für Ulm:
„Ich denke, das ist ein Zeichen für einen Erneuerungsprozess. Durch die Trennung von Parteivorsitz und Kanzlerschaft haben wir jetzt größeren Spielraum, uns als Partei zu positionieren. Oft wurde gesagt, dass es kein ,Weiter so‘ geben darf. Und das ist jetzt ein Signal in diese Richtung.“
Lothar Riebsamen, Abgeordneter für den Bodenseekreis:
„Angela Merkels Entscheidung kann ich gut nachvollziehen. Ich halte sie angesichts der andauernden Querelen innerhalb der Großen Koalition auch für richtig. Dass Angela Merkel 2021 auch nicht mehr fürs Kanzleramt kandidieren will, davon bin ich ohnehin ausgegangen. Überrascht bin ich, dass Friedrich Merz sich um den Parteivorsitz bewerben will. Einen persönlichen Favoriten für die Nachfolge habe ich noch nicht.“
Roderich Kiesewetter, Abgeordneter für die Ostalb:
„Unsere Parteivorsitzende hat eine sehr gut durchdachte Entscheidung getroffen. Sie hat als langjährige Vorsitzende größte Verantwortung für die CDU übernommen und unsere Partei kraftvoll gelenkt, wofür wir ihr auch als Kreisverband sehr dankbar sind. Gleichzeitig hat sie jetzt den richtigen Zeitpunkt gefunden, um eine personelle Erneuerung an der Parteispitze zu ermöglichen.“
Axel Müller, Abgeordneter für Ravensburg:
„Frau Merkel hat eine sehr kluge Entscheidung getroffen, weil sie so Ruhe in die Personaldebatte bringt. Zudem hat die Kanzlerin nun die Möglichkeit, rechtzeitig ihre Nachfolge einzuleiten und darauf auch Einfluss zu nehmen. Gleichzeitig konnte sie nachvollziehbar erklären, warum sie nicht mehr an dem Junktim festhält, dass Kanzleramt und Parteivorsitz untrennbar verbunden seien. Von den vier Kandidaten, die sich wohl um ihre Nachfolge bewerben werden, erscheint mir CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer am geeignetsten. Sie hat in den vergangenen Monaten in Berlin die Bundespartei und das Innenleben der Bundestagsfraktion sehr intensiv kennengelernt. Frau Kramp-Karrenbauer verkörpert für mich Kontinuität im positiven Sinne. Sie ist am nächsten dran an den Themen, die uns bewegen und sie macht solide Lösungsvorschläge.“
Holger Kappel, Landeschef der konservativen Werteunion:
„Heute ist ein guter Tag. Ich halte das für die vollkommen richtige Entscheidung, damit die CDU wieder nach vorne kommt. Jetzt steht das Wohl Deutschlands im Mittelpunkt. Wichtig ist aus meiner Sicht, dass die CDU aus diesem Tief herauskommt. Das geht nur, wenn eine neue Parteiführung da ist. Ich bin mit Annegret Kramp-Karrenbauer sehr zufrieden als Generalsekretärin – und möchte, dass sie in dieser Position bleibt. Mein Wunschkandidat für den Parteivorsitz wäre Friedrich Merz: nicht nur, weil er aus dem konservativen Lager kommt, sondern auch, weil er die Strömungen in der Partei wieder vereinen könnte.“
Michael Blume, Antisemitismusbeauftragter des Landes:
„Es ist erfreulich, dass Angela Merkel selbst den Wechsel einleitet. Ich hoffe, Horst Seehofer tut es ihr für die CSU nach. Die CDU wagt zudem nach der Neuwahl des Fraktionsvorsitzenden im Bundestag mit mehreren Kandidaten für den Parteivorstand zu Recht mehr Demokratie. In einer Zeit, in der die Ränder erstarken, ist die Auswahl unter interessanten Köpfen genau der richtige Weg, um Dynamik und Kompetenz in der Union wieder sichtbar zu machen.“