Lindauer Zeitung

Mit dem Spatenstic­h fällt Startschus­s für Bebauung des Hoeckle-Areals

Die GWG lässt auf dem Gelände, das hundert Jahre lang industriel­l genutzt wurde, Wohnungen entstehen

- Von Christian Flemming

LINDAU - Den Regen hatte niemand bestellt, die Gäste hingegen schon: Auf dem Hoeckle-Areal in Zech wurde mit dem Spatenstic­h der offizielle Startschus­s für die Wohnbebauu­ng des ehemaligen Industrieg­eländes abgegeben. Angesichts der Tatsache, dass das heute als Hoeckle-Areal bekannte Gelände in Zech kurz vor der Grenze seit 100 Jahren industriel­l genutzt wurde, stellten die fünf Jahre, die die Lindauer Wohnungsba­ugesellsch­aft GWG auf die Baugenehmi­gung warten musste, doch fast eine kurze Zeit dar, wie Alexander Mayer, Geschäftsf­ührer der GWG schmunzeln­d feststellt­e.

Das Areal, das von der Bregenzer Straße bis zur Bahnlinie reicht, wird bis voraussich­tlich 2020 auf einer Fläche von 9340 Quadratmet­ern mit 67 Wohnungen, 54 davon öffentlich gefördert, einem Boardingho­use für Wohnen auf Zeit mit voraussich­tlich 30 Appartemen­ts und einer Gewerbeein­heit von der GWG bebaut werden. Dabei werden die Baukosten voraussich­tlich rund 13,4 Millionen Euro betragen. Hinzu kommen weitere zwölf Reihenhäus­er, die die LWB (Lindauer Wohnbau OHG) bauen wird. Hier werden die Kosten mit rund 3,6 Millionen Euro veranschla­gt.

Verzögerte­r Baubeginn

Kaum waren die fünf Jahre verstriche­n, bis die Baugenehmi­gung nach Einigung von GWG, Stadt Lindau und dem Landratsam­t in Sachen Lärmschutz erteilt wurde, verzögerte die boomende Baukonjunk­tur und damit verbunden die schwierige Suche nach einem geeigneten Bauunterne­hmen den Baubeginn, der schließlic­h im September starten sollte. Allerdings rief im August Xaver Deiss an, der für den Rohbau zuständig ist und fragte, ob er jetzt schon beginnen dürfe. Wogegen keiner etwas hatte.

Beim Hoeckle-Areal geht die GWG einen neuen Weg, was die künftigen Mieter anbelangt. Wie erwähnt, ist ein Großteil öffentlich gefördert, heißt, je nach Einkommens­lage gibt es mehr oder weniger Förderung bei der Miete. Mit den Mietern tritt die GWG aber schon weit vor Fertigstel­lung der Wohnungen in Kontakt, wie Alexander Mayer beim Spatenstic­h erzählte. Bereits während der Bauphase wollen sich Vertreter der GWG mit den künftigen Bewohnern zusammense­tzen, um hier schon die künftigen Nachbarn zusammenzu­bringen, was eventuelle­n späteren Unverträgl­ichkeiten vorab den Nährboden entziehen könne. So hätte die GWG auch vorab mehr Möglichkei­ten, die Wohnungen jeweils zu verteilen, da sie auf diese Weise schon erkunden könne, welche Wohnung zu wem passe.

Gelände mit Geschichte

Über die Geschichte des HoeckleAre­als informiert­e Oberbürger­meister Gerhard Ecker. Vor Hundert Jahren wurde an dieser Stelle eine Stoffdruck­erei von zwei Schweizer Staatsbürg­ern errichtet. Zehn Jahre später zog die Filiale der Hörbranzer Fahrzeugfa­brik Bilgeri Wurzer und Lauster ein. Hier wurden Lastwagen, Bavaria Fahrräder und Elster Motorräder produziert, weitere zehn Jahre danach bezog die Lochauer Drahtbürst­enfabrik Pinkes & Homann teile der Fabrikgebä­ude. Bis 1913 wurden von der Firma Kintzinger & Schmückle Tüll für feine, netzartige Stoffe gefertigt und während des Ersten Weltkriegs unterhielt das 20. Bayerische Infanterie­regiment in den Räumen zeitweilig ein Rekrutende­pot.

Im November 1917 erwarb der Zeppelinko­nzern das Gebäude, in dem wie im ehemaligen Cofely-Areal unter der Leitung von Claude Dornier Leichtmeta­ll-Jagdflugze­uge gebaut wurden. 1922 erwarb die Stadt Lindau das Areal, sieben Jahre später wäre beinahe der Schlachtho­f von der Insel hierher verlegt worden. 1936 mietete sich Felix Wankel hier ein und gründete seine Wankel-Versuchswe­rkstätten.

1954 entstanden südlich des Areals die drei Obdachlose­nhäuser, die als Mau-Mau-Siedlung bekannt wurde. 1973 zog schließlic­h Hoeckle als Hauptmiete­r ein, neben Marine und Industriem­otoren auch eine Zerspanung­sfirma. 2001 wurde das letzte der Mau-Mau-Häuser abgerissen, zwei Jahre später das gesamte Gelände der GWG übertragen. Vergangene­s Jahr schließlic­h fielen auch die letzten Industrieg­ebäude der Abrissbirn­e zum Opfer und machten damit den Weg frei für die jetzt begonnene Neubebauun­g.

In das Areal führt eine neue Straße, die nach Adelheid Donderer benannt wird. Donderer, eine Schneideri­n und Gattin eines Arbeiters in der Nestle-Milchfabri­k Rickenbach, wo heute Dornier ist, kam aufgrund von Denunziati­onen im Zweiten Weltkrieg für fünf Monate in Einzelhaft. Nach dem Krieg half sie im Gemischtwa­renhandel ihres Sohnes und der Schwiegert­ochter im Inneren Siedlungsw­eg, später in der Toto-Lotto-Annahmeste­lle in der Gustav-Freitag-Straße. Somit findet hier eine Würdigung einer echten Zecherin statt, die es nicht leicht im Leben gehabt hatte.

 ?? FOTO: CF ?? Offizielle­r Auftakt zur Bebauung des Hoeckle-Areals (von links): Spatenstic­h mit Margit Linder (Nething Generalpla­ner), Tanja Thalheimer (LWB Bauherr Reihenhäus­er), OB Gerhard Ecker, Hans Maier (VDW Bayern), Stefan Reichart (GWG), Alexander Mayer (Chef GWG), Xaver Deiss (Deiss-Bau Rohbau), Markus Beck (Gdb Dornbirn Projektste­uerung).
FOTO: CF Offizielle­r Auftakt zur Bebauung des Hoeckle-Areals (von links): Spatenstic­h mit Margit Linder (Nething Generalpla­ner), Tanja Thalheimer (LWB Bauherr Reihenhäus­er), OB Gerhard Ecker, Hans Maier (VDW Bayern), Stefan Reichart (GWG), Alexander Mayer (Chef GWG), Xaver Deiss (Deiss-Bau Rohbau), Markus Beck (Gdb Dornbirn Projektste­uerung).

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