Vertrautes loslassen
Pfarrgemeinschaft Lindau Insel führt Pfarrer Robert Skrzypek in sein Amt ein
LINDAU-REUTIN – Die Pfarrgemeinschaft Lindau Insel mit ihren Pfarreien „Münster Unserer Lieben Frau“auf der Insel, „Sankt Josef“in Reutin und „Maria, Königin des Friedens“in Zech hat einen neuen Pfarrer. Er heißt Robert Skrzypek. Bei seiner feierlichen Amtseinführung samt Gottesdienst in St. Josef übergab Dekan Thomas Renftle Pfarrer Robert Skrzypek die erzbischöfliche Ernennungsurkunde. Beim anschließenden Empfang im Gemeindehaus wurde der neue Pfarrer zudem von der Pfarrgemeinschaft als auch von den Vertretern der Stadt, des Landkreises und anderer Kirchen offiziell begrüßt.
„Herzlich willkommen Pfarrer Skrzypek.“Den komplizierten Namen des aus Polen stammenden neuen Pfarrers dermaßen perfekt auszusprechen, wie Oberbürgermeister Gerhard Ecker es getan hatte, schaffte nur noch die stellvertretende Landrätin Margret Mader. Die hatte sich wiederum von einem polnisch sprechenden Freund unterweisen lassen und kurz vor den Grußworten noch ein bisschen mit dem Oberbürgermeister geübt. Das Resultat war ein respektvoll erhobener Daumen von Pfarrer Skrzypek und ein begeisterter Applaus von den vielen, vielen Gästen, die vor dem locker gehaltenen Empfang im Gemeindesaal noch die Reutiner Kirche St. Josef bis auf den letzten Platz gefüllt hatten. Darunter auch zahlreiche Gemeindemitglieder aus Mühlried und Edelshausen, wo Pfarrer Skrzypek bis zu seiner Berufung nach Lindau 17 Jahre lang tätig war, sein Heimatpfarrer, der extra aus Polen angereist war und der Pfarrer Skrzypeks Mutter mitgebracht hatte.
In St. Josef und damit in eine von jenen drei Kirchen, die er in Zukunft betreuen wird, war Pfarrer Skrzypek in Begleitung von 16 weiteren Geistlichen vom Kirchhof in die Kirche eingezogen. Eingebettet in den kirchlichen Ritus erneuerte der Pfarrer jenes Versprechen, das er bei seiner Priesterweihe gegeben hatte. Dann übergab ihm Dekan Thomas Renftle die Ernennungsurkunde und nach einem Rundgang durch die Kirche und deren Sakralgegenstände, wie Taufbecken, Beichtstuhl, Ambo und Altar, auch das Neue Testament sowie die Leitung des Gottesdienstes. Zudem vertraute ihm der Dekan die drei Pfarreien an.
In seiner Predigt sprach Pfarrer Skrzypek seine Segenswünsche aus und betonte: „Ich möchte mit Ihnen gemeinsam den Weg als Christ gehen.“Einen „Masterplan“, wie er die Pfarrgemeinschaft führen wolle, habe er noch nicht. „Ich muss zuerst meinen Platz finden, mir einen Überblick verschaffen und will schlichtweg mit euch unseren Glauben leben“, sagte er und bezeichnete sich selbst als „aufgeschlossenen Pfarrer“. „Aber ich bin katholisch und vertrete die Lehre der Kirche.“Seit seiner Priesterweihe versuche er, sich an drei wichtigen Punkten zu orientieren. „Ich möchte Mensch sein, ich möchte Christ sein, ich möchte Pfarrer sein“, sagte er und erklärte, dass zum Menschsein Fehler dazugehörten. Deshalb bat er die Gemeinde, ihn anzunehmen, wie er sei. Da wie alles andere auch die Kirche im Wandel sei, rief er dazu auf, Vertrautes loszulassen. Der Glaube jedoch müsste bleiben und auch die Kirche als Institution dürfe nicht an Bedeutung verlieren. Auch wenn sie nicht perfekt sei. „Zum Beispiel die Finanzoder Missbrauchsskandale möchte ich ganz klar als perfide Verbrechen verurteilen“, sagte er und sollte später betonen, „aber diese Kirche ist trotzdem immer noch meine Kirche“. Am Ende rief er dazu auf, den Glauben im Leben ernst zu nehmen. Denn, so fragte er in Anknüpfung an jenes Kapitel aus dem Johannesevangelium, das er zuvor vorgelesen hatte, „wenn wir den Glauben verlieren, was bleibt uns?“. Stattdessen gelte es auf Gott zu vertrauen. „Gott will uns eine Zukunft und eine Hoffnung geben.“
Das einzig Komplizierte ist sein Name
Während die Amtseinführung und der Gottesdienst vom Münster- und St. Josefchor sowie von „Spirit“musikalisch umrahmt worden war, wartete im Gemeindesaal der Musikverein Reutin mit zünftiger Blasmusik auf. „Ich habe mir sagen lassen, Sie mögen Blasmusik“, hieß Birgit Schmid-Fausel, Vorsitzende des Pfarrgemeinderates, Pfarrer Skrzypek willkommen und verriet den Gästen, dass das einzig Komplizierte, was sie in den wenigen Wochen seit seiner Ankunft am neuen Pfarrer feststellen konnte, sein Name gewesen sei. Von den anderen Gemeinderatsmitgliedern erfuhren die Gäste zudem, dass der 50-jährige Pfarrer lieber Bier als Wein trinkt, ein Faibel für Schokolade hat und gerne Rad fährt.
Wie schon Birgit Schmid-Fausel, sagte ihm auch Winfried Schlegel seine Unterstützung zu. Zwar sei der Rat mit der Entscheidung des Bischofs zuerst nicht einverstanden gewesen, gestand der Kirchenpfleger. In den vier Wochen, in denen der neue Pfarrer schon in Lindau sei, habe er jedoch viele Herzen erobert. „Wir haben gespürt, die Pfarrei und die Menschen liegen ihm am Herzen.“Unterstützung und Zusammenarbeit ist dem sympathischen Pfarrer auch vonseiten der Stadt, des Landkreises und den evangelischen Christen sicher.
Neben dem neuen Pfarrer hat die Pfarrgemeinde einen weiteren Neuzugang: Luzia Maier ist die neue Pastoralassistentin. Sie wird die nächsten vier Jahre in der Pfarrgemeinschaft verbringen, in allen drei Pfarreien mitarbeiten und Religionsunterricht an den Grundschulen geben.
„Ich möchte Mensch sein, ich möchte Christ sein, ich möchte Pfarrer sein.“Pfarrer Robert Skrzypek