Bald heißt es: „Umsteigen, bitte!“
Ab 2020 gibt es weniger Direktverbindungen vom Oberallgäu nach München
KAUFBEUREN - Wenn voraussichtlich 2020 die Elektrifizierung der Strecke von München nach Lindau abgeschlossen ist, wird das Zugfahren für manchen Oberallgäuer umständlicher. Nur noch alle zwei Stunden soll es dann eine Direktverbindung über Kempten in die Landeshauptstadt geben, sagt Eberhard Rotter, scheidender Verkehrspolitischer Sprecher der CSU-Landtagsfraktion bei einem Pressegespräch. Der Grund: Zwischen Buchloe und München sollen dann möglichst wenig Dieselloks verkehren, auch weil eine Dieselfahrt rein rechnerisch dreimal so viel wie eine E-Fahrt kostet. Die Folge: umsteigen in Buchloe. Allgemein werde sich im Schienenverkehr künftig einiges tun – auch viel Positives: „Es wird viel investiert, das ist gut. Aber weil in den vergangenen Jahrzehnten nur wenig passiert ist, stehen Zugfahrern unbequeme Jahre bevor“, prognostiziert Rotter zum Ende seiner Amtszeit.
Lange war Rotter Ansprechpartner für den Regionalen Planungsverband Allgäu. Damit ist es bald vorbei, der 64-Jährige kandidierte 2018 nicht mehr für den Landtag. Für Stefan Bosse, Kaufbeurer Oberbürgermeister und Verbandsvorsitzender, ein guter Zeitpunkt, um sich bei dem „absoluten Experten“zu bedanken – und in die Zukunft zu blicken. Als großes Projekt nennt Rotter dabei die Elektrifizierung der Strecke Ulm-Kempten. Die habe der Freistaat bei der Elektrifizierungsoffensive des Bundes angemeldet, mit einer Umsetzung sehe es gut aus. Das könne allerdings noch an die 15 Jahre dauern, denn ein solches Projekt sei planungsund kostenintensiv. Mindestens 1,2 Millionen Euro müsse für die Elektrifizierung eines Kilometers gerechnet werden. Ist es einmal soweit, könnte es mit dem südlichen Oberallgäu weitergehen.
Die Elektrifizierung der Strecke München-Lindau dagegen soll bereits 2020 fertig sein – was zur Folge habe, dass mehr Oberallgäuer Fahrgäste als bisher in Buchloe umsteigen müssen. Für Reisende aus Füssen werde es bei den Direktverbindungen in die Landeshauptstadt keine Einschränkungen geben. Das hinge mit den vielen Touristen zusammen, die auf der Strecke verkehren und möglichst wenig umsteigen sollen. Dem Planungsverband sei aber daran gelegen, für die Oberallgäuer einen Kompromiss zu finden, betonen Bosse und Rotter. Eine Idee: aus Kempten kommende Züge in Kaufbeuren an die Züge aus Füssen zu koppeln. Technisch sei das möglich, sagt Bosse. Ob es auch so kommt, das entscheide die Bayerische Eisenbahngesellschaft zusammen mit der Staatsregierung.
Ein weiteres Ziel für den Allgäuer Nahverkehr ist laut Rotter der Stundentakt. Wenn zwischen Kempten und Kaufbeuren, wo jeden Tag 4700 Personen ein- und aussteigen, innerhalb von zwei Stunden vier statt nur drei Züge führen, könnten die Zwischenhalte Biessenhofen und Günzach stündlich bedient werden. Und eine stündliche Taktung böte die Möglichkeit, mehr Haltepunkte einzurichten, beispielsweise in Aitrang oder Marktoberdorf-Nord. Dafür seien die Aussichten gut. Genau wie für eine Express-S-Bahn, mit der die Allgäuer ab 2026 von Buchloe direkt in die Münchener Innenstadt fahren können.
Obwohl es nicht mehr sein Hauptberuf sein wird, will Rotter die Entwicklung im Allgäuer Nahverkehr im Auge behalten – und dem Planungsverband auch in Zukunft beratend zur Seite stehen.
„Es wird viel investiert, das ist gut.“Eberhard Rotter, scheidender Verkehrspolitischer Sprecher der CSU-Landtagsfraktion