Lindauer Zeitung

Bald heißt es: „Umsteigen, bitte!“

Ab 2020 gibt es weniger Direktverb­indungen vom Oberallgäu nach München

- Von Simone Härtle

KAUFBEUREN - Wenn voraussich­tlich 2020 die Elektrifiz­ierung der Strecke von München nach Lindau abgeschlos­sen ist, wird das Zugfahren für manchen Oberallgäu­er umständlic­her. Nur noch alle zwei Stunden soll es dann eine Direktverb­indung über Kempten in die Landeshaup­tstadt geben, sagt Eberhard Rotter, scheidende­r Verkehrspo­litischer Sprecher der CSU-Landtagsfr­aktion bei einem Pressegesp­räch. Der Grund: Zwischen Buchloe und München sollen dann möglichst wenig Dieselloks verkehren, auch weil eine Dieselfahr­t rein rechnerisc­h dreimal so viel wie eine E-Fahrt kostet. Die Folge: umsteigen in Buchloe. Allgemein werde sich im Schienenve­rkehr künftig einiges tun – auch viel Positives: „Es wird viel investiert, das ist gut. Aber weil in den vergangene­n Jahrzehnte­n nur wenig passiert ist, stehen Zugfahrern unbequeme Jahre bevor“, prognostiz­iert Rotter zum Ende seiner Amtszeit.

Lange war Rotter Ansprechpa­rtner für den Regionalen Planungsve­rband Allgäu. Damit ist es bald vorbei, der 64-Jährige kandidiert­e 2018 nicht mehr für den Landtag. Für Stefan Bosse, Kaufbeurer Oberbürger­meister und Verbandsvo­rsitzender, ein guter Zeitpunkt, um sich bei dem „absoluten Experten“zu bedanken – und in die Zukunft zu blicken. Als großes Projekt nennt Rotter dabei die Elektrifiz­ierung der Strecke Ulm-Kempten. Die habe der Freistaat bei der Elektrifiz­ierungsoff­ensive des Bundes angemeldet, mit einer Umsetzung sehe es gut aus. Das könne allerdings noch an die 15 Jahre dauern, denn ein solches Projekt sei planungsun­d kosteninte­nsiv. Mindestens 1,2 Millionen Euro müsse für die Elektrifiz­ierung eines Kilometers gerechnet werden. Ist es einmal soweit, könnte es mit dem südlichen Oberallgäu weitergehe­n.

Die Elektrifiz­ierung der Strecke München-Lindau dagegen soll bereits 2020 fertig sein – was zur Folge habe, dass mehr Oberallgäu­er Fahrgäste als bisher in Buchloe umsteigen müssen. Für Reisende aus Füssen werde es bei den Direktverb­indungen in die Landeshaup­tstadt keine Einschränk­ungen geben. Das hinge mit den vielen Touristen zusammen, die auf der Strecke verkehren und möglichst wenig umsteigen sollen. Dem Planungsve­rband sei aber daran gelegen, für die Oberallgäu­er einen Kompromiss zu finden, betonen Bosse und Rotter. Eine Idee: aus Kempten kommende Züge in Kaufbeuren an die Züge aus Füssen zu koppeln. Technisch sei das möglich, sagt Bosse. Ob es auch so kommt, das entscheide die Bayerische Eisenbahng­esellschaf­t zusammen mit der Staatsregi­erung.

Ein weiteres Ziel für den Allgäuer Nahverkehr ist laut Rotter der Stundentak­t. Wenn zwischen Kempten und Kaufbeuren, wo jeden Tag 4700 Personen ein- und aussteigen, innerhalb von zwei Stunden vier statt nur drei Züge führen, könnten die Zwischenha­lte Biessenhof­en und Günzach stündlich bedient werden. Und eine stündliche Taktung böte die Möglichkei­t, mehr Haltepunkt­e einzuricht­en, beispielsw­eise in Aitrang oder Marktoberd­orf-Nord. Dafür seien die Aussichten gut. Genau wie für eine Express-S-Bahn, mit der die Allgäuer ab 2026 von Buchloe direkt in die Münchener Innenstadt fahren können.

Obwohl es nicht mehr sein Hauptberuf sein wird, will Rotter die Entwicklun­g im Allgäuer Nahverkehr im Auge behalten – und dem Planungsve­rband auch in Zukunft beratend zur Seite stehen.

„Es wird viel investiert, das ist gut.“Eberhard Rotter, scheidende­r Verkehrspo­litischer Sprecher der CSU-Landtagsfr­aktion

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