Das Smartphone als Liftkarte ist noch Zukunftsmusik
Verband Deutscher Seilbahnen zieht in Oberstdorf eine positive Saisonbilanz und spricht über Herausforderungen der Zukunft
OBERSTDORF - Am Flughafen hat man sich inzwischen daran gewöhnt, dass immer mehr Menschen statt der ausgedruckten Bordkarte das Smartphone bereithalten, bevor sie das Flugzeug betreten. Und auch am Drehkreuz der Bergbahn könnte die klassische Liftkarte schon bald der Vergangenheit angehören und von den modernen Mobiltelefonen abgelöst werden. Die Herausforderungen der Digitalisierung standen im Mittelpunkt der Tagung des Verbands Deutscher Seilbahnen (VDS) gestern in Oberstdorf.
Zu dem Branchentreff waren etwa 120 Unternehmer nach Oberstdorf gekommen, die 210 Seilbahnen und 1400 Schlepplifte betreiben. Das Branchentreffen sei ein wichtiger Erfahrungsaustausch, sagte VDS-Vorsitzender Peter Schöttl zum Auftakt der Veranstaltung, bei der auch Hersteller ihre neuen Produkte präsentierten. Zudem gab es Fachvorträge über digitalen Tourismus und Trends.
Gäste sind ständig vernetzt
Noch ist der Skipass auf dem Smartphone Zukunftsmusik, aber Experte Robert Klauser, Geschäftsführer von Informax Websolutions GmbH ist sich sicher: „Dieses Thema wird die Branche noch umtreiben.“Bergbahn-Unternehmen müssten jedoch bereits heute darauf reagieren, dass ein Großteil ihrer Gäste ein Smartphone in der Tasche hat. „Mit einer Website mit guten Bildern ist es nicht mehr getan“, sagt Klauser. Wintersportler wollen beim Frühstück bereits alle Informationen über das Skigebiet wie Schneehöhen und Wetter abrufen. Die ständig vernetzten Gäste bieten aber auch eine große Chance für die Unternehmen. „Für die Reichweite sorgen die Nutzer selbst“, sagte Klauser. Als Beispiel nannte Verena Feyock, Geschäftsführerin von Saint Elmo’s Tourismusmarketing die sogenannten „Millennials“: 40 Prozent dieser um die Jahrtausendwende geborene Generation wählten ihren Urlaubsort danach aus, ob er geeignet sei, von dort aus attraktive Bilder ins Internet zu stellen. Die Bergbahnen müssten für ein begeisterndes Produkt sorgen, sagte Klauser. „Dann wird es von selbst seinen Weg zum Kunden finden.“
Ihren Weg zu den deutschen Skigebieten haben allein im Winter 2017/18 sechs Millionen Gäste gefunden, das waren 21,8 Prozent mehr als im Vorjahr. Im Sommer 2018 kamen bis August 3,3 Millionen. „Der Saisonverlauf war sehr erfreulich“, sagte der stellvertretende VDS-Vorstand Peter Lorenz. Zu dem Erfolg beigetragen hätten auch Investitionen wie das Gipfelrestaurant an der Nebelhornbahn. VDS-Vorstand Peter Schöttl betonte die Bedeutung von staatlichen Zuschüssen. Ohne die Bayerische Seilbahnförderung wären viele Modernisierungsprojekte in der Region nicht realisiert worden, erklärte Schöttl. „Die Zuschüsse geben den Anstoß, um über die Schwelle zu kommen.“Neben Ersatzneubauten müssten auch Beschneiungsanlagen gefördert werden, sagte Schöttl. „Für die Unternehmen ist das überlebenswichtig.“