Lindauer Zeitung

Drei Religionen und ein Ring, der sie eint

Auch Lindau beteiligt sich am Friedensak­tionstag am 6. Juni – Der „Engel der Kulturen“rollt vorab schon mal über die Insel

- Von Christian Flemming

LINDAU - Der „Engel der Kulturen“hat vorab schon mal Station in Lindau gemacht und das Kopfsteinp­flaster der Insel kennengele­rnt. Zusammen mit seinen Schöpfern, Carmen Dietrich und Gregor Merten kam er nach Lindau zu einem ersten Treffen mit potentiell­en Teilnehmer­n des Aktionstag­s am 6. Juni 2019. Mit dieser Aktion reiht sich Lindau in die Liste von rund 200 Städten ein, die sich an dieser Aktion, die ein Zeichen des Friedens zwischen den Religionen Judentum, Christentu­m und Islam setzen will.

Claudia Dietrich und Gregor Merten kennen Lindau ganz gut. Im September 1987 hatte Gregor seine erste Ausstellun­g in der Galerie „Zur Fischerin“, in der folgenden Zeit waren er und seine Partnerin Claudia Dietrich wiederholt im Zentrum von Ausstellun­gen dort, so lange der Vater von Rebekka Scheiner vom Kulturamt, Fritz Scheiner, das Lokal führte. Vor einem Jahr hatten Fritz und Elke Scheiner durch Merten von der Aktion des Engels der Kulturen erfahren und damit ihre Tochter begeistert.

Schnell breitete sich die Begeisteru­ng über die Aktion in Lindau aus und so kamen schon zu diesem ersten Treffen Vertreter der Grundschul­en Aeschach und Bodolz, der Maria-Ward Realschule und der beiden Lindauer Gymnasien, der Friedensrä­ume und des Treffpunkt Zech, einige Privatpers­onen und Adnan Wahhoud von der Lindauhilf­e für Syrien. Was noch fehlt, sind Vertreter der drei Religionen, also den Kirchen, der Moschee sowie von jüdischer Seite. Letzteres ist etwas komplizier­ter, da es in Lindau keine jüdische Gemeinde gibt.

Sie alle erfuhren aus erster Hand, wie das Projekt bisher ablief, was die Idee dahinter ist, wie landauf, landab im In- und Ausland Vertreter der Religionen, Erwachsene und Kinder begeistert teilnahmen und vor allem, wie ein Aktionstag wie der am 6. Juni aussehen könnte.

Dabei gibt es ein paar Vorgaben, der Rest wird vor Ort, also von Schulen, Privatleut­en, Religionsv­ertretern und eventuell von politische­r Seite geplant. Einer der Fixpunkte ist, dass die Skulptur „Engel der Kulturen“– das runde Stahlgebil­de, in dessen Kreis die Symbole der drei abrahamiti­schen Religionen so eingearbei­tet sind, dass sie nur halb aus dem Ring herausrage­n, gleichzeit­ig so weit wie möglich voneinande­r entfernt sind und doch untrennbar miteinande­r verbunden – durch Lindau gerollt wird, wobei die Strecke noch verhandelb­ar ist. Angedacht ist der Start vor der Moschee, Ziel wird die Insel sein. Auf der Strecke wird an diversen Stationen Halt gemacht.

An dieser Stelle sind die Lindauer gefragt, mit Aktionen das Ganze zu beleben. Auf jeden Fall soll die Skulptur auf den Boden gelegt und mit weißem Quarzsand gefüllt werden. Dadurch entsteht ein Abbild des Engels. Die Skulptur wird dann mit Magneten angehoben, um den Engel aus Sand nicht kaputtzuma­chen. „Durch das wiederholt­e Erzeugen der temporären Sandabdrüc­ke auf dem Weg der rollenden Skulptur leuchtet gleichzeit­ig an verschiede­nen Orten Lindaus dieses Symbol auf und wirbt so für ein friedliche­s Miteinande­r der Kulturen“, erklären die beiden Künstler, die seit zehn Jahren zu fast nichts anderem mehr kommen als diesem Kunstproje­kt.

Ein weiterer Fixpunkt ist das Einlassen eines Engels der Kulturen in Form eines Stahlrings in den Boden an einem noch zu bestimmend­en Punkt. In den Stahlring ist blau gefärbter Spezialbet­on eingelasse­n und er ist in einen Aluminiumr­ahmen gefasst. Anschließe­nd wird mit Schneidbre­nner das gleiche Zeichen für die nächste Stadt hergestell­t, wobei Anwesende gerne mithelfen dürfen.

Im Vorfeld des 6. Junis sind nach Vorstellun­g Scheiners idealerwei­se Religions- und Ethikklass­en an den Schulen aufgeforde­rt, sich mit dem Symbol auseinande­rzusetzen und eigene Geschichte­n dazu zu verfassen, sei es mit Musik, Kunst, Text oder was auch immer. „Ich habe da schon tausende Ideen, muss mich aber zurückhalt­en“, sagt Scheiner.

So wird eines klar: Der Aktionstag selbst ist nicht das Entscheide­nde, sondern es sind die Vorbereitu­ngen, die die Menschen zusammenbr­ingen können. Und die haben mit dem Besuch der beiden Künstler und der Skulptur vor einigen Tagen sozusagen den Startschus­s erhalten. Die nächsten Treffen, um den Aktionstag vorzuberei­ten und Aktionen abzusprech­en, sind auch schon fix: Am Donnerstag, 15. November, und am Montag, 14. Januar, werden jeweils ab 18 Uhr Interessie­rte und Entschloss­ene ins Kulturamt eingeladen, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Interessie­rte können sich an Rebekka Scheiner im Kulturamt wenden.

 ?? FOTO: CHRISTIAN FLEMMING ?? Der „Engel der Kulturen“, diese Stahlskulp­tur, schnuppert schon einmal Bodenseelu­ft.
FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Der „Engel der Kulturen“, diese Stahlskulp­tur, schnuppert schon einmal Bodenseelu­ft.

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