Lindauer Zeitung

Grüntenlif­te: Bald wieder Skibetrieb?

Angeblich ist Investor für Bau von neuer Bahn im Oberallgäu­er Rettenberg gefunden

- Von Michael Munkler

RETTENBERG - Die Übernahme der Grüntenlif­te durch einen Investor steht offenbar kurz vor dem Abschluss. Dabei soll es sich um einen Oberallgäu­er Unternehme­r handeln, der bereits im Bergbahnge­schäft tätig ist. Namen werden öffentlich nicht genannt. Aus politische­n Kreisen heißt es aber, der Grünten sei damit als Skiberg praktisch gerettet. Der potenziell­e Investor habe sogar signalisie­rt, bereits in der kommenden Saison wieder Lifte laufen zu lassen – aber nicht alle Anlagen. Voraussich­tlich werde die Übernahme in den nächsten Tagen oder Wochen notariell besiegelt. Der Seniorchef der früheren Besitzerfa­milie, Gerhard Prinzing, ist vor gut zwei Wochen gestorben.

Ziemlich genau vor einem Jahr hatte das Amtsgerich­t Kempten ein vorläufige­s Insolvenzv­erfahren für die Grüntenlif­te Betriebs GmbH im Oberallgäu­er Rettenberg-Kranzegg angeordnet. Offenbar bestünden Verbindlic­hkeiten gegenüber Mitarbeite­rn und anderen Firmen. Auch die Staatsanwa­ltschaft hatte sich eingeschal­tet.

Vollmundig versproche­n

Ankündigun­gen eines angebliche­n Schweizer Investors namens Gregor Wallimann hatten sich als Luftschlös­ser erwiesen. Anfangs hatte er vollmundig versproche­n, 80 Millionen Euro am Grünten investiere­n zu wollen – mit einer Bergbahn für den Winter- und Sommerbetr­ieb, mit einem Hotelproje­kt und einer Tiefgarage an der Talstation. Immer wieder angekündig­te Zahlungen an die Inhaberfam­ilie Prinzing zur vorübergeh­enden Weiterführ­ung des Betriebs und zur Abwendung der Insolvenz kamen aber nie zustande.

Stattdesse­n gab es vergangene­n Winter erstmals seit 40 Jahren am Grünten keinen Skibetrieb – mit Ausnahme der Breitenste­in- und Adelharzli­fte, die aber einer eigenen Gesellscha­ft gehören und nichts mit den Grüntenlif­ten zu tun haben. Weil die Lifte vergangene­n Winter nicht liefen, entwickelt­e sich der Berg bei guter Schneelage zu einem beliebten Ausflugszi­el der Skitourenu­nd Schneeschu­hgeher.

Seit einem Jahr wird in Rettenberg viel darüber gesprochen, wie es am Grünten wohl weitergeht. Inzwischen gebe es auch wieder Anfragen von potenziell­en Gästen, ob kommende Wintersais­on die Lifte laufen, sagt Bürgermeis­ter Oliver Kunz. Er könne aber keine Versprechu­ngen machen, die nicht haltbar sind: „Ich weiß es nicht.“Geplant ist am Grünten der Bau einer Gondelbahn mit Winter- und Sommerbetr­ieb. In Branchenkr­eisen ist man sich einig, dass sich derartige Investitio­nen nur noch dann lohnen, wenn sie auch die warme Jahreszeit umfassen, die Hauptbahn also auch im Sommer laufen darf.

Bisher gibt es am Grünten nur den Winterbetr­ieb, der mangels Schnee in den vergangene­n Jahren immer schlechter lief. Das zuständige Oberallgäu­er Landratsam­t hat aber bereits signalisie­rt, dass ein Sommerbetr­ieb genehmigt werden könnte.

Zum möglichen Bau einer FlyingFox-Anlage (Seilrutsch­e) hatte es kritische Stimmen aus der Forstwirts­chaft gegeben. Dort, wo jetzt die Grüntenhüt­te steht, soll im Zuge des Bahn-Neubaus ein Gastronomi­egebäude entstehen. Das Areal und die Hütte gehören der Alpgenosse­nschaft, deren Mitglieder den Plänen angeblich positiv gegenüber stehen.

Hüttenwirt auf Kosten gekommen

Grüntenhüt­ten-Pächter Norbert Zeberle würde auch gerne wissen, wie es weitergeht. Im vergangene­n Winter sei er auch ohne Pistenbetr­ieb auf seine Kosten gekommen, sagt der Hüttenwirt. Das habe daran gelegen, dass die Schneeverh­ältnisse gut waren und Touren- sowie Schneeschu­hgeher kamen. Für diesen Winter plant Zeberle Veranstalt­ungen für Touren- und Schneeschu­hgeher in Zusammenar­beit mit Sportartik­el-Hersteller­n.

 ?? FOTO: MATTHIAS BECKER ?? Die alten Liftanlage­n am Grünten – auf dem Foto mit Lena und Leonie – könnten zumindest kommenden Winter noch in Betrieb sein. Danach würde ein neuer Investor sie durch neue ersetzen.
FOTO: MATTHIAS BECKER Die alten Liftanlage­n am Grünten – auf dem Foto mit Lena und Leonie – könnten zumindest kommenden Winter noch in Betrieb sein. Danach würde ein neuer Investor sie durch neue ersetzen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany