Grüntenlifte: Bald wieder Skibetrieb?
Angeblich ist Investor für Bau von neuer Bahn im Oberallgäuer Rettenberg gefunden
RETTENBERG - Die Übernahme der Grüntenlifte durch einen Investor steht offenbar kurz vor dem Abschluss. Dabei soll es sich um einen Oberallgäuer Unternehmer handeln, der bereits im Bergbahngeschäft tätig ist. Namen werden öffentlich nicht genannt. Aus politischen Kreisen heißt es aber, der Grünten sei damit als Skiberg praktisch gerettet. Der potenzielle Investor habe sogar signalisiert, bereits in der kommenden Saison wieder Lifte laufen zu lassen – aber nicht alle Anlagen. Voraussichtlich werde die Übernahme in den nächsten Tagen oder Wochen notariell besiegelt. Der Seniorchef der früheren Besitzerfamilie, Gerhard Prinzing, ist vor gut zwei Wochen gestorben.
Ziemlich genau vor einem Jahr hatte das Amtsgericht Kempten ein vorläufiges Insolvenzverfahren für die Grüntenlifte Betriebs GmbH im Oberallgäuer Rettenberg-Kranzegg angeordnet. Offenbar bestünden Verbindlichkeiten gegenüber Mitarbeitern und anderen Firmen. Auch die Staatsanwaltschaft hatte sich eingeschaltet.
Vollmundig versprochen
Ankündigungen eines angeblichen Schweizer Investors namens Gregor Wallimann hatten sich als Luftschlösser erwiesen. Anfangs hatte er vollmundig versprochen, 80 Millionen Euro am Grünten investieren zu wollen – mit einer Bergbahn für den Winter- und Sommerbetrieb, mit einem Hotelprojekt und einer Tiefgarage an der Talstation. Immer wieder angekündigte Zahlungen an die Inhaberfamilie Prinzing zur vorübergehenden Weiterführung des Betriebs und zur Abwendung der Insolvenz kamen aber nie zustande.
Stattdessen gab es vergangenen Winter erstmals seit 40 Jahren am Grünten keinen Skibetrieb – mit Ausnahme der Breitenstein- und Adelharzlifte, die aber einer eigenen Gesellschaft gehören und nichts mit den Grüntenliften zu tun haben. Weil die Lifte vergangenen Winter nicht liefen, entwickelte sich der Berg bei guter Schneelage zu einem beliebten Ausflugsziel der Skitourenund Schneeschuhgeher.
Seit einem Jahr wird in Rettenberg viel darüber gesprochen, wie es am Grünten wohl weitergeht. Inzwischen gebe es auch wieder Anfragen von potenziellen Gästen, ob kommende Wintersaison die Lifte laufen, sagt Bürgermeister Oliver Kunz. Er könne aber keine Versprechungen machen, die nicht haltbar sind: „Ich weiß es nicht.“Geplant ist am Grünten der Bau einer Gondelbahn mit Winter- und Sommerbetrieb. In Branchenkreisen ist man sich einig, dass sich derartige Investitionen nur noch dann lohnen, wenn sie auch die warme Jahreszeit umfassen, die Hauptbahn also auch im Sommer laufen darf.
Bisher gibt es am Grünten nur den Winterbetrieb, der mangels Schnee in den vergangenen Jahren immer schlechter lief. Das zuständige Oberallgäuer Landratsamt hat aber bereits signalisiert, dass ein Sommerbetrieb genehmigt werden könnte.
Zum möglichen Bau einer FlyingFox-Anlage (Seilrutsche) hatte es kritische Stimmen aus der Forstwirtschaft gegeben. Dort, wo jetzt die Grüntenhütte steht, soll im Zuge des Bahn-Neubaus ein Gastronomiegebäude entstehen. Das Areal und die Hütte gehören der Alpgenossenschaft, deren Mitglieder den Plänen angeblich positiv gegenüber stehen.
Hüttenwirt auf Kosten gekommen
Grüntenhütten-Pächter Norbert Zeberle würde auch gerne wissen, wie es weitergeht. Im vergangenen Winter sei er auch ohne Pistenbetrieb auf seine Kosten gekommen, sagt der Hüttenwirt. Das habe daran gelegen, dass die Schneeverhältnisse gut waren und Touren- sowie Schneeschuhgeher kamen. Für diesen Winter plant Zeberle Veranstaltungen für Touren- und Schneeschuhgeher in Zusammenarbeit mit Sportartikel-Herstellern.