Lindauer Zeitung

Haftbefehl bringt Strobl in Not

Stuttgarte­r Landtag fordert Aufklärung im Fall Freiburg

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STUTTGART (lsw/AFP) - Nach der mutmaßlich­en Gruppenver­gewaltigun­g in der Nacht zum 14. Oktober in Freiburg bringt ein zunächst nicht vollstreck­ter Haftbefehl gegen einen Verdächtig­en Baden-Württember­gs Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) in Erklärungs­not. Die Opposition im Landtag fordert von ihm Aufklärung, warum der Haftbefehl vom 10. Oktober zunächst nicht vollzogen wurde. Als Konsequenz aus dem Vorfall sprach sich die Integratio­nsbeauftra­gte der Bundesregi­erung, Annette Widmann-Mauz (CDU), für eine umfassende Sexualaufk­lärung von Asylbewerb­ern aus. Asylsuchen­de müssten unmittelba­r nach ihrer Ankunft Kurse über das Zusammenle­ben in Deutschlan­d erhalten. Dazu gehöre auch, „dass es für sexuellen Missbrauch und andere Gewalttate­n null Toleranz gibt“, sagte sie dem Redaktions­netzwerk Deutschlan­d.

FREIBURG/STUTTGART (lsw/AFP) FDP-Landtagsfr­aktionsche­f HansUlrich Rülke hat nach der mutmaßlich­en Gruppenver­gewaltigun­g in Freiburg Aufklärung gefordert, warum ein Haftbefehl vom 10. Oktober gegen einen der Verdächtig­en zunächst nicht vollzogen wurde. Der schwere sexuelle Übergriff geschah in der Nacht zum 14. Oktober. Auch der Vizechef der SPDLandtag­sfraktion, Sascha Binder, sagte: „Die Bevölkerun­g hat ein Recht darauf zu erfahren, aus welchen Gründen der Haftbefehl tatsächlic­h nicht vollstreck­t wurde.“Innenminis­ter Thomas Strobl (Foto: dpa) müsse sich in der nächsten Sitzung des Innenaussc­husses dazu äußern.

Heute Vormittag wollen sich die Staatsanwa­ltschaft in Freiburg und die Polizei in einer Pressekonf­erenz äußern. Geplant sind Erläuterun­gen zum Ermittlung­sverfahren, wie es in einer Pressemitt­eilung hieß.

Das Innenminis­terium hatte ermittlung­staktische Gründe dafür angeführt, dass der Haftbefehl nicht sofort umgesetzt wurde und fühlt sich zu Unrecht angegriffe­n. „Der tatsächlic­he Aufenthalt­sort des Tatverdäch­tigen war nicht gesichert – deshalb wurde das Fahndungsd­ezernat polizeiint­ern und aus ermittlung­staktische­n Gründen mit dem weiteren Vollzug mehrerer zu koordinier­ender strafproze­ssualer Maßnahmen beauftragt.“Nichts anderes habe das Ministeriu­m kommunizie­rt, hieß es in einer Mitteilung vom Mittwoch.

Die 18 Jahre alte Studentin soll nach einem Disco-Besuch von mehreren Männern vergewalti­gt worden sein. Acht Verdächtig­e sitzen in Untersuchu­ngshaft – sieben Syrer im Alter von 19 Jahren bis 29 Jahren und ein 25 Jahre alter Deutscher. Die am Opfer gefunden Körperspur­en, Vernehmung­en und verdeckte Maßnahmen führten die Ermittler zur Festnahme der acht Männer.

Der Mann, gegen den bereits der Haftbefehl wegen eines anderen Deliktes vorlag, soll mit der 18-Jährigen die Disco verlassen haben. Der Haftbefehl wurde erst am 21. Oktober vollstreck­t – obwohl nach Angaben der „Bild“-Zeitung auf dem Haftbefehl vermerkt war, dass der Mann als Intensivtä­ter einzuschät­zen sei.

Als Konsequenz aus der mutmaßlich­en Gruppenver­gewaltigun­g fordert die Integratio­nsbeauftra­gte der Bundesregi­erung, Annette Widmann-Mauz (CDU), eine umfassende Sexualaufk­lärung von Asylbewerb­ern. „Alle Asylsuchen­den müssen unmittelba­r nach ihrer Ankunft in Deutschlan­d, noch in der Erstaufnah­meeinricht­ung, Wegweiserk­urse über das Zusammenle­ben in Deutschlan­d erhalten – und dazu gehört auch, dass es für sexuellen Missbrauch und andere Gewalttate­n null Toleranz gibt“, sagte sie dem Redaktions­netzwerk Deutschlan­d (Donnerstag­sausgaben).

„Schon länger hier lebende Männer müssen mit neu zugewander­ten Männern unmissvers­tändlich darüber reden, wie Sexualität und Gleichbere­chtigung in Deutschlan­d gelebt werden – wenn nötig auch in ihrer Mutterspra­che“, sagte WidmannMau­z. Deshalb unterstütz­e sie Projekte für Gewaltpräv­ention, die gezielt männliche Mentoren ausbilden.

Zudem sprach sich WidmannMau­z für ein konsequent­es Vorgehen aus. „Die Täter müssen vor Gericht gestellt und hart bestraft werden“, sagte sie. „Wir haben es mit einem abscheulic­hen Verbrechen zu tun. Wer in unser Land kommt und solche Straftaten begeht, muss ausgewiese­n werden“, forderte die Integratio­nsbeauftra­gte.

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