Defekte Loks und Personalmangel
Zwischen Allgäu und Lindau fallen immer wieder Alex-Züge aus – Länderbahn ist nach Abmahnung enttäuscht
LINDAU (kam/ee) - Kommt er oder kommt er nicht? Gibt es wenigstens einen Ersatzbus? Die Alex-Züge der Länderbahn zwischen Lindau und München sind in den vergangenen Monaten vor allem mit Unpünktlichkeit und Ausfällen aufgefallen. Die Konsequenz: Die Bayerische Eisenbahn-Gesellschaft BEG hat der Länderbahn eine schriftliche Abmahnung geschickt. Ihre Begründung: „Anhaltende und für die Fahrgäste untragbare Qualitätsprobleme“beim Alex. Die Länderbahn verspricht nun, an Verbesserungen zu arbeiten.
Pendler und Urlauber, die in den vergangenen Wochen mit dem Alex fahren wollten, können so manche Geschichte erzählen zur Verlässlichkeit der Länderbahn-Züge. Immer wieder ist es zu Ausfällen wegen defekter Loks oder Personalmangels gekommen. Darauf hat die BEG wie berichtet reagiert: Sie verweist darauf, dass die Länderbahn sich auf eine detaillierte Ausschreibung beworben habe. Doch „von Anfang an kam es zu Zugausfällen, massiven Verspätungen und Abweichungen von der vertraglich vereinbarten Regelzugbildung“, schreibt die BEG in einer Pressemitteilung.
Darin geht sie noch weiter ins Detail: „Es waren Fahrzeuge abgesperrt, Heizungen, Türen oder Toiletten defekt. Die mangelnde oder nicht korrekte Fahrgastinformation verärgerte die Fahrgäste. Fehlende, defekte Loks in erheblicher Anzahl sowie Personalmangel verschärften dann die Situation noch einmal“, schreibt die Eisenbahngesellschaft. Und der teilweise erst auf Drängen der BEG eingerichtete Schienenersatzverkehr mit Bussen habe „keinen adäquaten Ersatz“geboten. All das zusammen hat letztlich zur Abmahnung durch die BEG geführt.
„Davon waren wir überrascht und enttäuscht“, sagt Länderbahn-Sprecher Jörg Puchmüller im Gespräch mit der Allgäuer Zeitung. Denn es habe seit Jahresbeginn viele Anstrengungen gegeben, den Alex-Verkehr zu stabilisieren. „Wir nehmen die Abmahnung aber natürlich ernst und arbeiten weiter mit Hochdruck an Verbesserungen“, so Puchmüller. So habe die Länderbahn die „Verfügbarkeit der Fahrzeuge optimiert“.
Nicht alle Planstellen der Länderbahn besetzt
Beim Alex-Süd zwischen München und Lindau sei derzeit der Personalmangel das Hauptproblem. Damit hätten aber auch alle anderen Bahnunternehmen zu kämpfen, sagt Puchmüller. Um die Situation zu entspannen, seien inzwischen auch Verwaltungsund Führungskräfte sowie Leihpersonal mit entsprechender Ausbildung als Lokführer und Zugbegleiter im Einsatz. „Wir versuchen alles“, betont Puchmüller.
Trotzdem könnten nicht alle Planstellen besetzt werden. Mit dem Personal hänge auch die Anzahl der Waggons zusammen. Hier gebe es bei Alex-Süd ebenfalls Verbesserungsbedarf. Mit dem externen Berater, den die BEG beauftragt hat, werde die Länderbahn im Rahmen ihrer vertraglichen Pflichten gut zusammenarbeiten, versichert Puchmüller: „Wir sind offen für Unterstützung.“Was aber auch ein externer Berater nicht beeinflussen könne, ist die Baustellensituation auf den Bahnstrecken. Im Süden gebe es Einschränkungen etwa aufgrund der Elektrifizierung der Strecke München-Lindau.
Wie hoch die Vertragsstrafe ist, die die Länderbahn bislang zahlen musste, geben weder das Unternehmen noch die BEG bekannt. Der Betrag – unter anderem für sogenannte Schlechtleistungen wie Verspätungen – bewege sich in Millionenhöhe, heißt es. Wie viel Geld die Länderbahn dafür erhält, dass sie etwa die Strecke München-Lindau/Oberstdorf bedient, sei ebenfalls geheim, teilte die BEG auf Nachfrage mit. Die Beratungsfirma beauftragte die Eisenbahngesellschaft auf eigene Kosten, damit die Probleme schnellstmöglich gelöst werden können.
Reisende inzwischen frustiert und genervt
Fragt man Alex-Passagiere, wie sie über die ständigen Ausfälle in den vergangenen Wochen denken, hört man eine gewisse Resignation. „Das ist halt so bei der Bahn“, sagt eine 65Jährige. Egal bei welchem Anbieter, mit Verspätungen oder Einschränkungen müsse man immer rechnen. Was viele bemängeln, sind schlechte Informationen über ausfallende Züge und Ersatzverkehr. So schildert ein Rentner, der mit großem Koffer unterwegs ist, dass im Münchner Hauptbahnhof nirgends angegeben war, dass er in Immenstadt in einen Ersatzbus umsteigen muss. Davon habe er erst im Alex-Zug erfahren.