Robin Wright
Lange stand sie in seinem Schatten, nun ist es an der Zeit, dass sie selber den Platz im Rampenlicht einnimmt. So ergeht es der Politikerin Claire Underwood in der soeben angelaufenen sechsten und finalen Staffel der amerikanischen Serie „House of Cards“. Bereits in der Vorgänger-Staffel hatte sie ihrem Mann die Präsidentschaft entrissen, jetzt steht sie am Grab ihres Gatten Frances. Dessen Ableben in der Serie war eine Folge des gesellschaftlichen Todes von Darsteller Kevin Spacey nach einer Reihe von Missbrauchsvorwürfen. Doch wie ihre Serienfigur wäre Darstellerin Robin Wright sicher auch ohne diese Umstände zum Ziel gekommen. So schaffte sie es bereits vor zwei Jahren, mit knallharter Verhandlungstaktik die gleiche Gage wie Spacey einzufordern – die ungleiche Bezahlung von Männern und Frauen ist schließlich auch in Hollywood ein Thema. Dort ist die 1966 in Texas geborene Wright schon lange eine feste Größe. Nach einer frühen Modelkarriere spielte Wright in stolzen 538 Episoden der Seifenoper „Santa Barbara“(hierzulande auch „California Clan“) mit. Auf der Kinoleinwand sorgte sie zunächst in „Die Braut des Prinzen“für Aufsehen, bevor sie als Jenny in „Forrest Gump“der von Tom Hanks gespielten Titelfigur immer wieder das Herz brach. Solche Charaktere sind denkbar weit von Wrights aktueller Paraderolle als Claire Underwood entfernt. Dennoch gelingt es der Schauspielerin, die ein recht turbulentes Privatleben hinter sich hat – insbesondere die Ehe mit Madonnas Ex-Ehemann Sean Penn, von dem sie zwei inzwischen erwachsene Kinder hat – unter der eiskalt-distanzierten Fassade von Claire immer wieder menschliche Züge aufblitzen zu lassen. Ob sie sich diese auch als Präsidentin bewahrt, ist in Deutschland derzeit auf Sky und voraussichtlich im Frühjahr 2019 auf Netflix zu erleben.
Stefan Rother