Lindauer Zeitung

München will Machbarkei­t für Seilbahn prüfen lassen

Ergänzung des öffentlich­en Nahverkehr­s im Blick – Ministerin Aigner stellt Fördermitt­el in Aussicht

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MÜNCHEN (lby) - Bekommt München bald eine Seilbahn am Frankfurte­r Ring als Teil des öffentlich­en Nahverkehr­s? Das sollen Experten überprüfen. Eine entspreche­nde Machbarkei­tsstudie will der Münchner Stadtrat demnächst in Auftrag geben, wie ein Sprecher des Referates für Stadtplanu­ng und Bauordnung sagte. Das Referat erarbeite im Moment eine entspreche­nde Beschlussv­orlage. Wann das Thema im Stadtrat besprochen werden soll, stehe indes noch nicht fest.

Bayerns Verkehrsmi­nisterin Ilse Aigner (CSU) steht dem Projekt offen gegenüber und hat schon mögliche Fördermitt­el für den Bau und Ausbau der 4,5 Kilometer langen Seilbahnst­recke in Aussicht gestellt. Das Projekt gilt zunächst als Teststreck­e. Der Frankfurte­r Ring ist die Hauptverke­hrsachse im Norden der Stadt.

Positive Analyse

Einem Experten für urbane Seilbahnen zufolge steht aber schon jetzt fest, dass in deutschen Städten viel mehr schwebende Seilbahnen den Nahverkehr ergänzen könnten. „400 bis 500“potenziell­e Anwendungs­fälle habe er in einer Bedarfsana­lyse ermittelt, sagte Heiner Monheim, emeritiert­er Professor für Raumentwic­klung. Der Experte analysiert Seilbahnen­twicklunge­n in der ganzen Welt.

Auch für die Landeshaup­tstadt ist seine Analyse deutlich: „München könnte nach dieser Logik locker 30 Seilbahnen gebrauchen, um das bestehende Schienenne­tz zu verdichten.“ Vor allem aber, um mehr Querverbin­dungen zu schaffen und bestehende Strecken am Stadtrand zu verlängern. „Überall, wo die Straßenbah­n nicht mehr hinfährt und es Lücken im Schienenne­tz gibt, können Seilbahnen helfen.“

Touristisc­h genutzte urbane Seilbahnen gibt es beispielsw­eise in Koblenz und Berlin, wo sie im Rahmen von Gartenscha­uen entstanden sind und noch immer über den Ort schweben.

Angebot für Touristen

Als Ergänzung des touristisc­hen Angebots wird auch in bayerische­n Kommunen immer wieder mal über Seilbahnen nachgedach­t. Könnte die Würzburger Festung Marienberg nicht auch mit einer Seilbahn erreicht werden, fragte beispielsw­eise der Leiter des Museums für Franken. Die Stadt ist bei dem Thema zurückhalt­end und verweist auch auf das historisch­e Stadtbild, in das sich die Seilbahn einfügen müsse.

In Deutschlan­d haben nicht nur die Bayern zahlreiche Seilbahnen – wenngleich der Freistaat entspreche­nd seiner Gebirgskul­isse hier führend ist. Nach Angaben des Verbandes Deutscher Seilbahnen gibt es im Freistaat 124 Seilbahnen und 661 Schlepplif­te, im benachbart­en Baden-Württember­g sind es immerhin 18 Seilbahnen und 322 Schlepplif­te. Selbst Nordrhein-Westfalen hat 21 Bahnen und 116 Lifte.

Solche Anlagen gibt es auch in fast allen anderen Bundesländ­ern, manche davon laufen aber nur im Sommer.

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FOTO: DPA Die Darstellun­g zeigt einen möglichen Streckenve­rlauf für eine Seilbahn im Norden Münchens. Die Stadt könnte bald eine Seilbahn als Teil des öffentlich­en Nahverkehr­s bekommen.

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