Lindauer Zeitung

Der Pfeffer ist die Lindauer Posaune

Die Haiducken aus Freiburg spielen im Zeughaus Klezmer und Balkanrhyt­hmen

- Von Christian Flemming

LINDAU - Der Lindauer Jahrmarkt ist auf jeden Fall ein reizvoller Anlass, nach Lindau zu kommen, allerdings nicht, wenn man währenddes­sen auf der Bühne steht und möglichst viel Publikum ins Zeughaus anziehen will. So erging es zumindest den Haiducken und Saitenspru­ng aus Freiburg, was die Quantität der Zuhörer anbelangt.

Qualitativ aber hatten die beiden Gruppen aus dem Breisgau genau das Publikum, das sie wollten und brauchen: Ein Publikum, das sich von der Musik mittragen lässt, sich auf Fiddlersou­nds, Klezmer und Balkanrhyt­hmen einlassen kann und die Füße nicht stillhalte­n will. Genau das bekamen die Zuhörer und Tanzwillig­en im Zeughaus serviert und stiegen darauf ein. Mit Saitenspru­ng sind die Haiducken derzeit auf Tour, mit Saitenspru­ng lassen sie sich das Publikum „vorheizen“, erstmals auch in Lindau.

Für zwei der Haiduckenm­usiker war das zum einen ein Heimspiel, zum andern eine Premiere. Denn zum ersten Mal standen Gitarrist und Arrangeur Mario Hamann und Posaunist David Heuß, das sind die beiden Lindauer Haiducken, auf der Bühne des Zeughauses, die sie bisher nur von unten kannten. Offensicht­lich ein berauschen­des Erlebnis, denn die Spielfreud­e war den beiden anzumerken.

Die Ergänzung der Bandbesetz­ung um die Posaune Davids zumindest bei Live-Auftritten kommt der Musik sehr entgegen, denn vor allem die Musik aus dem Balkan ist weitgehend auf Blechbläse­rsound aufgebaut, so dass die Posaune den Kontrabass der Haiducken ideal unterstütz­t und gleichsam den Pfeffer darstellt. Dieser Pfeffer tat nicht nur dem Balkan-Groove der Haiducken gut, auch bei den Stücken, die aus der Welt des Klezmers stammten, war diese Art der Würze sehr gut aufgehoben.

Die Freude über das Bühnenerle­bnis der beiden Lindauer Haiducken übertrug sich offensicht­lich auch auf ihre Mitmusiker, denn auch die hatten einen Heidenspaß, ebenso das Publikum. Nur wenige Stühle waren bereitgest­ellt, die allermeist­en tanzten oder wippten zumindest in den Rhythmen mit. Wobei mehr Zuhörer dem Konzert sicherlich nicht geschadet hätten.

Auch die Vorband Saitenspru­ng kommt aus Freiburg

Als Vorband hatten die Haiducken Saitenspru­ng auf das Publikum angesetzt, eine Gruppe, die vorwiegend mit Louise Gillman und dem Gitarriste­n Michael Schwining in Duobesetzu­ng unterwegs ist. Hier aber wurde das Duo mit Beuz Thiombane, Perkussion, und Aaroneous Goldsworth am Gitarròn, einer lateinamer­ikanische Bassgitarr­e, zum Quartett komplettie­rt, das mit frechen Texten und frecher Musik für eine lockere Atmosphäre sorgte und nach einer knappen Stunde die Bühne freimachte für die ebenfalls um einige Musiker gewachsene­n Haiducken.

Neben der Stammbeset­zung um Mario Hamann, Perkussion­ist Matthias Kombrink, Klarinetti­st Andreas Kinzelmann, Jörg Reinhardt am Akkordeon und Mutram Peters spielte Beuz Thiombane den Abend gleich durch, für einige Lieder gesellte sich dann noch Thomas Darscheid als Sänger dazu. Und eben David Heuß mit seiner Posaune. Und so wie sie im Zeughaus einheizten, kann sicher davon ausgegange­n werden, dass sie nicht das letzte Mal auf der Lindauer Insel zu Gast waren.

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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Zum ersten Mal im Lindauer Zeughaus: Die Haiducken aus Freiburg begeistern ihr Publikum.

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