Moskau kämpft um Einfluss in der Kirche der Ukraine
n der orthodoxen Kirchenkrise zwischen der Ukraine und Russland kämpfen die Präsidenten beider Länder, Petro Poroschenko und Wladimir Putin, an vorderster Front. Poroschenko will mit der Schaffung einer von Konstantinopel anerkannten und vereinten eigenständigen orthodoxen Landeskirche Stimmen bei der Präsidentschaftswahl am 31. März gewinnen. Putin pocht hingegen auf die Oberhoheit des Moskauer Patriarchats in der Ukraine – und damit auf den russischen Einfluss im Nachbarland.
Nun hat sich der Kreml-Chef so drastisch wie noch nie zu dem Thema geäußert. „Politische Intrigen in diesem sensiblen Bereich hatten immer schlimme Folgen vor allem für diejenigen, die dies tun. Es ist unsere gemeinsame Pflicht, alles zu tun, um die geistige und historische Einheit zu erhalten“, sagte Putin vor dem „Weltkongress der russischen Landsleute im Ausland“. Am nächsten Tag warnte er in einer Rede mit Blick auf die Ukraine vor „plumpem Nationalismus“und Russland-Feindlichkeit im „postsowjetischen Raum“.
Nur ein Telefonat mit dem Kreml
Der ukrainische Präsident lässt sich von Putin offenkundig ebensowenig einschüchtern wie der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I. Das Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie zeigt dem russischen Staatschef die kalte Schulter. Nur zu einem Telefonat mit Putin war er am 3. April bereit, als dieser während eines Türkeibesuchs von Ankara aus anrief.
Bartholomaios I. steht auf Seiten Poroschenkos. Mit ihm vereinbarte der Patriarch am 9. April in seiner Residenz in Istanbul eine Initiative für die Gewährung der Eigenständigkeit für eine ukrainische Landeskirche. Ein Abkommen, das Bartholomaios I. und Poroschenko am 3. November in Istanbul unterzeichneten, schafft laut Poroschenko alle Voraussetzungen für die Einberufung eines ukrainischen Konzils zur Gründung der eigenständigen Kirche und die anschließende formelle Erklärung von deren Eigenständigkeit durch das Ökumenische Patriarchat.
Bartholomaios besucht Kiew
Einen Zeitplan gibt es allerdings weiterhin nicht. Bartholomaios I. sprach nur davon, er wolle in „naher Zukunft“die Ukraine besuchen. Zuletzt war er 2008 in Kiew. Unklar ist zudem, welche Kandidaten es auf dem geplanten Gründungskonzil einer vereinten und eigenständigen Landeskirche für das Amt des Kirchenoberhaupts geben wird.
Sicher ist Bartholomaios I. das Wohlwollen der mit Rom verbundenen ukrainischen griechisch-katholischen Kirche. Ihr Oberhaupt Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk sagte: „Wir sehen alle Versuche, die Einheit der ukrainischen Orthodoxie zu erreichen und die bestehende Teilung zu überwinden, positiv, ebenso die Regelung des kanonischen Status’ aller orthodoxen Jurisdiktionen in der Ukraine.“In diese interne orthodoxe Angelegenheit mische man sich nicht ein und wolle sie auch nicht kommentieren. Religionsfreiheit sei wichtig. Der Staat dürfe keiner Religionsgemeinschaft „Privilegien gewähren“, mahnte Schewtschuk: „Alle Kirchen, egal wie groß sie sind, sind gleich vor dem Gesetz.“(KNA)