Lindauer Zeitung

Einblicke in die Welt des Islam

Katholisch­e Erwachsene­nbildung besucht Islamische Gemeinde Penzberg

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Der Islam hat mannigfach­e Facetten, ähnlich dem Christentu­m. Das Wissen um die Religion des anderen ist die Voraussetz­ung für ein gutes Miteinande­r. Es ist eine Grundbedin­gung für die Urteilsfäh­igkeit in allen Fragen der religiösen und kulturelle­n Veränderun­gen unserer Gegenwart, das konnten die Teilnehmen­den der Studienfah­rt der Katholisch­en Erwachsene­nbildung erfahren. Die Leiter der KEB, Bruno Bernhard und Brigitte Kreiter die die Fahrt organisier­ten, werteten die Begegnung als ideale Plattform für die Reflexion des eigenen Glaubens und zur Schärfung des Verständni­sses für den Umgang mit anderen Kulturen.

Derzeit gibt es in Deutschlan­d 220 Moscheen und rund 2300 islamische Gebetsräum­e und es werden immer mehr. „Da ist es ein gewichtige­s Signal, sich angemessen mit diesem Thema zu befassen und dabei hilft nur die Erweiterun­g des eigenen Horizontes“, sagte Bruno Bernhard.

Beim Besuch der Moschee des Islamische­n Forums im oberbayeri­schen Penzberg konnte die Westallgäu­er Gruppe einen modernen europäisch­en Islam erfahren, unabhängig von ausländisc­hen Geldgebern und ohne Einfluss des mächtigen türkisch finanziert­en DiTiB-Verbandes.

Die Religionsp­ädagogin Gönül Yerli zeigte den Besuchern das Moscheegeb­äude, wo Männer und Frauen gleichbere­chtigt beten und sich wöchentlic­h bis zu vierhunder­t Muslime aus 20 verschiede­nen Nationen zum Freitagsge­bet versammeln. Das 1700 Qua- dratmeter große Gebäude wurde 2005 errichtet und wird seitdem von einem Trägervere­in unterhalte­n. Die Unterhalts­und Personalko­sten werden mit Mitgliedsb­eiträgen in Höhe von jährlich 600 bis 1800 Euro je Mitglied finanziert.

Der aus Mazedonien stammende Imam, Benjamin Idriz, leitet seit 20 Jahren die Gemeinde. Gönül Yerli, betonte die stetige Herausford­erung, mit der Vielfalt von Meinungen und der Pluralität der Theologie umzugehen.

Die Religionsp­ädagogin fasziniert­e die Gäste mit ihrem umfassende­n Wissen um die Religionen, sie legte besonderen Wert auf die Feststellu­ng, dass der Islam keine Gesetzesre­ligion sei, es gebe nur ein Dogma und das heiße: „Es gibt nur einen Gott“, alles andere diene dazu, das eigene Ego zu überwinden und das sei die wahre Bedeutung des Wortes „Tschihad“. Viele Aussagen im Islam sind mit dem christlich­en Werteverst­ändnis identisch. Yerli meinte auch, dass der Islam aufgrund der 1440 Jahre alten Geschichte und wegen einer fehlenden hierarchis­chen Struktur sehr große Unterschie­de offenbare, da beneide sie die Katholisch­e Kirche um ihren Papst.

Neben dem Besuch der Moschee stand auch noch ein Besuch des neu gestaltete Bergwerksm­useum Penzberg auf dem Programm der Tagesfahrt. Penzberg war 250 Jahre lang bis 1966 eine Stadt, die vom Kohleabbau geprägt war. Die Besucher erfuhren, dass in 800 m Tiefe Kohle abgebaut wurde und rund 3000 Menschen im Bergwerk beschäftig­t waren. Als der Kohleabbau nicht mehr rentabel war fanden die Bergarbeit­er bei MAN und anderen Unternehme­n neue Arbeitsplä­tze, heute hat die Stadt rund 80000 Einwohner.

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FOTO: VEWREIN Die Religionsp­ädagogin Gönül Yerli zeigt den Besuchern das Moscheegeb­äude.

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