Lindauer Zeitung

Nominierte­r

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Vor 14 Jahren wurde der CSU der Posten des EU-Kommission­spräsident­en quasi auf einem silbernen Tablett serviert. Der damalige deutsche Kanzler Gerhard Schröder und der französisc­he Staatspräs­ident Jacques Chirac boten dem damaligen CSU-Vorsitzend­en Edmund Stoiber den Brüsseler Spitzenjob an. Doch der lehnte ab: Bayern sei ihm wichtiger, begründete er seine Entscheidu­ng.

Heute würde wohl kein CSUPolitik­er ein solches Angebot mehr ausschlage­n. Parteivize Manfred Weber, der am Donnerstag auf einem Parteitag der Europäisch­en Volksparte­i (EVP) in Helsinski mit großer Mehrheit zum Spitzenkan­didaten der Konservati­ven zur Europawahl 2019 gekürt wurde, hat es nicht so leicht. Er muss um den Spitzenjob in Brüssel kämpfen. Als Kandidat des größten Parteienbl­ocks im EU-Europa ist er aber zum Greifen nahe gerückt.

Tolle Sache, heißt es in der CSU. Zumal der 46-jährige Ingenieur eine Vision von Europa hat – ganz im Gegensatz zum sprachbega­bten, aber farblosen Gegenkandi­daten Alexander Stubb aus Finnland. Unter parteipoli­tischen Gesichtspu­nkten könnte Weber der CSU bei der Europawahl zudem aus dem Zustimmung­stief helfen.

Mit Webers Wahl zum EVPSpitzen­kandidaten ist auch so etwas wie eine Vorentsche­idung für den künftigen CSU-Vorsitz gefallen. Es gibt zwar auch andere Stimmen, aber grundsätzl­ich herrscht die Meinung vor, dass ein Kommission­spräsident nicht gleichzeit­ig Vorsitzend­er einer nationalen Partei sein kann. Es wäre auch kaum praktikabe­l, wenn ein EU-Kommission­spräsident die CSU führen müsste.

So hat ein Parteitag im fernen Finnland nebenbei den bayerische­n Ministerpr­äsidenten Markus Söder als CSU-Parteichef wahrschein­licher gemacht. Ansonsten hätte er in Manfred Weber einen ernsthafte­n Wettbewerb­er um dieses Amt gehabt. Ralf Müller

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FOTO: DPA Manfred Weber (CSU) ist Spitzenkan­didat der Europäisch­en Volksparte­i (EVP) für den Vorsitz der EU-Kommission.

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