Kolumbianische Pommes-Schranke
Die Globalisierung treibt manchmal seltsame Blüten. Wer hätte beispielsweise gedacht, dass Tiefkühlpommes aus Belgien, den Niederlanden und Deutschland auch in Südamerika populär sind? In Kolumbien boomen die europäischen Billigfritten. Aus Sicht der Einheimischen ein Skandal, dem Einhalt zu gebieten ist! Und da seit Donald Trump Strafzölle wieder en vogue sind, hat sich Kolumbiens Landwirtschaftsminister Andrés Valencia Pinzón kurzerhand entschlossen, eine kolumbianische PommesSchranke zu verhängen: Subventionierte Euro-Fritten werden mit Zöllen belegt. Frei nach dem Motto: Kolumbianer, konsumiert mehr kolumbianische Kartoffelprodukte! Colombia primero! Oder so ähnlich.
Gut, dass Valencia Pinzón darauf hingewiesen hat. Es wäre überfällig, das weltweite Bewusstsein dafür zu schärfen, dass auf den Feldern zwischen Tumaco, Medellin und Cartagena auch gesündere Dinge als Kokablätter geerntet werden: Patatas, wie die Knollen im Spanischen heißen, nämlich. Klar war jedoch auch, dass die Reaktion aus Brüssel nur eine Frage der Zeit war. Die EU-Kommission, die bei Fragen des Freihandels heißer läuft als Frittenfett jemals werden könnte, verurteilte den LatinoPatata-Protektionismus aufs Schärfste. EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström polterte am Freitag in Brüssel: „Europa wird europäische Fritten verteidigen.“Wenn es sein muss, auch noch am Fuße des 5775 Meter hohen Pico Cristóbal Colón oder am Strand der Insel San Andrés. Die EU-Kommission bereite jetzt eine rechtliche Analyse vor, „um möglicherweise vor die Welthandelsorganisation zu ziehen“. Wahrscheinlich bewaffnen sich Malmström und Co. bereits mit Pommesgäbelchen. Nicht, dass sie sich noch die Finger verbrennen. (jos)