Lindauer Zeitung

Messerstec­her sitzt weiterhin in der Psychiatri­e

Sachverstä­ndiger untersucht Afghanen, der in Ravensburg drei Männer schwer verletzt hat

- Von Frank Hautumm

RAVENSBURG - Sechs Wochen nach der Tat ist der Afghane, der Ende September auf dem Ravensburg­er Marienplat­z drei Männer mit einem Messer schwer verletzt hat, weiterhin in der Psychiatri­e untergebra­cht. Ein Sachverstä­ndiger prüft derzeit, ob der Mann zum Zeitpunkt der Attacke schuldfähi­g war. Das teilte die Staatsanwa­ltschaft mit.

Wie berichtet, hatte der 21-jährige Asylbewerb­er am späten Nachmittag des 28. September, einem Freitag, am nördlichen Marienplat­z zunächst unvermitte­lt auf zwei junge Syrer eingestoch­en und einen von beiden dabei lebensgefä­hrlich verletzt. Danach hatte sich dem Mann ein 52-jähriger Tourist aus Hessen in den Weg gestellt, auch er war von dem Angreifer schwer verletzt worden. Die Festnahme des Afghanen gelang schließlic­h auch dank Ravensburg­s Oberbürger­meister Daniel Rapp, der ihn überreden konnte, das Messer wegzulegen.

Anstelle eines Haftbefehl­s wurde ein sogenannte­r Unterbring­ungsbefehl erlassen, da der mutmaßlich­e Täter nach der Einschätzu­ng eines vorläufige­n Gutachtens an einer „tiefgreife­nden psychiatri­schen Erkrankung“ leidet und sich deshalb bereits mehrfach in stationäre­r Therapie befand.

Nach Informatio­nen der SZ hatte er bereits im Juli 2017 einen Polizeiein­satz an der Flüchtling­sunterkunf­t Horgenzell ausgelöst, nachdem er einen Mitbewohne­r mit einem Stuhl angegriffe­n hatte. Zwei Jugendlich­e, die sich um den Flüchtling gekümmert hatten, berichten von mehrfachem selbstgefä­hrdenden Verhalten und Aggression­en gegen andere – immer dann, wenn der 21-Jährige seine Medikament­e nicht einnahm.

Laut Oberstaats­anwalt Karl-Josef Diehl hat die Staatsanwa­ltschaft ein psychiatri­sches Sachverstä­ndigenguta­chten in Auftrag gegeben. Dieses soll genau klären, ob der junge Mann zum Zeitpunkt der Tat schuldfähi­g war und ob die Voraussetz­ungen für die dauerhafte Unterbring­ung in einer Psychiatri­e gegeben sind. Schon direkt nach der Tat war in einem vorläufige­n Gutachten die Rede von einer schweren Psychose. Der Mann hatte offenbar Stimmen gehört. Auf dem Marienplat­z wollte er an jenem Freitag einen Streit mit einem Arbeitskol­legen klären, der aber nicht erschienen war.

Weiterhin führen die Ermittler derzeit die Ergebnisse aus den unterschie­dlichen Bereichen zusammen und werten diese aus. Dazu gehören unter anderem Zeugenauss­agen, Erkenntnis­se aus Vernehmung­en und die Ergebnisse der Kriminalte­chnik. „Das wird noch ein paar Wochen dauern“, sagte Oberstaats­anwalt Karl-Josef Diehl.

Die drei Opfer sind schon seit einiger Zeit aus dem Krankenhau­s entlassen worden und weitgehend genesen. Die beiden jungen syrischen Flüchtling­e waren zwei Wochen nach der Tat Zaungäste bei einer Demo gegen Rechts auf dem Marienplat­z, die sich gegen die Instrument­alisierung der Bluttat gewendet hatte.

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