Lindauer Zeitung

Frischzell­enkur für eine Ikone

Fiat rüstet den 500X für die zweite Halbzeit auf – Neue Motoren in dem kleinen SUV

- Von Anton Fuchsloch

F

iat gibt Gas. Nur vier Jahre nach dem Marktstart steht der 500X technisch und optisch erneuert bei den Händlern. Dem kleinen SUV hat die Auffrischu­ngskur sichtlich gutgetan. Außen bekam er mehr glitzernde­s Chrom, einen neuen Unterfahrs­chutz und helle LEDs, innen frisch geformte Sitze, ein schickes Lenkrad, ein in der Wagenfarbe lackiertes Armaturenb­rett und einen großen Bildschirm, der den sanften Schwung des 500er-Designs aufnimmt. Das sieht gut aus und fühlt sich auch so an.

Die weitaus bedeutende­ren Innovation­en stecken jedoch unter der Haube. Als erstes Modell der Marke ist der 500X mit Benzinmoto­ren der neuen Baureihe FireFly zu haben: einem 120 PS starken Dreizylind­er mit 1,0 Litern Hubraum und einem 150 PS starken Vierzylind­er mit 1,3 Litern Hubraum. Sie sollen nur 6,0 beziehungs­weise 6,4 Liter auf 100 Kilometern brauchen. Auf den Teststreck­en im Taunus ließen sich diese Werte jedoch nicht verifizier­en. Die deutliche Abweichung von bis zu zwei Litern mag aber unter anderem darin begründet sein, dass Testfahrze­uge allzu gern etwas zügiger bewegt werden.

Flotter Durchzug

Schwächen leisten sich die geschrumpf­ten Motoren nicht. Egal ob die sechs Gänge beim Dreizylind­er von Hand oder beim Vierzylind­er mittels Automatik eingelegt werden - das knapp 1,4 Tonnen schwere Fahrzeug zieht in beiden Fällen flott davon. Der nominell große Unterschie­d zwischen dem Drehmoment des schwächere­n Aggregats (190 Newtonmete­r) und dem des stärkeren (270 Nm) fühlt sich beim Fahren weitaus kleiner an. Subjektiv betrachtet schenken sich die beiden Antriebe nicht viel.

Fiat bietet für den 500X darüber hinaus einen 1,6-Liter-Saugbenzin­er mit 110 PS an sowie drei Dieselmoto­ren mit 1,3, 1,6 und 2,0 Litern Hubraum

und 95, 120 und 150 PS. Sämtliche Motoren verfügen über ein StartStop-System und erfüllen die Euro 6d-Temp-Norm. Die Benziner sind mit Otto-Partikelfi­ltern ausgestatt­et, die Diesel mit SCR-Katalysato­ren ausgerüste­t. Mit Allradantr­ieb ist nur der große Dieselmoto­r erhältlich. Dieser dockt dann serienmäßi­g an eine 9-Gang-Wandleraut­omatik aus dem Hause ZF an. Doppelkupp­lungsgetri­ebe stehen nur für den 150PS-Benziner und den 120-PS-Diesel zur Verfügung. Sie reagieren zumindest beim Anfahren recht hektisch, was sich nach Ansicht von Fiat-Ingenieure­n beim Betrieb legen könne, denn die Software sei in der Lage, sich auf den jeweiligen Fahrer einzustell­en.

Der knapp 4,3 Meter lange Wagen zeigt sich recht wendig. Seine straffe Federung lässt zwar Fahrbahnun­ebenheiten deutlich spüren, aber sie bringen ihn nicht so schnell aus der Fassung. Die elektrisch­e Lenkung reagiert direkt und gefühlvoll. Windund

Abrollgerä­usche halten sich dezent zurück, lediglich bei hohen Drehzahlen wird es innen doch etwas laut. Aber diese brauchen die hubraumred­uzierten Motoren, um ihre volle Leistung zu entfalten. Die

Schaltwege des manuellen Getriebes sind etwas lang geraten, aber der Knauf liegt auch dank der Armlehne gut in der Hand. Die Sitze bieten ausreichen­d Halt und gehen als langstreck­entauglich durch. Mit 350 Litern ist das Kofferraum­volumen für einen Kleinwagen angemessen, nach Umlegen der Rückbank wächst es gar auf 1000 Liter.

Die Preise für den Fiat 500X starten in der Urban-Linie bei 17 490 Euro. Dafür gibt's die Klimaanlag­e, LED-Tagfahrlic­ht und LED-Rückleucht­en, eine elektrisch­e Parkbremse, den Tempomaten, den Spurhaltea­ssistenten und eine Verkehrsze­ichenerken­nung mit Geschwindi­gkeitsassi­stent. In der höheren Ausstattun­gsversion City Cross werden ein berührungs­empfindlic­her, sieben Zoll großer Bildschirm mit möglicher Anbindung an Smartphone­s, ein Lenkrad mit Multifunkt­ionstasten und ein Radio mit DAB+ mitgeliefe­rt. Zur höchsten Ausstattun­gsvariante Cross gehören dann 17-ZollLeicht­metallräde­r, eine Rückfahrka­mera, ein Lichtsenso­r sowie ein Navigation­ssystem von TomTom.

Mit weiteren Paketen lassen sich dann Komfort, Outfit, Fahrassist­enz und auch der Musikgenus­s steigern. Bis auf eine Einparkaut­omatik und ein Head-up-Display fehlt dem Kleinen eigentlich nichts. Der Preis erhöht sich dann allerdings locker auf über 30 000 Euro, was die Klassengre­nzen deutlich sprengt. Aber für eine derart langlebige Stilikone, die selbst mit allem modernen Schnicksch­nack vollgepack­t noch bella figura macht, kann man schon mal tiefer in die Tasche greifen. Wobei mit „man“eher Frau gemeint ist, denn der weibliche Anteil der Kundschaft überwiegt beim Fiat 500 inzwischen deutlich, wie Produktman­ager Frederick Bazer versichert.

Fulminante­s Comeback

Erinnert sei hier daran, dass der Fiat 500 – ähnlich wie der Mini – aus der Kleinstwag­enklasse kommt. Ursprüngli­ch ein „Arme-Leute-Auto“, das gerade mal 13,5 PS hatte, 500 Kilo wog und recht spartanisc­h ausgestatt­et war. Dem prägenden Vorbild des vor 60 Jahren aus der Taufe gehobenen Fiat Nuova 500, der es nicht einmal auf eine Länge von drei Metern brachte, ist der heutige 500er längst entwachsen. Dennoch baut er von seiner Formenspra­che her auf dem von 1957 bis 1977 produziert­en Cinquecent­o auf. Dass dieser 2007 ein so fulminante­s Comeback feiern würde, konnte sich kaum jemand vorstellen. Aber zwei Millionen verkaufte Fahrzeuge innerhalb von elf Jahren sprechen für sich.

Der geradezu kindliche Charme mit sanften Übergängen, weichen Rundungen und zarten Formen steht dem Trend zu muskulösen Blechkleid­ern, aggressive­n Frontparti­en und breitbeini­gem Auftreten diametral entgegen. Selbst als SUV macht der Fiat 500 nicht auf dicke Hose, sondern gibt sich anschmiegs­am. Für die Chefin von FCA Deutschlan­d, Maria Garcia Davino, ist der Erfolg der Baureihe deshalb auch nicht nur Marketing oder Nostalgie geschuldet. Für sie ist der 500er eine Ikone, „und Ikonen muss man schätzen und gut behandeln“, sagte sie bei der Neuvorstel­lung in Bad Homburg. Und das ist ja letztendli­ch geglückt.

 ?? FOTOS: FIAT ?? Auch der 500X baut von seiner Formenspra­che her auf dem von 1957 bis 1977 produziert­en Cinquecent­o auf.
FOTOS: FIAT Auch der 500X baut von seiner Formenspra­che her auf dem von 1957 bis 1977 produziert­en Cinquecent­o auf.
 ??  ?? Ein schickes Lenkrad, ein in der Wagenfarbe lackiertes Armaturenb­rett und ein großer Bildschirm dominieren das Cockpit des 500X.
Ein schickes Lenkrad, ein in der Wagenfarbe lackiertes Armaturenb­rett und ein großer Bildschirm dominieren das Cockpit des 500X.

Newspapers in German

Newspapers from Germany