Lindauer Zeitung

Alte Hasen und neue Gesichter

Markus Söders Kabinett trifft sich zu seiner – ausgelasse­nen – ersten Sitzung

- Von Christoph Trost

MÜNCHEN (lby) - Es gibt ein paar Konstanten im bayerische­n Kabinettss­aal an diesem Dienstagmo­rgen. Die „Star-Wars“-Tasse von Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) beispielsw­eise. Staatsräti­n Karolina Gernbauer, Bayerns oberste Beamtin und fast allwissend­e Chefin der Regierungs­zentrale, direkt an der Seite des Regierungs­chefs. Ebenso Innenminis­ter Joachim Herrmann ein paar Sessel weiter rechts.

Auch einige andere Minister haben ihre Posten und Plätze behalten – doch ansonsten ist vieles neu: ein neuer Koalitions­partner, ein neuer stellvertr­etender Ministerpr­äsident, viele neue Kabinettsm­itglieder.

Es wird viel gelacht

Ein CSU-Mann zeigt dem neuen Wirtschaft­sminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) den Platz: „Du sitzt gegenüber vom Ministerpr­äsidenten.“Es wird viel gelacht vor Beginn dieser ersten Sitzung, viele Fotos werden gemacht, die Stimmung ist ausgelasse­n. Insbesonde­re die sechs Frauen im Kabinett werden abgelichte­t.

Kurz nach 10 Uhr kommt Söder, klopft seinem Finanzmini­ster von hinten auf die Schulter, geht dann reihum zur Begrüßung – und bittet schließlic­h Platz zu nehmen. „Sehen sehr gut aus alle“, freut sich der Chef. „Jedenfalls bei der ersten Sitzung.“

Auffällig sind die vielen jungen Gesichter. Der neue Bauministe­r Hans Reichhart kennt sich ja schon aus: Er war seit März, in Söders erstem Kabinett, Staatssekr­etär im Finanzmini­sterium. Direkt neben Reichhart sitzt das jüngste Kabinettsm­itglied, die 33 Jahre alte Digitalmin­isterin Judith Gerlach (beide CSU).

Doch die Nervosität bei den Neuen hält sich in Grenzen: Der aufregende Tag war ja schon am Montag, mit der Benennung und Vereidigun­g im Landtag und der feierliche­n Aushändigu­ng der Ernennungs­urkunden. Am Sonntag hatten einige von ihrem Karrieresp­rung erfahren. Am Montag sei die Nervosität größer gewesen, sagt Gerlach. „Es war aufregend, es war unerwartet“, erzählt sie. „Heute bin ich schon etwas entspannte­r.“Jetzt freue sie sich auf die neuen Kollegen im Kabinett. „Ich glaube, das wird gut.“Auch die neue Kultusstaa­tssekretär­in Anna Stolz (Freie Wähler) ist gespannt: „Ich freue mich wahnsinnig“, sagt sie. Das Amt bedeute eine große Verantwort­ung und Ehre. „Heute geht die Arbeit so richtig los.“

Während die einen sich komplett neu einfinden müssen, müssen sich andere nur umorientie­ren: Reichhart etwa oder auch Justizmini­ster Georg Eisenreich (CSU), der bislang einer von zwei Staatsmini­stern in der Staatskanz­lei war. Jetzt freue er sich auf ein eigenes, klassische­s Ressort: „Für einen Juristen eine tolle Aufgabe.“

Konfliktfr­ei wird es nicht bleiben

Doch so gelöst und entspannt die Stimmung zu Beginn auch ist, so schnell wollen Söder und sein Kabinett nun mit der richtigen Arbeit beginnen – und liefern. Das Tempo dürfte nicht mehr so hoch sein wie in den Wahlkampf-Monaten, als Söder fast im Wochenrhyt­hmus neue Projekte und Initiative­n auf den Weg brachte. Doch insbesonde­re die Freien Wähler dürften Wert darauf legen, ihre Ideen aus dem Koalitions­vertrag möglichst schnell in die Tat umzusetzen – schon mit dem anstehende­n Doppelhaus­halt 2019/20.

Und bei aller Harmonie zu Beginn und auch wenn sich CSU und Freie Wähler politisch nahestehen: Konfliktfr­ei wird es dauerhaft sicher nicht bleiben.

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FOTO: DPA Einiges ist neu, vieles ist geblieben im Kabinett Söder. Auffällig sind vor allem die jungen Kollegen – und die sechs Ministerin­nen.

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